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Gymnasiast rettet Dreijährigem das Leben

Die Polizei im Heidenauer Klassenzimmer: Da hat mancher ein mulmiges Gefühl. Nur Peter Schneider und sein Kumpel kennen den Grund.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Ein Polizeiauto am Heidenauer Pestalozzi-Gymnasium, Männer in Uniform vor dem Klassenraum, der beauftragte Schulleiter auch dabei, die Mutter eines Schülers und noch einige andere Leute: Was hat das zu bedeuten? In der 8c herrscht zu Beginn der Mathestunde am Mittwoch angespannte Stimmung. Zwei aber sind ganz gelassen. Peter Schneider und sein Freund und Banknachbar.

Ihm hat Peter erzählt, was jetzt hier gleich passiert und was dem vorangegangen ist. Der 25. Juli war ein sonniger Montag in den Ferien. Peter und seine Mutter waren von einer Freundin zum Baden ins Dresdner Arnholdbad eingeladen. Eigentlich gehen sie sonst meist nach Heidenau und Pirna. Das sind tolle Bäder, sagt Mutter Diana Miller.

Um die 800 Leute haben an diesem Tag die gleiche Idee. Es herrscht also ganz schönes Getümmel im Arnholdbad, in dem es auch für geübte Rettungsschwimmer nicht einfach ist, alles im Blick zu behalten.

Peter steht am Wasserpilz und wartet, dass das Wasser wieder sprudelt. Da schaut der 13-Jährige auf das Becken und sieht einen kleinen Jungen mit dem Gesicht nach unten. Erst denkt er, er taucht. „Aber so eine Lunge kann so ein kleiner Kerl gar nicht haben.“ Kaum hatte er das gedacht, rennt er auch schon zum Schwimmmeister. Der springt auf. Kurz darauf kommt der Rettungswagen. Peter hat das seiner Mutter bereits angekündigt. „Ich habe Leben gerettet“, sagt er. Die Mutter wusste nicht, was passiert war. Jetzt sind sie, die Tante, die Oma, die ganze Familie mächtig stolz auf Peter. „Er ist jetzt unser Held.“

Hingeschaut und gehandelt, das ist vorbildlich, sagt Schulleiter Frank Clausnitzer. Als er auf seinem Schreibtisch einen Zettel fand, er solle beim Polizeirevier Dresden-Mitte anrufen, es gehe um einen Schüler, da war auch er erst einmal erschrocken. Umso mehr hat sich Clausnitzer dann gefreut, als er den Grund erfuhr. „Ich war zu Tränen gerührt“, sagt der Schulleiter. Von der Schule und der Stadt Heidenau bekommt Peter einen Büchergutschein. Auch der Dresdner Badleiter Matthias Waurick hat einen Beutel voller Geschenke mitgebracht und bedankt sich. In Deutschland seien voriges Jahr 500 Menschen bei Badeunfällen gestorben, zehn davon in Freibädern, erzählt er. Dass es dem kleinen Jungen wieder gut geht, ist dem engagierten Einsatz von Peter zu danken. Er ist ein bisschen aufgeregt, ihm fällt ein Geschenk mehrmals runter und er findet sich selbst ein bisschen tollpatschig. Aber das nimmt ihm in dem Moment keiner übel.

„Bis zum nächsten Mal“, verabschiedet sich Badleiter Mattias Waurick. Die nächsten zehn Badbesuche sind kostenlos und der Sommer hoffentlich noch nicht ganz vorbei. „Und immer schön die Augen aufhalten“, gibt Polizist Falk Schuhmann Peter mit auf den Weg. Klar, wird gemacht. Doch jetzt stehen erst mal noch drei Stunden Unterricht auf dem Stundenplan. Peter mag alles, was mit Natur zu tun hat, Tiere, Pflanzen. Und tauchen. Deshalb wünscht er sich als Nächstes einen Fotoapparat, mit dem er unter Wasser fotografieren kann.

In der Klasse staunen alle und klatschen. Keiner hatte etwas geahnt. Peters Banknachbar hatte das Geheimnis für sich behalten. Eine ganze Woche. Ein Mädchen versteht besonders gut, was Peters Einsatz im Freibad bedeutet. Sie ist selbst einmal fast ertrunken.