Radebeul
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Handwerker in dritter Generation

Ein Jahr nach Betriebsübernahme bauen die Gebrüder Hänig den Firmensitz um. Da kann auch der Lehrling viel lernen.

Von Ines Luft
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Jeder Handgriff muss sitzen: Klempnermeister Clemens Hänig bei letzten Arbeiten am neuen Kunden-WC in der Installateur- und Klempnermeister Hänig GmbH in Weinböhla.
Jeder Handgriff muss sitzen: Klempnermeister Clemens Hänig bei letzten Arbeiten am neuen Kunden-WC in der Installateur- und Klempnermeister Hänig GmbH in Weinböhla. © Norbert Millauer

Weinböhla. Wie genau funktioniert eigentlich ein Dusch-WC? Das können die Kunden der Klempnerfirma Hänisch jetzt testen. Auf der Kundentoilette. Frisch eingebaut. Mit Duscharm für den Po. Papier wird nur noch zum Abtrocknen benötigt. Sogar das lässt sich noch abgeben.

 An den Warmluftfön. Alles natürlich nicht ganz billig. Während normale WCs zwischen 95 und 400 Euro kosten, ist der Dusch-WC-Besitzer ab 2 000 Euro dabei. Und kann bei Bedarf, beispielsweise bei Knieproblemen, einen weiteren Vorteil genießen: die Höhenverstellbarkeit des stillen Örtchens.

Einige Interessenten haben das bereits probiert. Was Klempnermeister Clemens Hänig (29) freut: Mehr als erwartet finden die Anlage gut. Die Nachfrage steigt. Nicht nur von Menschen, die dadurch weniger Hilfe von Pflegekräften benötigen. In vielen Krankenhäusern ist das Dusch-WC Standard. 

Es ist nicht die einzige Neuerung auf der Beethovenstraße, auch Hof und Werkstatt verändern sich. Im Frühjahr 2018 haben Clemens Hänig und sein Bruder Johannes, Meister für Installation, Heizungs- und Lüftungsbau, den Betrieb mit fünf Angestellten von Vater Johannes übernommen, als Geschäftsführer und Inhaber, in dritter Generation.

 Und verstärkt festgestellt: Ihr Unternehmen könnte mehr leisten, wären nicht die Möglichkeiten vor Ort begrenzt. Zu wenig Platz für mehr Personal und Material. Dabei ist die Nachfrage nach ihrer Arbeit so hoch, dass sie sich kaum bewältigen lässt, auch wenn die Mitarbeiter Bestmögliches leisten, sagt Clemens Hänig.

Badeinbau und -sanierung sowie Heizung machen insgesamt 90 Prozent des Umsatzes aus, die Dachklempnerei den Rest. Das Verhältnis ist dem großen Heizungsbedarf – wegen der vielen in den 90er-Jahren angeschafften und inzwischen überholungs- oder austauschbedürftigen Kessel – geschuldet.

 Auch an Dächer würden sie sich gern weiter wagen, haben Hänigs doch nicht nur am Weinböhlaer Kirchendach mitgewirkt. Ein aktuelles Vorhaben in der Gemeinde: Die Glasüberdachung für den Keulschen Hof, wo die Firma das Klempnern übernimmt.

Alles Aufgaben, für die sie gern mehr Lehrlinge ausbilden würden. Derzeit gehört ein Installateur-Azubi im dritten Lehrjahr zum Team. Ebenfalls gefragt: Nachwuchs für Dachklempner. 

Junge Leute mit handwerklichem Geschick, räumlicher Vorstellungskraft, Kreativität, die auch Statuen verkleiden müssen, vieles mit denkmalpflegerischem Hintergrund. Hänigs haben unter anderem für Kempinski Dresden Blumentöpfe für die Orangenbäume hergestellt. 

Der Installateur hat es dagegen eher mit fertigem Material zu tun, ist vor allem digital gefordert. Wenn er per Laptop Fehler ausliest, Anschlussdrücke ermittelt und den Betreiber berät, wie er mithilfe einer App seine Heizung regelt.

Dabei bedeutet Heizung nicht allein Wärme, sondern auch Nutzung regenerativer Energien, Verbinden verschiedener Erzeuger, Einsparen des immer teureren Stroms. Wie das funktionieren kann, wollen Hänigs am Firmensitz zeigen. 

Wo sie gerade die eigene Heizungsanlage modernisieren, im Rahmen des digitalen Konzepts den alten Gaskessel durch eine moderne Therme ersetzen, diese mit den Dach-Solarzellen für Warmwasser- und Stromerzeugung sowie dem Stromgewinner Photovoltaikanlage und einem Festbrennstoffkessel koppeln. Lehrreich für den Lehrling, anschaulich für den Kunden.

Der außer der neuen Kundentoilette bald auch ein umgebautes Büro erlebt. Wo sich Angebote besser präsentieren lassen, in 3-D, mit passenden Materialien. Nicht zuletzt erhalten Werkstatt und Elektrik eine Verjüngungskur, ebenso Lagerhaltung und Logistik. Weil Platz fehlt, soll die Wiese neben dem Tor einer Park- und Pflasterfläche weichen, so können Kunden und Mitarbeiter ihre Fahrzeuge besser abstellen. 

Eine neue Garage entsteht. Der Geschäftsführer denkt an einen größeren Fuhrpark, unumgänglich bei zusätzlichen Kollegen. Wir wollen wachsen, sagt Clemens Hänig. Er sieht selbst nach dem Bauboom große Chancen, wegen des zu erwartenden Instandhaltungs- und Servicebedarfs. 

Mehr und effektiver genutzter Raum bedeutet, Aufträge nicht mehr aus Kapazitätsgründen ablehnen zu müssen, neue Mitarbeiter einstellen zu können. Hänigs hoffen, auch Schüler für den Job interessieren zu können – Praktikanten sind gefragt, zwei könnten dieses Jahr reinschnuppern. 

Wer fürchtet, sich bei der Wahl eines Handwerksberufs zu schmalspurig zu entscheiden, dem rät der 29-Jährige zu Qualifizierung und internationalem Engagement wie im Programm Work and Travel. Dort hat er selbst erfahren: Das deutsche Handwerk ist weltweit hoch angesehen.

Dass er seinen Beruf liebt, daraus macht er kein Hehl. „Das erfüllt mich.“ Ob sein Sohn, gerade ein Vierteljahr jung, diese Begeisterung mal teilt, wird sich zeigen. Ihm will er möglichst viel Handwerkliches mitgeben. Und sicher wird der Nachwuchs den Stolz spüren, wenn wieder mal ein Projekt abgeschlossen ist, wie 2018 der Anbau an den Kindergarten Ockrilla und derzeit die Arbeiten an der Schule Friedewald.

Mit der Entwicklung des Betriebsgeländes wollen die Weinböhlaer die Weichen Richtung Zukunft stellen, durch eine Investition im höheren fünfstelligen Bereich, für die sie auch auf ein Bankdarlehen setzen und die sie 2019 abschließen wollen.