Merken

Gute Noten für Löbau

Im Stadtarchiv ist ein altes Heimatlied über die Stadt gefunden worden. Wie es klingt, konnten Besucher zum Neujahrsempfang hören.

Teilen
Folgen
© Stadtarchiv Löbau

Von Romy Altmann-Kühr

Löbau. „Du Schmuck an deines Berges Fuß, die Löbau klingt mein Heimatgruß“, mit diesen Zeilen hat Anne Großhäuser jetzt beim Neujahrsempfang der Stadt Löbau auf der Bühne in der Johanniskirche die Besucher berührt. Die Zeilen stammen aus einem alten Löbauer Heimatlied. Die Sängerin aus Löbau, die auch mit ihrer Band Stereo Pilot erfolgreich ist, hat es mit ihrem Musiker, der sie auf dem Keyboard begleitet, einstudiert und auf Wunsch von Oberbürgermeister Dietmar Buchholz zum Neujahrsempfang gesungen.

Geschrieben hat das Lied der Löbauer Richard Plesky im Jahr 1936. Eine Postkarte mit Noten und dem Liedtext sowie einer Löbau-Ansicht als Motiv wurde im vorigen Jahr im Löbauer Stadtarchiv entdeckt. Viel ist zum Lied selbst und seiner Herkunft aber nicht bekannt. Dafür über Richard Plesky. Corinna Wandt, die Leiterin des Löbauer Stadtarchivs, hat auf Nachfrage der SZ einige Unterlagen über Plesky zusammengetragen. Plesky war Lehrer in Löbau und dichtete die Liedzeilen zum Löbauer Heimatlied kurz vor seiner Pensionierung. Geboren wurde Richard Plesky 1876 in Hartau bei Zittau. Aufgewachsen ist er hauptsächlich bei den Großeltern in Dittelsdorf, besuchte dort auch die Volksschule. Das geht aus einem Lebenslauf hervor, den Plesky seinerzeit selbst verfasst hat und der im Löbauer Stadtarchiv im Nachlass von Richard Plesky lagert. Nach dem Abschluss der Volksschule wechselte Plesky nach Löbau an das Königliche Lehrerseminar und wurde zum Volksschullehrer ausgebildet. Diesen Beruf übte er zunächst in Lawalde aus, später an der zweiten Bürgerschule in Löbau – der heutigen Pestalozzischule. Kurz vor seiner Pensionierung wurde er an der ersten Bürgerschule, der späteren Preuskerschule, angestellt. Dort blieb er bis zum Ruhestand, den er 1939 antrat. Verheiratet war Richard Plesky mit Selma Crasselt, die aus der Familie der Löbauer Pianoforte-Fabrik Louis Crasselt stammte. Diese gab es neben der bis heute bekannten Pianoforte-Fabrik August Förster ebenfalls in Löbau. Bereits 1930 wurde die Firma Crasselt aber aufgelöst.

In Löbau war der Oberlehrer offenbar sehr bekannt. Der Sächsische Postillon berichtete in seiner Ausgabe vom 2. Januar 1936 zu seinem 60. Geburtstag über Plesky. Dort ist davon die Rede, dass er als sehr hilfsbereiter Mensch bekannt und beliebt sei. Auch wird ihm in dem Beitrag ein „guter Schuss Humor“ und „eine glänzende Begabung, Verse zu schmieden“ bescheinigt. Deshalb habe er zu vielen Festen, Schulfeiern oder anderen Veranstaltungen Texte und Verse beigetragen. Außerdem schrieb er Stücke zu den sogenannten Marktspielen. Solche Veranstaltungen fanden zum Beispiel aus Anlass des 700-jährigen Jubiläums von Löbau und Weißenberg statt oder zum 300-jährigen Jubiläum der Zugehörigkeit der Lausitz zu Sachsen. Auch in diesen Festspielen wurde die Heimatverbundenheit Pleskys deutlich, schreibt der Sächsische Postillon. Pleskys teilweise auch humoristische Dichtungen werden sogar mit den Werken Wilhelm Buschs verglichen. Auch auf anderen Gebieten engagierte sich Plesky gesellschaftlich. Er baute im Löbauer Turnerverein die Abteilung Frauenturnen zur damaligen Zeit mit auf.

Verstorben ist Richard Plesky 1953 in Münster. Das geht aus einem Randvermerk auf der Urkunde zur Eheschließung hervor, berichtet Corinna Wandt vom Löbauer Stadtarchiv.