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Hat Reichenbach ein Drogenproblem an den Schulen?

Eltern sind verunsichert, weil ihre Kinder an der Grundschule über das Thema informiert wurden.

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© Gunter Hübner

Von Anja Gail und Constanze Junghanß

Zuhause erzählten Reichenbacher Grundschüler, dass sie von Fremden keine Drogen annehmen sollen. Darüber wurden sie in der Schule informiert. Einen Elternbrief oder anderweitige Informationen gab es nicht. Die Frage, ob ein konkreter Anlass dafür vorhanden war, stand also im Raum. Ein Vorfall auf dem Weg zwischen Hort und Grundschule erwies sich jedoch lediglich als Gerücht. Hinzu kamen Beschwerden von Anwohnern nahe der Schulbushaltestelle an der Bahnhofstraße über Randale und Vandalismus durch ältere Jugendliche. Auch dort war die Rede davon, dass Drogen im Spiel sein sollen.

„Der Polizei sind einzelne Beschwerden aus der Bürgerschaft über lärmende Kinder und Jugendliche bekannt“, heißt es dazu vonseiten der Polizeidirektion Görlitz. Dabei geht es um die Haltestelle vor der Oberschule. Pressesprecher Thomas Knaup sagt, dass in einem Fall der Bürgerpolizist Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen ruhestörenden Lärmens gegen mehrere Jugendliche eingeleitet hat. Der Fall wurde dem Ordnungsamt der Stadt Reichenbach übergeben. Die Polizei sagt aber auch: „Wenn die Verärgerung der Anwohner auf der einen Seite verständlich ist, so liegt es auf der anderen Seite einfach in der Natur der Sache, dass Kinder laut sein können, wenn sie in Gruppen auftreten. Es kommt nicht selten vor, dass an dieser Bushaltestelle mehr als 100 Kinder auf ihren Bus warten.“ Nach SZ-Informationen wurden Pflastersteine herausgebrochen und auf die Straße geworfen sowie ein Papierkorb beschädigt. Das bestätigt Bürgermeisterin Carina Dittrich. Aus Sicht der Polizei sei das Stadtgebiet im Umfeld der Oberschule ein Ort, an dem normale Ruhe und Ordnung herrscht. Polizeiliches Einschreiten wäre mit Blick auf festgestellte Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz selten notwendig. Im Zeitraum zwischen September 2016 und September 2017 gab es bei Polizeikontrollen vier geringfügige Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Diese Zahl nennt Polizeisprecher Knaup. Fazit: Kein Problemherd, aber nicht ignorieren.

Das heißt aber nicht, dass es absolut kein Drogenproblem gibt. Im Rathaus und beim Jugendring Oberlausitz steht die Situation schon seit einiger Zeit auf dem Bildschirm. „Das geht auch an Reichenbach nicht vorbei“, sagt die Bürgermeisterin. Deshalb bemühen sich die Beteiligten mit den Schulen darum, offen mit dem Thema umzugehen und Angebote für Familien zu unterbreiten. Die Stadt ist mit Jugendring und Landkreis im Gespräch über den Einsatz eines Schulsozialarbeiters für beide Schulen. Noch ist die Finanzierung aber nicht geklärt. Die beiden technischen Mitarbeiter im Rathaus, die seit September auch als Hausmeister an beiden Schulen arbeiten, sind ebenfalls für das Thema Drogen sensibilisiert und haben besonders einen Blick auf die Schulbushaltestelle.

Die befindet sich nicht auf dem Schulgelände. Sie wird von Außenstehenden dennoch mit der nahen Oberschule in Verbindung gebracht und so kursierten schnell Gerüchte in Bezug auf Drogen. „Wir können nur eingreifen, wenn uns Schüler im Unterricht auffallen, bei denen ein Verdacht auf Drogenkonsum besteht oder wenn wir Schüler im Schulhaus oder auf dem Hof dabei erwischen würden, dass sie Drogen einnehmen oder an andere weitergeben“, sagt die Leiterin der Oberschule, Karin Schnaubelt. Dazu würde es aber keine Vorkommnisse geben. Auch bei den letzten Abschlussfahrten habe sich kein derartiger Vorfall ereignet. Ignorieren dürfe man das Thema dennoch nicht. Drogenprävention wird auf mehreren Wegen an der Oberschule vermittelt. Jetzt befassten sich gerade die Siebtklässler wieder damit. Die Schule hat sich den Verein Eduventis aus Leipzig herangeholt. Der versucht den Schülern über Rap, Breakdance, Graffiti, Artistik und das Fotografieren nahezubringen, wie man lernt, Nein zu Drogen zu sagen. In den achten Klassen wird besonders der Umgang mit Alkohol im Unterricht thematisiert. „Auch die Eltern werden einbezogen“, sagt Karin Schaubelt. Es gibt Elternabende mit der Polizei zur Drogenprävention. Der Schulelternrat bemüht sich zusätzlich um Angebote, die die Eltern aufklären sollen.

An dem Punkt besteht auch ein enger Kontakt zu Sandra Neumann vom Jugendring Oberlausitz. Der Verein ist Erstkontaktstelle für soziale Fragen und Anliegen im Bereich der präventiven Jugendarbeit. Der Jugendring bietet unter anderem Projekte zum Thema Sucht an. „Wenn Eltern Bedarf hinsichtlich der Aufklärung über Drogen sehen oder verunsichert sind, können wir Beratungen vermitteln“, sagt die Sozialpädagogin. Das sei auch bei Elternabenden an der Grundschule möglich