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Hat das noch Zweck?

Die Dittersbacher Mehrzweckhalle ist groß, zu oft leer und in die Jahre gekommen. Die Stadt sucht ein neues Konzept.

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© Rafael Sampedro

Von Susanne Sodan

Dittersbach. Hier ist wirklich an jeden gedacht. Links vom Eingang befindet sich die Bühne. Rechterhand sind Sprossenwand und Fußballtor. In der Mitte ist die Bar. Entsprechend lautet auch die Bezeichnung für dieses Gebäude in Dittersbach: Mehrzweckhalle. Vergangenes Wochenende hat sie geleuchtet, von der Hauptstraße aus war die Mehrzweckhalle nicht zu übersehen. Durch die großen Fenster mit den langen weißen Gardinen schimmerte das bunte Licht. Drinnen feierten die Dittersbacher Kirmes. Wann die Mehrzweckhalle zuletzt so gut besucht war? So lange ist das gar nicht her, sagt Ortsvorsteher Thomas Kittelmann. Im Juni wurde wie jedes Jahr groß Sonnenwende gefeiert. Für solche Veranstaltungen macht sich die Mehrzweckhalle gut. Trotzdem steht sie zur Diskussion.

Die Dittersbacher mit Ortsvorsteher Thomas Kittelmann (kleines Bild) wollen die Halle aber erhalten.
Die Dittersbacher mit Ortsvorsteher Thomas Kittelmann (kleines Bild) wollen die Halle aber erhalten. © privat

Oder besser. Sie stand zur Diskussion. Im vergangenen Stadtrat wurde ein Grunsatzbeschluss für die Mehrzweckhalle gefasst: Soll sie als Gebäude der Stadt Bernstadt erhalten werden oder nicht? Die Stadträte haben sich für Ersteres entschieden. „Es ist ein Signal“, sagt Bernstadts Bürgermeister Markus Weise (Kemnitzer Liste). Jetzt steht aber eine neue Frage im Raum. Mit welchem Konzept soll es in Zukunft weitergehen? Das Problem derzeit ist: Die Halle wird im alltäglichen Betrieb, also abseits von Kirmes und Karneval, zu wenig genutzt. Und auf der anderen Seite müsste an dem Gebäude bald einiges erneuert werden.

„Die Halle ist 1979 gebaut worden“, erzählt Thomas Kittelmann. Roberto Engler, der für die Dittersbacher Liste im Stadtrat sitzt, ergänzt: „Sie ist für Anwohner von Dittersbach sehr wichtig.“ Das Gebäude und die Veranstaltungen darin gehören seit Jahrzehnten dazu. Aber diese Jahrzehnte sieht man dem Gebäude mittlerweile auch an. Um Äußerlichkeiten geht es den Dittersbachern dabei gar nicht. „Ich glaube, die Heizungsanlage ist 1992 erneuert worden“, erzählt Kittelmann. Sie bräuchte eine Überholung. Ebenso das Parkett. „Es wurde mal überarbeitet, aber das ist jetzt sicher auch bald 20 Jahre her“, vermutet Roberto Engler. Am neuesten sind die großen Fenster an der Seite Richtung Ortsdurchfahrt. „Eine grundhafte Erhaltung ist zwar gegeben“, sagt Thomas Kittelmann. „Es funktioniert noch alles. Aber in fünf bis zehn Jahren ist der Zustand nicht mehr tragbar.“ Innenanstrich, Heizung, Toiletten, Mobiliar, das wären die dringendsten Punkte. Seine Sorge ist, dass die Halle irgenwann wegen gravierender Mängel geschlossen werden könnte, erst dann über Nutzung und Sanierung nachgedacht wird – und die Halle lange geschlossen bleibt.

„Bevor wir über bestimmte Sanierungen sprechen, müssen wir aber erst wissen, wie die Halle in Zukunft genutzt werden soll“, sagte Roberto Engler im Stadtrat. Das ist schon deshalb eine schwierige Frage, weil die Halle eben nicht nur Halle ist, sondern noch angrenzende Gebäudeteile hat. Mit unterschiedlicher Nutzung und unterschiedlichen Pächtern. Vom Haupteingang aus betrachtet liegt ganz links im Keller eine Bar. Dann kommt die Halle mit Bühne und Parkettboden, in der unter der Woche die Mitglieder vom SV Eintracht Dittersbach Tennis spielen. Auch die Frauen-Gymnastikgruppe trainiert hier. Regelmäßig zu Gast ist außerdem der Schönauer Karnevalsclub. „Früher hatten wir noch den Schulsport“, erinnert sich Kittelmann. Aber die Grundschule von Dittersbach ist sei dem Jahr 2000 geschlossen. Rechts neben der Halle liegt die Gastronomie des Sport- und Kulturzentrums Dittersbach. Blick weiter nach rechts: Hier schließen sich ein Wohngebäude und der Jugendclub an. Dann kommt ein Ende in Sicht – mit der ehemaligen Schwesternstation. Dieser Gebäudeteil hat derzeit keine Nutzung. „Es gibt aber Anfragen, ob man auch daraus ein Wohngebäude machen könnte“, sagt Thomas Kittelmann. Ein Umbau der Schwesternstation zu Wohnraum, das wäre noch am einfachsten zu machen, sagt Bernstadts Bauamtleiter Marko Fröhlich.

Aber was tun, um die weiteren Teile in Einklang zu bringen und die Halle selbst stärker auszulasten? Bernstadts Bürgermeister Markus Weise hätte gerne auf mehr Sport gesetzt. Bernstadt selbst hat mit der Pließnitzhalle eine eigene Sporthalle. Und die könnte eine Entlastung vertragen. „Ich hatte in zwei Gesprächsrunden mit den Vereinen das Thema angesprochen“, erzählt Weise. Die Frage: Ob nicht manche Vereinsgruppen lieber nach Dittersbach ausweichen möchten. „Bis jetzt sieht es nicht so aus“, sagt Markus Weise. „Obwohl ich es nicht so richtig verstehen kann.“ Denn in der Pließnitzhalle seien die Trainingszeiten mitunter sehr gedrängt, „manchmal ist das Training erst spät abends möglich.“ Die Halle in Dittersbach zu nutzen, wäre entspannter.

Der Stadt gehören beide Hallen, theoretisch könnte die Stadtverwaltung den Vereinen auch einfach Trainingszeiten in Dittersbach zuweisen. „Eigentlich wollte ich das tunlichst vermeiden“, sagt Markus Weise. Aber zur Debatte steht es. Eine Debatte, die noch dauern wird. Was aber steht, ist die grundsätzliche Entscheidung des Stadtrates: Die Mehrzweckhalle soll wieder mehr Zweck haben.