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Harthaer Wehr braucht drei Millionen Euro

Es ist gut, dass es mehr Geld vom Freistaat gibt. Doch wenn die Gemeinde kein Geld hat, nützt das nichts. Der Harthaer Wehrleiter hat einen Vorschlag.

Von Sylvia Jentzsch
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Einer der spektakulärsten Einsätze im vergangenen Jahr war der Gefahrenguteinsatz an der B 175 am Abzweig Nauhain. Nach der Überprüfung des Anhängers mussten die Schutzanzugträger ihre Kleidung reinigen lassen.
Einer der spektakulärsten Einsätze im vergangenen Jahr war der Gefahrenguteinsatz an der B 175 am Abzweig Nauhain. Nach der Überprüfung des Anhängers mussten die Schutzanzugträger ihre Kleidung reinigen lassen. © André Braun

Hartha. Von einem Paukenschlag im vergangenen Jahr spricht Harthas Gemeindewehrleiter René Greif zur Jahreshauptversammlung der Feuerwehr. Er meint damit die Verdopplung des Fördergeldes, das das Land den Feuerwehren zur Verfügung gestellt hat. 

Obwohl es sich dabei um etwa 215 Millionen Euro handelt, bezweifelt der Wehrleiter, dass das Geld ausreichen wird. Allein im Gemeindegebiet von Hartha gebe es einen Investitionsbedarf von mindestens drei Millionen Euro für den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Gersdorf und die Ersatzbeschaffung der in die Jahre gekommenen Einsatztechnik. 

Und das alles bei steigenden Preisen. „Doch was nützt die Förderung, wenn es der Kommune aufgrund ihrer geringen Steuereinnahmen schwerfällt, die Eigenmittel aufzubringen?, fragt Greif. Damit das so auf Landesebene gesehen wird, hatte er die beiden Landtagsabgeordneten Sven Liebhauser (CDU) und Henning Homann (SPD) zur Versammlung in der Hartharena eingeladen.

Greif hatte auch einen Vorschlag parat, wie diese Situation geändert werden könnte. „ Der Freistaat und die Landkreise beschaffen die Fahrzeuge und die Technik. Die Kommune ist für das Personal zuständig“, so der Gemeindewehrleiter. 

Das funktioniere schon dort, wo es Katastrophenschutzeinheiten gibt. „Unsere Region wurde vor einiger Zeit aus diesem Plan genommen, sodass wir keinerlei Möglichkeiten haben, in den Genuss einer 100-prozentigen Förderung eines Fahrzeuges zu kommen“, sagte Greif.

Unterschied zur Berufsfeuerwehr

Er wertete das erste, komplette Jahr aus, in dem die Feuerwehren des Altkreises durch die Integrierten Rettungsleitstelle (IRLS) unter Federführung der Berufsfeuerwehr Chemnitz alarmiert und disponiert wurde. 

Dabei machte der Wehrleiter noch einmal den Unterschied zwischen der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr, die sich aus Ehrenamtlichen zusammensetzt, deutlich. 

Denn für René Greif und die Kameraden ist nicht nachzuvollziehen, warum die Struktur und Arbeitsweise von etwa 2 000 Berufsfeuerwehrleuten den rund 40 000 ehrenamtlichen Kameraden übergestülpt wird.

So sei es für einen Berufsfeuerwehrmann nur eine zusätzliche Aufgabe, wenn er zur Tragehilfe gerufen wird. Doch mit welcher Begründung würden ehrenamtliche Kameraden alarmiert, um eine Person vom Krankentransportwagen in ihre Wohnung zu bringen?

 Es stehe schon vor dem Transport fest, dass es die Krankentransporteure nicht allein schaffen. Da sei es einfacher, die Feuerwehr zu rufen, als eine andere Lösung zu finden, so Greif.

Kritik an der Alarmierung

„Allzu oft werden die freiwilligen Feuerwehrleute alarmiert, weil es das Computerprogramm der großen integrierten Rettungsleitstellen so vorschlägt oder dem Disponenten ortsspezifische Kenntnisse fehlen. 

Greif nennt dafür einige Beispiele wie den kleinen Waldbrand in Hochweitzschen, bei dem fast die Hälfte der Feuerwehren des Altkreises im Einsatz waren, obwohl die Gemeindewehr von Großweitzschen sicher ausgereicht hätte.

 „Wir werden zu einem Unfall mit einer eingeklemmten Person in Meinsberg gerufen. Bei der Berufsfeuerwehr ist es üblich, dass dann zwei entsprechende Einsatzfahrzeuge losgeschickt werden. Also waren wir und auch die Waldheimer Wehr im Einsatz. Vor Ort angekommen, stellten wir fest, dass die eingeklemmte Person schon im Rettungswagen war“, so Greif. 

Als es noch die Leitstelle in Grimma gab, sei die für den Ort zuständige Wehr ausgerückt. Stellte sie fest, dass weitere Hilfe notwendig war, wurde einfach nachgefordert. Und es hat funktioniert.

„Wenn bei allen schwer nachvollziehenden Dingen der Rettungsleitstelle auch noch ein unzuverlässig arbeitendes Alarmierungsnetz dazukommt und allen, die das kritisieren, ein Maulkorb verpasst wird, ist das kontraproduktiv“, so der Wehrleiter.

In Hinblick auf die Einsätze nannte Greif den Gefahrengutunfall am 20. Juli auf der B 175 am Abzweig Nauhain. Eine ätzender, saurer, organischer, flüssiger Stoff soll aus einem Laster laufen, lautete die Information der Leitstelle. „Das war für uns eine besondere Herausforderung“, so Greif. Als die Löschbereitschaft hergestellt war, öffneten Feuerwehrleute im Chemikalienschutzanzug den Container.

René Greif erinnerte an das Feuer in Saalbach, bei dem ein leerstehendes Gebäude niederbrannte, und den Gasalarm in der Goethestraße. Die Feuerwehrleute sicherten den Einsatzort und halfen den Fachleuten bei der Suche nach dem Leck. Überlegt wurde überlegt, ob das Stadtviertel evakuiert werden soll (wir berichteten).

Falsche Ortsangaben behindern

„Das die Hilfe bei Verkehrsunfällen zum Tagesgeschäft einer Feuerwehr gehört, ist nicht unbekannt. Ebenso ist klar, dass die Feuerwehr nur dort handeln kann, wo sie hinbeordert wird. 

Innerhalb von gerade einmal 14 Tagen ereigneten sich auf der Gewerbegebietsanbindungsstraße zwischen Hartha und Waldheim an der gleichen Kreuzung zwei schwere Verkehrsunfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen. Am 30. September wurden bei dem Unfall vier Personen verletzt, zwei davon schwer. Gemeldet war ein Pkw-Brand mit Ausbreitungsgefahr und mehreren Verletzten an der Fröndenberger Straße/Ecke Umgehungsstraße in Höhe der Firma Fichtner.

 Das ist etwa ein Kilometer vom Unfallort entfernt. Am 12. Oktober wurde die Feuerwehr zu einem Unfall mit auslaufenden Betriebsstoffe nach einem Verkehrsunfall auf der Hauptstraße zwischen Hartha und Waldheim gerufen. 

Die Kameraden der Nachbarstadt suchten den Unfall vergeblich und traf dann mit erheblicher Verspätung der Kreuzung der Gewerbegebietsanbindungsstraße ein. Die örtlich zuständige Feuerwehr , also Hartha, wurde gar nicht alarmiert.

 „Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass entsprechende Schilder mit Straßennamen aufgestellt werden, sodass Ortsfremde der Leitstelle mitteilen können, wo sie sich befinden“, sagte Greif.

Er betonte, dass sich seine Kritik im Bericht nicht an einzelne Personen oder an die Verwaltung richte. „Ich möchte, dass die angesprochenen Dinge aufgenommen und in einem überschaubaren Zeitraum so abgearbeitet werden, wie es für die Sache notwendig ist“, sagte der Gemeindewehrleiter. 

Er bedankte sich bei allen Kameraden für ihren Einsatz und beim Feuerwehrverein für die Unterstützung. Denn mit dem von ihm zur Verfügung gestellten Geld konnte die Durchsageeinheit auf dem Führungsfahrzeug repariert werden. Die wurde zur Information der Harthaer genutzt, als es ein Gasleck auf der August-Bebel-Straße in diesem Jahr gab.

74 Alarmierungen

Im Jahr 2018 wurde die Harthaer Gemeindewehr 74 mal alarmiert. Das ist mehr als das Doppelte im Jahr 2017 mit 29 Alarmierungen.

Es gab: 17 Brandeinsätze, 31 Hilfeleistungen, sechs Fehlalarmierungen, 17 überörtliche Einsätze, einen Gefahrguteinsatz, einen wegen Insekten und einen sonstigen.

Insgesamt waren das 1 900 Einsatzstunden.

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