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Harthaer wünschen sich einen Augenarzt

In der Region Döbeln fehlen zwei Augenärzte. Die Versorgungslücke macht sich spürbar bemerkbar.

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© Barmer

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Das Thema Augenarzt ist und bleibt für viele Harthaer ein Problem. Das bekam jetzt auch der ehemalige Lehrer Wolfgang Berger zu spüren. Er brauchte einen Termin beim Augenarzt – nicht für sich selbst. „Seit fast einem Jahr betreue ich ehrenamtlich den afghanischen Flüchtlingsjungen Mohammad (15). Ich kümmere mich um seine schulischen Arbeiten und um seine medizinische Betreuung“, so Wolfgang Berger. Kürzlich fiel ihm auf, dass Mohammads Sehkraft wahrscheinlich eingeschränkt ist. „Wir gingen zu Optiker Fischer, um seine Augen testen zu lassen. Dort wurde eine Prüfung der Augen abgelehnt. Man müsse zuerst einen Augenarzt konsultieren“, erzählt Berger.

In Döbeln wurde eine Behandlung mit der Begründung abgelehnt, man nehme keine neuen Patienten mehr auf. „Wir sollten zu einem Augenarzt nach Dresden fahren“, sagte Berger empört. Er schrieb eine Eingabe an Bürgermeister Ronald Kunze und bat nachdrücklich darum, dass sich das Stadtoberhaupt für die Einrichtung einer Augenarztpraxis in Hartha starkmachen soll. „Zumindest sollte im Städteverbund Waldheim, Hartha, Leisnig möglichst bald wieder ein Augenarzt praktizieren“, so Berger.

Bürgermeister will sich kümmern

Kunze nimmt die Beschwerde von Wolfgang Berger nach eigenen Angaben ernst. „Er ist ein sehr aktiver Bürger und sein Engagement für Hartha ist aller Ehren wert“, so der Bürgermeister. Mit dem Problem, dass in Hartha Fachärzte fehlen, sei er fast täglich konfrontiert. Da gehe es nicht nur um einen Augen- oder einen Kinderarzt, sondern auch um andere Spezialisten. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) sei für die Reglementierung zuständig. Er hätte mit der Behörde Kontakt aufgenommen und es sei ihm mitgeteilt worden, dass die Region gut versorgt sei und es keine freien Stellen gebe, so Kunze. Wenn eine Ansiedlung möglich sei, dann könnte der Spezialist nur auf Honorarbasis arbeiten, also nur Privatpatienten betreuen, sagte der Bürgermeister.

Optiker Peter Fischer bestätigt gegenüber dem DA, dass sich viele Harthaer einen Augenarzt wünschen, der in der Stadt praktiziert. „Manche haben es schwer einen Termin zu bekommen und wenn sie einen haben, ist es für sie schwierig, die Praxis mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen“, so Fischer. Er kenne nur die Aussage des KVS, dass der Altkreis Döbeln mit Augenärzten überversorgt ist.

Zwei Stellen könnten besetzt werden

Im Planungsbereich Döbeln der KVS gibt es rund 64 000 Einwohner. Laut den Berechnungen, beruhend auf einer gesetzlichen Grundlage, fehlen im Gebiet 1,5 Augenärzte. Das teilte die KVS auf Anfrage des Döbelner Anzeigers mit. Möglich wären auch zwei Stellen. Denn erst dann erst werde eine „Überversorgung“ erreicht.

Doch diese Stellen zu besetzen, ist nicht einfach. Weil sich die Ärzte zum Großteil ihren Einsatzort aussuchen können, erfreut sich der ländliche Bereich nicht großer Beliebtheit, wenn es nicht gerade um persönliche Bindungen handelt. Zum anderen entscheiden sich zu wenig Medizinstudenten für die Augenheilkunde. „Insbesondere in diesem Fachbereich ist seit längerem zu beobachten, dass die Patienten weite Wege zurücklegen beziehungsweise akzeptieren müssen, wenn die nächstgelegene Augenarztpraxis keine freien Kapazitäten mehr hat oder Termine nur mit sehr langen Wartezeiten vergeben kann“, so Carmen Baumgart, Geschäftsführerin der KVS. Laut den allgemeinen Vorgaben des Gesetzgebers (Sozialgesetzbuch V) und den vertraglichen Vereinbarungen der Bundesmantelverträge gebe es kein Recht eines Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen auf Behandlung direkt am Wohnort“, so die Geschäftsführerin. Notwendige Wegstrecken zum Aufsuchen eines Arztes – insbesondere wegen einer spezialisierten Facharztbehandlung – müssen daher von den Patienten akzeptiert werden, so Baumgart. Laut Rechtssprechung wird eine Entfernung bis 30 Kilometer für einen Facharztbesuch als zumutbar erachtet.

„Es ist nicht möglich, Ärzte aller Fachgebiete in unmittelbarer Nähe der Wohnorte der Patienten vorzuhalten. Je spezialisierter ein Fachgebiet ist, umso geringer ist die Anzahl der Arztpraxen und umso größer die sich daraus möglicherweise ergebenden Wegstrecken für die Patienten“, sagte die Geschäftsführerin. Der Gewinnung von ärztlichem Nachwuchs gilt ein besonderes Augenmerk der KV Sachsen. „Aufgrund der uns bekannten schwierigen Versorgungslage bemühen wir uns seit vielen Jahren, Ärzte für die vertragsärztliche Tätigkeit zu gewinnen. Leider mangelt es an augenärztlichem Nachwuchs, der bereit ist, die ambulante augenärztliche Versorgung im Direktionsbezirk Chemnitz zu übernehmen“, so Baumgart. Eine wesentliche Ursache sehen wir darin, dass seit Jahren zu wenige Augenärzte ausgebildet werden.