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Gut Leben investiert in Bannewitz

Ein neues Angebot macht das Haus für Menschen mit Schädelhirntrauma in Deutschland einmalig. Am Sonnabend steht die Tür für alle offen.

Von Verena Schulenburg
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Die Einrichtung "Gut Leben" an der B 170 in Bannewitz gibt Menschen nach Unfall oder Krankheit eine neue Chance.
Die Einrichtung "Gut Leben" an der B 170 in Bannewitz gibt Menschen nach Unfall oder Krankheit eine neue Chance. © Oliver Fischbach/Gut Leben

Als einzige Einrichtung ihrer Art in Sachsen hat "Gut Leben" vor knapp einem Jahr ihre Arbeit in Bannewitz aufgenommen. Nun sollen alle Interessierten erstmals die Räume an der B 170/Ecke Windbergstraße besichtigen können.

Die gemeinnützige Gesellschaft, die hinter dem Namen "Gut Leben" steht, hilft Menschen mit Handicap, wieder zurück in einen Beruf zu finden. Ganz anders als Behinderte, die von Geburt an beeinträchtigt sind, haben die Betroffenen hier zuvor ein geregeltes Leben geführt, standen mitten im Berufsleben, mit Familie, Freundeskreis, eben dem Leben, das sie sich aufgebaut hatten - bis zu ihrem Schicksalsschlag. 

Unfall, Schlaganfall oder neurologische Erkrankungen warfen diese Menschen aus ihrer Bahn. Ihrem geregelten Job können sie wegen Hirnschäden nicht mehr nachgehen, auch wenn sie es gerne wöllten. In Bannewitz erhalten sie deshalb die Chance, wieder langsam an eine Arbeit herangeführt zu werden und sich vielleicht irgendwann wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt zu etablieren. 

Aktuell kümmern sich 14 Mitarbeiter um 36 Betroffene, die hier betreute Arbeitsplätze in verschiedenen Bereichen erhalten, wie Büro, Gartenarbeit, Hauswirtschaft und Verarbeitung, der Hof- und Kreativwerkstatt sowie im Verkauf selbst hergestellter Produkte.

Wie genau diese Arbeit funktioniert, können sich Besucher am Sonnabend,  29. Februar, beim Tag der offenen Tür von 11 bis 15 Uhr anschauen, sagt Gut-Leben-Chefin Susanne Beckert. Neben einem Grußwort des Bannewitzer Bürgermeisters Christoph Fröse werden auch Worte von Frank-Peter Wieth, dem Büroleiter der sächsischen Staatsministerin für Soziales, erwartet. 

Nicht ohne Grund: Die Einrichtung will investieren. Für 1,1 Millionen Euro soll das ehemalige Autozentrum, in dem "Gut Leben" nun seinen Sitz hat, umgebaut und vor allem für die Betroffenen barrierefrei hergerichtet werden. Dafür hat die gemeinnützige Einrichtung nun eine Förderung von knapp einer Million Euro in Aussicht. "Wir sind auf die Prioritätenliste gekommen", sagt Beckert zuversichtlich. Wenn alles klappt, könne vielleicht im kommenden Jahr gebaut werden.

Ziel der Chefin ist es, künftig mehr betreute Arbeitsplätze in Bannewitz zu schaffen. Der Bedarf sei riesig, erklärt sie. Mindestens 60 Plätze für Betroffene soll es in Zukunft an dem Standort geben, betreut von 36 Mitarbeitern. Im Haus sei dafür Platz genug. Es müsse aber eben dafür vorbereitet werden.

Ein Novum gibt es schon jetzt. Wenn auch noch in den Anfängen begriffen, bietet die Bannewitzer Einrichtung seit diesem Jahr einen sogenannten Tagesstrukturbereich für die Betroffenen an. "Damit haben wir deutschlandweit eine Leuchtturmfunktion", sagt Susanne Beckert. Konkret geht das Angebot über die üblichen Werkstätten hinaus. 

Die Idee hierbei liege darin, den Teilnehmern über die Arbeit hinaus im Alltag Unterstützung zu leisten, zum Beispiel bei Behördengängen oder banalen Dingen wie Einkaufen, Wäsche waschen und so weiter - je nachdem, was der Einzelne für Hilfe benötigt. Künftig will Susanne Beckert auch die Fachtherapien, welche die Betroffenen zur Genesung brauchen - beispielsweise Physiotherapie oder Logopädie - in die Tagesstrukturen einbinden. Das sei für den Weg zurück ins Leben um einiges fördernder und wäre für diese Menschen optimal, so Beckert. Der Schwerpunkt in Bannewitz liege dennoch weiterhin auf der beruflichen Förderung.

Susanne Beckert will die Einrichtung "Gut Leben" zu einem Treffpunkt und Ort der Begegnung in Bannewitz machen. Die Ideen reichen von einem Hofladen über Ganztagsangebote für Schüler in der Umweltbildung bis hin zu einer eigenen Kultur-Gärtnerei auf einem Feld in der Nähe. Auch mit der Musik-, Tanz- und Kunstschule in Bannewitz sei die Einrichtung bereits wegen gemeinsamer Projekte im Gespräch.

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