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Geher-Legende Gauder gestorben

1980 gewann er olympisches Gold, 1997 durch ein Spenderherz ein zweites Leben. Zuletzt kämpfte der Thüringer gegen Nierenversagen - und blieb stets Optimist.

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Auch nach seiner Herztransplantation nutzte Hartwig Gauder seine Popularität, um für Organspende zu werben - und fürs Walking wie hier 2002 in Dresden.
Auch nach seiner Herztransplantation nutzte Hartwig Gauder seine Popularität, um für Organspende zu werben - und fürs Walking wie hier 2002 in Dresden. © Archivfoto: Jürgen Lösel

Erfurt. Hartwig Gauder ist tot. Der Olympiasieger von 1980 starb am Mittwoch im Alter von 65 Jahren. Laut einem Bericht der Thüringer Allgemeinen erlitt der Erfurter einen Herzinfarkt. "Heute hat Thüringen mit Hartwig Gauder einen seiner begabtesten Sportler und unermüdlichen Streiter für das Thema Organspende verloren. Wir trauern um einen großen Menschen. Sein Andenken lebt weiter", twitterte noch am Abend Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). 

Schon zu Lebzeiten war Gauder eine Legende. Als Geher gewann er über 50 Kilometer alles: Gold bei Olympia ebenso wie den Titel bei der EM 1986 und der WM ein Jahr später.

Nach der WM 1993 nahm er dann Abschied vom Leistungssport, blieb aber weiter aktiv und betrieb nun leidenschaftlich Walking. 1994 stellte sich ein zunächst unerklärliches Absinken seiner Leistungsfähigkeit ein, das sich 1995 als Virusinfektion seines Herzens erwies. 1996 erhielt Gauder deshalb zunächst ein künstliches Herz, ehe ihm 1997 ein Spenderherz transplantiert wurde.

"Ich bin unglaublich dankbar für diese neue Chance. Denn nach wie vor sterben in Deutschland jährlich 1.000 Menschen auf der Warteliste, weil sich viel zu wenige Leute für den Spenderausweis entscheiden und immer weniger Organe zur Verfügung stehen", sagte Gauder später einmal.

Universaltalent Gauder wurde danach zu einem unermüdlichen Streiter für die Organspende und zum Experten, Initiator und Ideengeber diverser medizinischer Projekte. Er arbeitete mit an der Entwicklung eines sogenannten Herz-Handys, einer Art Frühwarnsystem, sowie einem Infrarot-Gerät, das Therapien beschleunigen und Leben retten kann. 

Auch sportlich machte der in Vaihingen/Baden-Württemberg geborene Gauder - als Kleinkind mit den Eltern in die DDR übergesiedelt - wieder auf sich aufmerksam. Zwei Jahre nach der Transplantation bestritt er den New York Marathon, bestieg in Japan den heiligen Berg Fuji und hielt sich mit Jogging, Walken, Gymnastik, Golf, Tennis und Krafttraining fit.

In den letzten Monaten hatten bei Gauder die Nieren versagt, täglich verbrachte er mehrere Stunden an der Dialyse, berichtet die Thüringer Allgemeine. Er verlor dennoch nicht seinen Optimismus und erhielt erst kürzlich das medizinische Okay für eine Transplantation.

Als sich seine Herztransplantation im Januar 2012 zum 15. Mal jährte, sagte er zuversichtlich wie immer: "Mit dem eigenen Herzen habe ich 42 Jahre gelebt, das will ich jetzt auch mit dem transplantierten Organ erreichen und 84 werden. Die Lebenserwartung hat sich durch immer bessere Medikamente zunehmend erhöht." Dieser Wunsch blieb unerfüllt. (SZ)