Merken

Hass-Anfall im Vollrausch

Nach dem Fußball soll ein 28-Jähriger auf einen Vater und dessen Tochter losgegangen sein. Weil sie Muslime sind.

Teilen
Folgen
© dpa

Von Alexander Schneider

Nein, er habe kein Problem mit Ausländern, sagt Thomas L. immer wieder. „Ich arbeite doch mit Migranten zusammen.“ Der 28-jährige Kellner steht jetzt vor dem Amtsgericht Dresden – wegen Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung. In der Anklage ist penibel aufgelistet, was sich der Mann bei seiner Fahrt in der Straßenbahn Linie 11 vom Lennéplatz nach Zschertnitz geleistet haben soll.

An jenem 26. Juni 2014 habe L. in der Bahn eine menschenverachtende Litanei an Schimpfworten wie „Scheiß Kanaken“ in einer Weise von sich gegeben, die geeignet sei, ein fremdenfeindliches Klima herbeizuführen. Anlass dafür waren zwei Muslime, ein Vater mit seiner 16-jährigen Tochter, die ein Kopftuch trug. Darüber hinaus habe L. den Mann mehrfach mit der flachen Hand und mit der Faust ins Gesicht geschlagen, die Tochter derb angepöbelt und zu ihr gesagt: „Mit dem Tragen des Kopftuchs beleidigst du das deutsche Volk.“

L. sprach von einer Dummheit, die er begangen habe. Er habe sich vor Ort bei beiden entschuldigt. „Ich hatte nie etwas mit Rechtsradikalen zu tun.“ Es sei nicht sein Ziel gewesen, die Öffentlichkeit mit hineinzuziehen, sagte er. Er habe einen „Scheiß-Tag“ gehabt. Seine Freundin habe sich mit der gemeinsamen Tochter von ihm getrennt, er habe seine Arbeit als Pauschalkraft verloren und sich nachmittags bei einem Dynamo-Spiel „volllaufen“ lassen. An Details der Vorwürfe, die ihm Richter Hermann Hepp-Schwab vorhielt, konnte sich L. jedoch angeblich nicht erinnern. Er habe einen „Filmriss“.

Das jedoch bezweifelte der Richter angesichts einer festgestellten Alkoholisierung von knapp unter 2 Promille zur Tatzeit: „Vielleicht wollen Sie sich nicht erinnern?“ Laut Akte soll L. dem Vater noch Schläge angeboten haben, als die Polizei längst vor Ort war und ihn in Handschellen gelegt hatte. Der Prozess wird fortgesetzt.