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Hand, Werk, Kunst

Rund 100 Betriebe aus Dresden und Umgebung laden in ihre Werkstätten ein. Edles und Süßes sind dabei.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Sanft bearbeitet Dirk Salomo mit einem Hämmerchen den Silberring. Die Lötflamme sorgte zuvor dafür, dass das Material weich genug ist. „Eigene Kreationen sind von den Kunden immer stärker gewünscht“, erzählt der Goldschmiedemeister. Er versteht sich als traditioneller Handwerksbetrieb und betreibt auf der Dresdner Königsbrücker Straße sein Goldschmied- & Juwelier-Geschäft.

Gerade kommt Kunde Bernd Hoffmann ins Geschäft. Nach zehn Jahren Partnerschaft will er seinen Mann Christoph am 22. März heiraten. Doch neue Ringe kamen für sie nicht infrage: Die Erinnerung an die ersten zehn gemeinsamen Jahre sollte erhalten bleiben. Deshalb hat Goldschmied Salomo den Partnerschaftsring längs geteilt. Dazwischen wurde ein Silberring mit einem kleinen quadratischen Diamant im Princess-Schliff eingearbeitet. Bernd Hoffmann schwärmt: „Das ist richtig geil geworden, eine wirkliche Handwerkskunst. Wir wollten einen Brilli als Richtstrahl für den richtigen Weg, aber keinen, der feminin wirkt.“

Dann erzählt er von seinen Erlebnissen mit diversen Juwelieren, die offensichtlich wenig Interesse zeigten, seine Wünsche zu erfüllen. Salomo lächelt bescheiden. Dennoch merkt man ihm an, dass auch er sich über die Zufriedenheit seiner Kunden freut. Etwa 70 Prozent des Umsatzes des Handwerksunternehmens mit drei Mitarbeitern sind Handwerksleistungen wie individuelle Neuanfertigungen, Umarbeitungen und Reparaturen. Der Rest wird durch Handelsware erzielt. In den 1990er-Jahren war das Verhältnis etwa umgekehrt.

Derzeit steht es hoch im Kurs, Eheringe umzugestalten. Gold war zu DDR-Zeiten extrem schwer zu bekommen. Oft legte die Familie ihre Schätze für das junge Paar zusammen, oder die Westverwandtschaft schickte Gold beziehungsweise gleich die Ringe. Durch den harten Kampf haben die Ringe für viele nun eine besondere Bedeutung. Zu Ehejubiläen sollen diese Schmuckstücke nun häufig „aufgehübscht“ werden.

Persönlich liebt es Salomo ungewöhnlich: Sein Ehering besteht aus zwei miteinander verbundenen Quadraten aus Weißgold. Sein Meisterstück war eine Brille mit einem auswechselbaren Mittelsteg, sollte es festlich sein, war dieser mit einem Turmalin geschmückt. Der 44-Jährige ist in der dritten Generation Goldschmied. Seine Mutter Monika hatte 1987 ihr erstes Geschäft auf der Görlitzer Straße eröffnet. Dort hatte der Sohn in den Ferien mitgemacht. So fing er Feuer und entschied sich selbst 1990 für die Ausbildung als Goldschmied. Nach der Gesellenprüfung machte er berufsbegleitend weiter und legte 1999 die Meisterprüfung ab.

Viele Kunden nehmen gern am Entstehungsprozess ihrer Schmuckstücke oder Eheringe teil. Dirk Salomo berät sie nicht nur ausführlich über die Möglichkeiten, sondern lässt sie hin und wieder selbst teilnehmen. Zum Beispiel, wenn ein Armband der Oma eingeschmolzen wird, um daraus Trauringe für die Enkelin zu fertigen.

Seit Jahren nimmt Dirk Salomo auch bei den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks teil. Am 23. März öffnet auch Salomo sein Geschäft und die kleine Werkstatt für Besucher. Am 24. führt er vor, wie Gold oder Silber eingeschmolzen und zu kleinen Barren gegossen wird, aus denen später neue Schmuckstücke entstehen.

Die Handwerkskammer Dresden richtet bereits zum fünften Mal die Tage des Europäischen Kunsthandwerks aus. Im Kammerbezirk konnte sie dafür etwa 100 Handwerksbetriebe gewinnen. Erstmals präsentieren auch die Handwerkskammern Chemnitz und zu Leipzig das Kunsthandwerk in ihren Regionen. Kammerpräsident Jörg Dittrich erklärt: „Die Besucher haben drei Tage Gelegenheit, eine Entdeckungstour durch die Werkstätten sächsischer Kunsthandwerker zu unternehmen und dabei die unverwechselbare Handschrift der Kreativszene zu erleben. Vom edlen Abendkleid über die klangvolle Kleinorgel, filigrane Wohnaccessoires aus Keramik bis hin zur aufwendig gearbeiteten Steinskulptur, all das und noch vieles mehr ist Kunsthandwerk.“

2002 ist die Initiative zu den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks in Frankreich entstanden. Mittlerweile finden sie in rund 20 europäischen Ländern statt. Zukunft auf Traditionen aufbauen“ heißt das diesjährige Motto.

Am 22. März wird Jörg Dittrich die Aktionstage um 19 Uhr in der Kunsthalle im Kraftwerk Mitte eröffnen. Der Eintritt ist frei. Zum Programm gehören Vorträge, Workshops und eine Live-Performance. Verschiedene Gewerke könne sich zu Netzwerken zusammenschließen. Vielleicht läuft Dittrich das Wasser im Munde zusammen, wenn die Innungen für Bekleidungshandwerk, Konditoren und Friseure live vor Ort das Pralinenkleid „SchoCouture“ fertigen. Das von Astrid Stöcker präsentierte Kleid aus Tüll und Seide wird mit Pralinen und Blüten aus Schokolade verziert.

22. bis 25. März, Tages des Europäischen Kunsthandwerks. Das Programm, alle teilnehmenden Kunsthandwerker und Informationen zur Eröffnungsveranstaltung unter www.kunsthandwerkstage.de