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Gute Chancen für Huda und Ibrahim

Die Radebeuler Druckfirma Unitedprint ist die erste im Kreis, die einen Bewerbertag für Geflüchtete durchführt – mit richtig gutem Erfolg.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Huda Aldieb und Ibrahim Alsweidan kommen gerade vom Speed-Interview. So nennen die Unitedprint-Manager es, wenn sie in einem 20-minütigen Gespräch Bewerber für einen Job kennenlernen wollen. Der 27-jährige Syrer aus Damaskus spricht schon recht ordentlich Deutsch. Zweieinhalb Jahre ist er hier – vor dem Krieg geflüchtet.

Huda Aldieb und Ibrahim Alsweidan aus Syrien sind aus Großenhain gekommen, um sich für einen Job zu bewerben. Romy Kahnt vom Personalmanagement hat den Bewerbertag organisiert.
Huda Aldieb und Ibrahim Alsweidan aus Syrien sind aus Großenhain gekommen, um sich für einen Job zu bewerben. Romy Kahnt vom Personalmanagement hat den Bewerbertag organisiert. © Peter Redlich

Seine 27-jährige Frau hat es mit ihrer Familie in ein Flüchtlingslager bis in den Libanon geschafft. Vor gut einem Monat konnte er sie nachholen. Die beiden haben ein kleines Zimmer in Großenhain. Jetzt suchen sie eine Zweizimmerwohnung – und damit sie sich die Wohnung und ein wenig mehr leisten können, wollen möglichst beide arbeiten.

Von Freunden haben sie erfahren, erzählt Ibrahim, dass der Radebeuler Druckereibetrieb so einen Bewerbertag durchführt. Dass es in dem Betrieb die Möglichkeit gibt, auch ungelernt eine Ausbildung zu absolvieren. Der junge Mann hat in der Heimat als Maurer gearbeitet. Sie nur hin und wieder Helfertätigkeiten absolviert.

„Das Entscheidende ist, das jemand will. Dann kriegen wir bei uns Vieles hin“, sagt Holm Winkler, Vorstand von Unitedprint. Für die über 600 Mitarbeiter starke Mannschaft werden immer wieder Mitarbeiter in den Bereichen Druck- und Druckverarbeitung gesucht. „Deshalb haben wir den Bewerbertag auf die Beine gestellt“, so Winkler.

An diesem Tag sind alle Abteilungsleiter und alle Betreuer für die Besucher da. Immerhin, fast 70 Gäste haben sich angemeldet und kommen auch. Allein 29 vom Jobcenter Meißen. Andere kommen mit ihren Betreuern – etwa vom Flüchtlingsheim in Radebeul oder auch von weiter weg.

Huda und Ibrahim haben die Betriebsführung schon absolviert. Ihnen gefällt, wie das hier organisiert ist. Er sagt es und fragt gleich als Dolmetscher bei ihr nach. Seine stille Hoffnung, dass sie beide genommen werden. Huda ist schüchtern und befürchtet, dass sie wegen ihrer noch kaum vorhanden Deutschkenntnisse wenig Chancen hat.

Romy Kahnt vom Personalmanagement bei Unitedprint hat den Tag wesentlich mit organisiert. Sie erzählt den beiden, wie international der Betrieb bereits ist. Dass hier Menschen aus 30 Nationen und auch schon fünf Flüchtlinge arbeiten. Für Deutschkurse ist extra eine Mitarbeiterin in dem Unternehmen angestellt.

In kleinen Gruppen, begleitet von den Fachleuten des Werkes, werden die Besucher halbstündlich durch die Werkhalle, die Pausenräume, die Kantine geführt. Wer hier genommen wird, darf zuerst in einem Praktikum beweisen, dass er fleißig und willig ist, wozu auch pünktliches Erscheinen zur Arbeit gehört.

Ibrahim hat für sich und seine Frau schon mit der Uhr gestoppt, wie lange sie von Großenhain nach Radebeul-Naundorf brauchen – 19 Minuten bis zur Bushaltestelle, dann die Busfahrt und noch ein Stück zu Fuß, alles zusammen knapp eine Stunde.

Im Speed-Interview müssen die beiden einen guten Eindruck hinterlassen haben. Jedenfalls erhalten sie einen Briefumschlag, in dem der nächste Treff am 8. Juni vereinbart ist. Und auch die Chance, dass beide – vorerst zum maximal vierwöchigen Praktikum – genommen werden, ist groß. Romy Kahnt: „Dann kommen sie eben beide in eine Schicht. Er kann ihr vieles erklären und sie lernt dabei schneller die deutsche Sprache.“