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Haus mit Geschichte weicht neuer Feuerwehr

Krippen bekommt nach langem Hickhack ein neues Feuerwehrgebäude. Das trifft den Sportverein hart.

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© Katja Frohberg

Von Gunnar Klehm

Krippen. Der Feuerwehrchef Jens Feller hat allen Grund zur Freude. Nach dreijährigem bürokratischem Prozess geht es endlich los mit dem Ersatzneubau des Feuerwehrgerätehauses. Es schwingt bei ihm aber auch Wehmut mit. Denn das neue Gebäude soll an die Stelle des alten Lehrschwimmbeckens gebaut werden. Letzteres muss dazu abgerissen werden, ebenso die alte Turnhalle und die frühere Gemeindeverwaltung an der Friedrich-Gottlob-Keller-Straße. Jens Feller, der auch Krippens Ortsvorsteher ist, hat selbst noch als Kind in dem Becken das Schwimmen gelernt. „In dem Raum daneben wurden die 1. Klassen unterrichtet. Da habe auch ich das Abc gelernt“, erzählt der 39-Jährige. Doch das ist lange vorbei, dass Schüler das Haus belebten. Vor 15 Jahren wurde der Schulbetrieb in Krippen eingestellt, als die damalige Mittelschule geschlossen wurde.

Die Turnhalle mit Kletterwand wurde bis zuletzt von Vereinen genutzt.
Die Turnhalle mit Kletterwand wurde bis zuletzt von Vereinen genutzt. © Katja Frohberg
Das Schwimmbecken dient seit Langem nur noch als Abstellfläche.
Das Schwimmbecken dient seit Langem nur noch als Abstellfläche. © Katja Frohberg

Solange ist es auch her, dass mal Wasser im alten Lehrschwimmbecken war. Die Stadt Bad Schandau, in die die zuvor eigenständige Gemeinde Krippen 1999 eingemeindet wurde, konnte nach der Jahrtausendwende die Personalkosten für einen Schwimmmeister nicht mehr aufbringen. Damit war das Ende des Schwimmsports eingeläutet. Der Bauhof hat das Becken zuletzt noch als Abstellfläche benutzt.

Bis vor wenigen Tagen tummelten sich dagegen noch die Sportler in der kleinen Turnhalle in der Etage über dem Schwimmbecken. Dort trafen sich die Frauen des Sportvereins Einheit Krippen zu Gymnastik und Bewegungsspielen. Außerdem trainierten dort Badmintonspieler des knapp 50 Mitglieder zählenden Vereins und Bergsteiger an einer modernen Kletterwand. Die Griffe sind inzwischen abgebaut, Sportgeräte wurden ausgeräumt. Der Abriss der Gebäude wurde ausgeschrieben. In zwei Wochen entscheidet der Stadtrat über die Vergabe des Auftrags. Noch im November sollen die Abrissarbeiten beginnen.

Tino Hortsch verfolgt die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie er sagt. Als Krippener ist er wie alle Einwohner froh, dass sich die Bedingungen für die Feuerwehr verbessern, er zukünftig besser Hilfe bekommen wird, wenn nötig. Als Vorsitzender des Sportvereins sorgt ihn aber auch, dass es keine adäquate Alternative für die Sportler im Ort gibt. Die Frauen sind in einen Klassenraum der alten Mittelschule in unmittelbarer Nähe gezogen. „Die Frauengruppe ist so wichtig für den Ort“, sagt Hortsch. Insbesondere zur Kirmes übernehmen sie sehr viele Aufgaben in der Organisation und Durchführung. „Die müssen wir unbedingt zusammenhalten“, sagt der Vereinschef, der selbst gar keinen Sport in Krippen treibt, sondern Volleyball in Königstein spielt.

Beheizter Sportraum für die Frauengruppe

Die Badminton-Spieler haben jetzt eine Anfrage bei der Gemeinde Gohrisch gestartet, ob sie in der Turnhalle in Papstdorf unterkommen könnten. Was aus dem Training der Kletterer wird, ist völlig offen.

Die Stadt Bad Schandau will den Umzug der Frauengruppe insofern unterstützen, dass die Elektrik in der alten Schule so ertüchtigt wird, dass der Sportraum temporär beheizbar ist. Das seien überschaubare Kosten, die sich Stadt als auch Verein leisten könnten. Die Krippener Frauen wollten unbedingt an einem Ort bleiben, den sie fußläufig erreichen können. Gerade die Älteren wollten keinen Fahrweg nach Prossen oder Papstdorf auf sich nehmen. „Das freut mich natürlich, dass sie diese Möglichkeit in dem leer stehenden Klassenraum nutzen wollen“, sagt Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack (WV Tourismus). Die Badminton-Spieler könnten aus seiner Sicht in Prossen gut unterkommen.

Die Feuerwehr will ihren jetzigen Standort am Elbufer verlassen, weil sie bei Hochwasser selbst Hilfe braucht und kaum einsatzbereit wäre, obwohl sie dann ja gerade gebraucht würde. Viele Gerätschaften und Material sind zurzeit auf mehrere hochwassersichere Orte verteilt gelagert, was den Einsatz erschwert. Das Gelände des Lehrschwimmbeckens ist jedoch die einzige städtische Immobilie, die für einen Ersatzneubau zur Verfügung steht. Der wird komplett über den Hochwasserfonds 2013 bezahlt. Nach zeitraubenden Umplanungen liegt der Stadt nun endlich die Baugenehmigung vor. Erste sichtbare Bautätigkeit wird ab nächster Woche die Felswandsicherung.

So richtiger Jubel kommt bei den 17 Kameraden, die zur Krippener Feuerwehr gehören, noch nicht auf. Zu lange war die Wartezeit, bis etwas voranging. „Wir werden feiern, wenn wirklich was steht“, sagt Jens Feller.