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Halloren sortiert Kugeln aus

Der neue Chef der Schokoladenfabrik will, dass die Firma 2020 wieder schwarze Zahlen schreibt. Dafür plant er Ballast abzuwerfen.

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Neue Trendsorten, dafür aber weniger Geschmacksrichtungen insgesamt – das ist die neue Strategie vom Süßigkeiten-Hersteller Halloren.
Neue Trendsorten, dafür aber weniger Geschmacksrichtungen insgesamt – das ist die neue Strategie vom Süßigkeiten-Hersteller Halloren. © Symbolbild/dpa

Halle. Mit einem schmaleren Sortiment und weniger Personal aus den roten Zahlen heraus: Der Schokoproduzent Halloren will eine ganze Reihe seiner Produkte aussortieren. Allein von den Halloren-Kugeln sollen zwei Drittel der derzeit 15 Standard-Sorten wegfallen, wie der neue Chef des Traditionsbetriebs, Ralf Wilfer, am Mittwoch in Halle ankündigte. Auch im Pralinen-Segment will er sich von vielen Sorten trennen und künftig stärker auf saisonale Angebote und kurzlebige Trendvarianten setzen.

Wilfer will mit mehreren Maßnahmen die herben Verluste und großen Umbrüche der letzten Jahre beenden - und die Firma wieder in die schwarzen Zahlen führen. Auch ein Jobabbau ist eingeplant. "Wir werden mit Sicherheit Befristungen nicht verlängern", kündigte Wilfer an. Er plane 190 bis 220 Beschäftigte für das laufende Jahr ein - darin seien befristet angestellte Saisonkräfte eingeschlossen. Im vorigen Jahr beschäftigte die Firma nach eigenen Angaben 262 Mitarbeiter.

Der Schokoproduzent schreibt seit Jahren Verluste. "Weitermachen wie bisher ist keine Option", sagte Wilfer. Für 2019 prognostiziert der gebürtige Hesse noch einmal einen Verlust von 1,6 Millionen Euro. Dann soll das Unternehmen in die Gewinnzone zurückkehren. Der studierte Wirtschaftsingenieur Wilfer hatte erst im Herbst den Chefposten bei Halloren übernommen.

Im Kern der Zukunftsstrategie steht der Name Halloren. "Die Marke wurde definitiv vernachlässigt", sagte der Firmenchef. Sie müsse wieder behutsam gepflegt werden. Auch ein neues Design soll nach und nach eingeführt werden. "Wir brauchen deutlich bessere Klamotten, der Verpackung fehlt der Pep."

Der neue Halloren-Chef Ralf Wilfer stellte jetzt seine künftige Strategie für das Unternehmen.
Der neue Halloren-Chef Ralf Wilfer stellte jetzt seine künftige Strategie für das Unternehmen. © Archiv/dpa

Welche Pralinen und Halloren-Kugeln aus dem Programm genommen werden, ist laut Wilfer noch nicht entschieden. Der Klassiker Sahne-Cacao sei gesetzt. Dazu soll es vier bis fünf weitere Varianten geben. Hinzu kämen zeitlich befristete Sorten, die Trends aufgreifen oder zur Jahreszeit passen. Bei der Entwicklung der neuen Produkte will die Firma enger mit dem Handel zusammenarbeiten.

Halloren ist nach eigenen Angaben die älteste deutsche Schokoladenfabrik. Seit dem Kauf der belgischen Pralinentochter Bouchard 2013 war es nur noch bergab gegangen: Der Konzern schrieb Verluste, zog sich von der Frankfurter Börse zurück und verkaufte all seine Töchter. Als Konsequenz wurde die gesamte Führungsriege um den langjährigen Vorstandschef Klaus Lellé ausgewechselt und ein Sanierungsexperte eingesetzt. Der übergab im Herbst an Wilfer, der nach eigenen Angaben über lange Erfahrungen in der Lebensmittelbranche verfügt. Er ist alleiniger Vorstand.

Vor der Schrumpfkur machte das Unternehmen im Jahr 2017 einen Umsatz von 107,7 Millionen Euro - und 3,6 Millionen Euro Minus. Für 2018 gibt es noch keinen Jahresabschluss. Wilfer schätzt, dass am Ende 61 Millionen Euro umgesetzt sind, bei 1,9 Millionen Euro Verlust. Vergleichbar seien die Werte nicht, weil voriges Jahr noch die Töchter zum Ergebnis beigetragen hätten. Für 2019 rechnet der neue Halloren-Chef mit einem Umsatz von 21,5 Millionen Euro. 

Halloren-Kugel schmeckt heute anders

Viele behaupten, dass Halloren-Kugeln heute anders schmecken als zu DDR-Zeiten. Halloren-Betriebsleiter Ralf Schlusnus, der seit dem Jahr 2000 mit Unterbrechungen in der Schokoladenfabrik arbeitet, hörte diese Einschätzung auch immer wieder und wollte es genauer wissen. Mehrere Kollegen, die schon Jahrzehnte dabei sind, hätten ihm bestätigt, dass die Kugel in der DDR anders schmeckte - vor allem krümeliger, berichtete Schlusnus.

Auf die Frage, woher die krümelige Konsistenz gekommen sei, habe er wortwörtlich die Antwort bekommen: "Wir haben da immer "Nüscht-Pulver" reingerührt." Er habe bis heute nicht herausgefunden, was dieses ominöse Pulver "aus Nichts" gewesen sein könnte, verriet Schlusnus. "Ich tippe aber auf Stärke oder irgendeinen Milchpulverersatz." 

Dass die Halloren-Kugel heute anders schmecke, liege an den hochwertigeren Zutaten. So werde unter anderem standardisiertes Vollmilchpulver verwendet. Das Grundrezept für den Klassiker ist unantastbar. "Das sind wir", sagte Halloren-Chef Ralf Wilfer. Daran solle sich nichts ändern. (dpa)