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Harte Kerle im Tivoli

In Freiberg zeigte Marcel „Sternau“ Koltermann, dass er für die Wrestlingshow in Großenhain gewappnet ist.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Hellway to Heaven, Höllenweg zum Himmel, steht in großen Lettern auf den Plakaten am Freiberger Tivoli. Mitten im altehrwürdigen Saal ist ein Ring aufgebaut - wie beim Boxen. Doch die Kerle darin sind Wrestler, ihr Sport wird auch als Catchen bezeichnet. Es ist alles Show, doch es ist nichts für schwache Gemüter. „Auf die Fresse!“ lautet ein häufiger Schlachtruf der Fans.

Die Kämpfer schenkten sich auch am Sonnabend im Freiberger Tivoli nichts. „Homecoming“ heißt es am 12. Mai mit Next Step Wrestling in Großenhain.
Die Kämpfer schenkten sich auch am Sonnabend im Freiberger Tivoli nichts. „Homecoming“ heißt es am 12. Mai mit Next Step Wrestling in Großenhain. © Klaus-Dieter Brühl
Wrestling ist Show: Marcel Koltermann (l.) 2010 in Aktion.
Wrestling ist Show: Marcel Koltermann (l.) 2010 in Aktion. © Klaus-Dieter Brühl

Diese Atmosphäre begeistert den Kalkreuther Marcel Koltermann. Er ist einer der Kämpfer im Tivoli bei „Next Step Wrestling“ aus Dresden. Mit großen Namen der aktuellen ostdeutschen Szene wie „Der Waschbär“ Laurance Roman, der Legende Rick Baxxter oder Dynamite Dave will sich der dreifache Familienvater messen.

Koltermann gilt mit seinen knapp 39 Jahren als „old man“. Die anderen sind deutlich jünger, auch sein Kampfpartner Matt Buckna aus Dresden. Gemeinsam sind sie Team Dynamo. So sind auch ihre Erkennungsmelodie, ihr Logo und ihr schwarz-gelbes Auftreten. Ihr Fanblock jubelt ihnen zu, als sei man im Stadion. Bei den harten Bässen der Heavy Metal-Musik vibriert sogar der Fußboden im Saal.

Das Publikum ist bunt gemischt: von kleineren Kindern bis weißhaarige Oldies. Viele junge Männer, aber auch zahlreiche Frauen. 20 bis 30 Hardcore-Fans, so heißt es, haben eine Jahreskarte und fahren den Wrestlern quasi hinterher. Sie werden sicher auch im Mai in Großenhain dabei sein. „Dann zeigen wir einen Titelkampf“, verspricht Marcel Koltermann. Die Matches, bei denen es wirklich körperlich zur Sache geht, folgen einer simplen Dramaturgie. „Es ist Adrenalin pur“, schwärmt Koltermann, der in Freiberg erstmalig mit Maske kämpft. Bretterknaller - dieser Begriff muss aus dem Wrestling stammen. Denn obwohl die Jungs bei Stürzen und Sprüngen während des Kampfes auf eine federnde Unterlage fallen, ist jedes Mal ein Knallen zu hören. Das ist es, was das Publikum will. Mit derben Sprüchen hat man sich hochgeheizt. Jetzt grölt die Menge, und so lieben es die harten Kerle im Ring. „Es ist angerichtet! Heute Abend gibt´s aufs Maul“, hat Arena-Sprecher Raik Listemann versprochen.

Wer die Jungs hinter der Bühne erlebt hat, merkte, dass sie eigentlich ganz nette Typen sind. Im Ring wollen sie an ihre Grenzen gehen, wollen unterhalten, eine ganze Menge männliche Energie loswerden. Vor dem Kampf trinken sie kein Bier, sondern höchstens Süßes mit ganz viel Zucker oder einen Protein-Shake. 28 Kämpfer sind im Tivoli zu erleben, darunter auch aus Polen und Tschechien.

In der Pause werden sie von strahlenden Fans umgeben, lassen sich fotografieren, nehmen Kinder auf den Arm. Manche schreiben sogar Autogramme. Die Zuschauer tragen T-Shirts mit der Aufschrift „Wrestling, Bier und Titten“ oder süße Waschbären-Masken - als Fans des gleichnamigen Teams. Die Dynamos kämpfen auch gegen Zwei vom Projekt Gold aus Cottbus, die in der einstudierten Show die Bösen geben und sich ausbuhen lassen müssen. Doch sogar außerhalb des Rings vermöbelt man sich, und bald sind auf den nackten Rücken rote Striemen von den Ringseilen zu sehen. Aber von den Emporen kommt glitzerndes Konfetti geflogen. So lassen sich Schmerzen vielleicht besser ertragen.

Marcel „Sternau“ Koltermann hat seine Anhänger in der Szene, das ist nicht zu überhören. „Nach Hause kommen“, so wird sein Auftritt im Mai in der Remontehalle angekündigt. Seit knapp zwei Jahren trainiert er wieder unregelmäßig in der Dresdner Sporthalle von Next Step Wrestling. Vor zehn Jahren hatte er damit angefangen und war auch in Großenhain erfolgreich. Wrestler sind Stars, denn sie müssen einiges leisten. „Wenn 300 Zuschauer jubeln, dann ist das einfach ein geiles Gefühl,“ so Koltermann.