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Häuser mit schwierigen Aussichten

Eine Zwangsversteigerung soll das Haus an der Wettinstraße in Pulsnitz retten. Schlechter sieht es für Gebäude in Oberlichtenau aus.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Rosenbilder schmücken das Schaufenster des stolzen Bürgerhauses auf der Wettinstraße 4 in Pulsnitz. Mode wurde dort einst verkauft. Deshalb ist das Gebäude als Rosemoden bekannt. Ein Schmuckstück ist es allerdings längst nicht mehr. Der graue Putz bröckelt. Die Diskussion um ein Haus auf der Robert-Koch-Straße hat die Aufmerksamkeit auch auf andere Ruinen gelenkt. Rosemoden gehört dazu. Und Uwe Schubert aus Oberlichtenau sagt, dass auch die Sorgenkinder in dem Ortsteil nicht vergessen werden sollten. Die versammeln sich an der Pulsnitztalstraße. Die Häuser 42, 52, 66 und auch die 21 nebst dem Haus gegenüber gehören wohl dazu. Doch dazu später. Gemessen an diesen Gebäuden sieht es für Rosemoden noch eher rosig aus. Der Zustand ist aber stark sanierungsbedürftig. Der ansehnliche Erker, die Geschäftsräume im Erdgeschoss und Reliefs an der Fassade erinnern an bessere Zeiten. Zwischen zwei sanierten Häusern fällt es deutlich aus dem Rahmen. Dabei tut sich viel in der Stadt. Zuletzt wurden auf dem Julius-Kühn-Platz Häuser renoviert. Bei anderen Gebäuden im Stadtzentrum steht die Sanierung in Aussicht. Bewegung soll jetzt zum Beispiel ins Herrenhaus kommen. Selbst das verfallene frühere Konsumgebäude könnte noch eine Chance bekommen. Dort will sich ein Investor heranwagen, der schon andere Herausforderungen in der Stadt gestemmt hat. Dazu gehörte, die frühere Berufsschule auf der Goethestraße in eine Wohnresidenz umzubauen. Es ist die Firma Soko-Bau aus Dresden. Die hatte auch an Rosemoden immerhin Interesse gezeigt. Dennoch geht nichts los.

Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und sei herrenlos, heißt es aus dem Rathaus. Es gibt also keinen Ansprechpartner. Die Stadt strebe eine Zwangsversteigerung an, heißt es. Erschwerend wirke, dass die Immobilie mit erheblichen Hypotheken belastet sei, auch noch Verbindlichkeiten aus DDR-Zeiten, die das Grundstück belasten. 18 Gläubiger sind zu berücksichtigen. Druck kann die Kommune im Grunde nur über die öffentliche Sicherheit ausüben und diese Einfordern. Zum Beispiel, wenn Ziegel vom Dach fallen. Die Stadt rechnet mit einem langwierigen Verfahren, das sich noch über mehrere Jahre hinziehen könnte. Aber es gibt Hoffnung.

Es finden sich keine Käufer

Deutlich schwieriger sieht es für die Ruinen von der Oberlichtenauer Pulsnitztalstraße aus, auf die Uwe Schubert aufmerksam macht. Das Haus 66 ist zum Beispiel noch bewohnt, auch wenn man’s kaum glauben mag – vom Eigentümer selbst. Dem gehört auch noch eines der weiteren maroden Gebäude. Die Pulsnitztalstraße 21 (links neben dem Lager eines Autohauses) steht dagegen leer und kam jetzt bei einer Zwangsversteigerung unter den Hammer für einen Euro. Dennoch wollte das Haus keiner haben. Der Eigentümer sei abgetaucht und für die Stadt momentan nicht greifbar, schätzt die Bürgermeisterin Barbara Lüke ein. Das deute auch auf das Grundproblem hin, das alle dieser Häuser haben: Sie finden keine Käufer, selbst bei einer Zwangsversteigerung für einen Euro. Sie liegen an der Staatsstraße, haben mit wenig Ausnahmen kaum Grundstück drumherum, nicht mal zum Parken des Autos und sind insgesamt wenig attraktiv. Und sie sind in privatem Eigentum. Die Stadt könne kaum mehr tun als die Sicherheit durchzusetzen. Eine Chance für einen Verkauf sieht die Stadt derzeit nur bei einem Haus aus der Reihe, bei der Nummer 52. Die Stadt könnte bei solchen Häusern mit Zwang reingehen, Sicherungsmaßnahmen oder sogar eine Sanierungsverfügung erwirken und anstelle des Eigentümers sanieren. Wenn der die Kosten dann aber nicht erstatte? Es würde einen Käufer voraussetzen: „Sonst verfällt so ein Haus ja erneut“, so Barbara Lüke. Sie habe auch eine Verantwortung dem Steuerzahler gegenüber. Und es sei letztlich die Frage: „Wer will dort wohnen.“ Im einen oder anderen Fall wäre wohl auch wegschieben das Beste. Aber auch dann steht die Frage, wer es bezahlen soll? Eine Patentlösung hat die Stadt derzeit nicht parat.