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Hainsberger Haarkunst

Die einstige Leistungssportlerin Ina Kittner ist Friseurmeisterin mit Leib und Seele – und mit außergewöhnlichen Ideen.

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© Andreas Weihs

Von Thomas Morgenroth

Freital. Wer schön sein will, trägt heutzutage Balayage, Painting oder Highlights – und manchmal Alufolie auf dem Kopf, jedenfalls ungefähr eine Stunde lang. Sonst wird es nichts mit den Strähnen, die blonde oder orange Akzente setzen. Und es sind keineswegs nur Frauen, die sich dieser Prozedur unterziehen. Auch Männern wickelt Ina Kittner in Hainsberg ganz selbstverständlich das glänzende Metall in die Haare. Wie Sandro von nebenan, den die Friseurmeisterin in ihrer Haar-Galerie auf der Rabenauer Straße freundlich begrüßt und um ein paar Minuten Geduld bittet. Der Mittdreißiger sucht derweil auf seinem Smartphone das Foto eines Mannes heraus, dessen Frisur er gerne hätte.

Ina Kittner, die einen weißen Blazer mit Goldknöpfen über einer weißen Bluse als Arbeitskleidung trägt, rollt einen Hocker an die Seite des bequemen Sessels, in dem ihr Kunde Platz genommen hat. Sie betrachtet das Bild auf dem Bildschirm des Telefons und weiß, was Sandro möchte: „Das trägt heute jeder Mann.“ Na ja, vielleicht fast jeder. Ina Kittner nimmt sich nun viel Zeit für die Beratung, erklärt dem Familienvater, dass eine Frisur bei jedem Menschen anders wirkt. Sie bietet ihm an, dass er sie jederzeit anrufen kann, wenn etwas mit der Frisur nicht stimmt.

Diese Garantieleistung ist für Ina Kittner selbstverständlich. Auch deshalb hat die engagierte Handwerkerin bereits rund 500 Stammkunden. Ihr Einzugsgebiet reicht inzwischen über den Weißen Hirsch in Dresden bis nach Bautzen. „Ich fühle mich hier sehr gut bedient“, sagt Sandro. Das darf man durchaus auch wörtlich nehmen: Während er die Farbe einwirken lässt, serviert ihm Ina Kittner wahlweise Kaffee, Wasser oder auch Sekt. Ein kostenloses Angebot, dass ihre Kunden gerne annehmen. Besonders dann, wenn es mal etwas länger dauert mit der Haarkunst, wie jüngst bei einer jungen Dame, die geschlagene viereinhalb Stunden in Ina Kittners Geschäft zubrachte – und schließlich mit einem neuen Blond in ihren langen Haaren zufrieden nach Hause ging.

„Ich will mehr als nur Haare schneiden“, sagt Ina Kittner. „Ich finde es wichtig, meine Kunden auch nach fünf Jahren noch glücklich zu machen.“ Und zwar auf höchstem Niveau. „Ich bilde mich regelmäßig weiter, bin zu Workshops bei Estel in Polen oder im Wella-Studio in Leipzig.“ Eine ihrer Spezialitäten ist die Haarverlängerung und -verdichtung mit echtem Haar. Neuerdings bietet Ina Kittner zudem in Zusammenarbeit mit der Freitaler Kosmetikerin Annett Just Style- und Schminkabende an.

„Ich möchte mir mit Qualität einen Namen machen“, sagt Ina Kittner. Dazu gehört für sie ein ansprechendes Ambiente. Im Juni hat die 42-Jährige ihr Geschäft, das sich in der ehemaligen Bäckerei Franke befindet, auf eine Fläche von rund 80 Quadratmetern verdoppelt und komplett neu eingerichtet. Nobel ist es geworden und modern. Weiß- und Brauntöne dominieren, ein Kristalllüster und die barock wirkenden Spiegel brechen die klaren Strukturen wohltuend auf. An den Wänden hängen Ina Kittners eigene Bilder, wie übermalte Assemblagen von Holzstücken oder vergoldete Reliefs aus Spachtelmasse.

Im Grunde muss Ina Kittner keine Werbung für ihre Haar-Galerie machen. Die Nachfrage ist riesig. Bis Weihnachten gibt es kaum noch freie Termine, obwohl sie eine Friseurmeisterin und einen Lehrling eingestellt hat und sich selbst ein Pensum von bis zu 13 Stunden täglich aufbürdet. Als Mutter von zwei Kindern, die elf und 14 Jahre alt sind, ist das nicht immer einfach zu managen. „Aber ich liebe meine Arbeit“, sagt sie.

Dabei hasste sie ihren Beruf zunächst, kaum dass sie ihre Lehre abgeschlossen hatte. Sie hatte eher eine sportliche Karriere im Sinn, sie war Leistungssportlerin im Wasserspringen. Schon mit vier Jahren sprang sie vom Drei-Meter-Brett. Trainiert von der mehrfachen Olympiasiegerin Ingrid Krämer-Gulbin, gehörte Ina Kittner zur landesweiten Spitze. Aus gesundheitlichen Gründen allerdings musste sie bereits in der zehnten Klasse aufhören.

Fortan widmete sie sich also den Frisuren der Menschen. Und fand zunehmend Gefallen daran. 2002 machte sie in Bayern ihren Meister und 2011 ihren eigenen Salon auf, die Haar-Galerie, mit der sie im April 2014 an die Rabenauer Straße zog. Dort, in ihrem „zweiten Wohnzimmer“, kann sie ihre beruflichen Träume verwirklichen. Auch an Köpfen wie dem des Hainsbergers Sandro. Und sie plant dabei bereits den zehnten Geburtstag ihres Geschäftes, den sie 2021 mit einer Styling-Show auf Schloss Burgk ganz groß feiern will.

www.haargalerie-kittner.de