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Hausbesuch bei Dirk Hilbert

Die Wahl vor sieben Jahren brachte dem unabhängigen Oberbürgermeisterkandidaten sein persönliches Glück.

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© Christian Juppe

Von Bettina Klemm

Er deckt den Tisch im kleinen Pavillon hinter dem Wohnhaus in Dresden Klotzsche. Schenkt Kaffee aus. Es gibt Kuchen mit frischen Erdbeeren, kleine Törtchen und Schlagsahne. In Wahlkampfzeiten opfert Dirk Hilbert sogar etwas Zeit am Feiertag für das Gespräch. Der Terminkalender des 43-Jährigen ist derzeit rappelvoll, bis auf die Minute durchgetaktet.

Handwerklich begabt hat Hilbert im Garten am Haus einen Spielplatz gebaut. Spielen mag er sehr. Mit zweieinhalb Jahren war der große Teddy der Favorit.
Handwerklich begabt hat Hilbert im Garten am Haus einen Spielplatz gebaut. Spielen mag er sehr. Mit zweieinhalb Jahren war der große Teddy der Favorit. © Christian Juppe
Handwerklich begabt hat Hilbert im Garten am Haus einen Spielplatz gebaut. Spielen mag er sehr. Mit zweieinhalb Jahren war der große Teddy der Favorit.
Handwerklich begabt hat Hilbert im Garten am Haus einen Spielplatz gebaut. Spielen mag er sehr. Mit zweieinhalb Jahren war der große Teddy der Favorit. © privat

Seine Frau Su Yeon und der viereinhalbjährige Sohn Lucas kommen zur Kaffeerunde hinzu. Gemeinsame Stunden sind selten, seit sich Dirk Hilbert um das Amt des Oberbürgermeisters in der Stadt bewirbt – als überparteilicher und unabhängiger Kandidat. Als derzeit amtierender Oberbürgermeister ist er ohnehin viel gefordert. Hinzu kommen nun zahlreiche Vorstellungsrunden, meist gemeinsam mit seinen Mitbewerbern. So bleibt oft das Frühstück die einzige gemeinsame Mahlzeit in Familie. Aber Su Hilbert findet es gut, dass ihr Mann sich um das Amt bewirbt. „Wir haben das zuvor ausführlich besprochen“, sagt die 34-Jährige. Im Wahlkampf rückt auch sie stärker in die Öffentlichkeit: Die kleine Familie lächelt von den Plakaten. Die Südkoreanerin arbeitet als Sängerin am Theater in Chemnitz und ist oft an den Abenden unterwegs.

Die Oberbürgermeisterwahl vor sieben Jahren brachte dem FDP-Politiker Dirk Hilbert das Glück. Dabei hatte er im zweiten Wahlgang seine Wähler gebeten, ihre Stimme der CDU-Kandidatin Helma Orosz zu geben. Er selbst reiste gemeinsam mit der Dresdner Philharmonie nach Südkorea. Als an jenem 22. Juni Helma Orosz gewählt wurde, gab Hilbert in Seoul einen Empfang. Dabei trat auch die Mezzosopranistin Min Su Yeon auf. Dirk Hilbert schmolz dahin und hatte sich Hals über Kopf verliebt. Schon kurz vor Weihnachten im selben Jahr gab er seiner Frau in Südkorea das Ja-Wort. Su kam nach Dresden, lernte intensiv Deutsch und studierte noch einmal an der Hochschule für Musik in Dresden. Sie fühle sich wohl in Dresden. Nur hin und wieder vermisse sie den frischen rohen Fisch. Diesen wiederum mag Hilbert bestenfalls im Sushi versteckt. Als an einem Sonntag im September 2010 dann Stammhalter Lucas geboren wurde, war das Familienglück perfekt.

Eigentlich wollte Dirk Hilbert zwei Monate lang Elternzeit nehmen. Doch damals war Helma Orosz erkrankt und Hilbert vertrat sie ein Jahr lang als Erster Bürgermeister. Weil der damals stark auf Konsens setzte, erwarb er sich den Ruf als Vermittler in der Verwaltung und im zerstrittenen Stadtrat. Die Erfahrungen aus jener Zeit setzt er jetzt im Wahlkampf ein: „Ich weiß, wie es geht. Bei mir wissen die Dresdner, was sie bekommen. Ich bin kalkulierbar, verlässlich, lösungsorientiert und moderierend“, verspricht er. Dabei ruht er in sich. Es ist sehr selten, dass er sich aus dem Konzept bringen lässt.

Die Familie ist Hilbert sehr wichtig. Einer seiner beiden Brüder lebt inzwischen mit Frau und zwei Söhnen ebenfalls in dem Dreifamilienhaus aus der Gründerzeit in Klotzsche. Entspannen kann sich Hilbert auch gut bei praktischer Arbeit. So hat er auf dem Grundstück hinter dem Haus ein Klettergerüst samt Rutsche, eine Grillecke und den kleinen Pavillon aus dicken Holzbalken gezimmert. Alles wirkt sehr professionell. Trampolin, Sandkasten und drei Zwergkaninchen komplettieren die kleine grüne Oase. Hilbert hat viel Geduld mit seinem Sohn, spielt mit ihm Fußball ebenso wie mit fantasievollen Autos. Mutter Su spricht mit dem Kind oft auch koreanisch, auch die Kinderfrau ist aus Korea. Der Viereinhalbjährige versteht es gut, antwortet aber meistens auf Deutsch.

Als Wirtschaftsbürgermeister kommt Dirk Hilbert viel herum, auch weltweit. Aber der gebürtige Dresdner kehrt auch immer wieder gern nach Hause zurück. In seinem Bücherregal stehen Bände über die Geschichte Dresdens ebenso wie eine Reihe mit Werken von Erich Kästner. Derzeit liest er einen Roman einer koreanischen Schriftstellerin. In Nebenraum steht ein schwarzer Steinway-Flügel. Hilbert liebt es sehr, wenn Su darauf spielt.

In seiner Kindheit spielte Mathematik eine viel größere Rolle als die Musik. Sein Großvater Alfred Hilbert war Mathelehrer an der Kreuzschule und später Dozent an der Pädagogischen Hochschule Dresden. Seine Fachbücher zum Grundlagenwissen Mathematik wurden auch in den alten Bundesländern geschätzt. Obwohl er internationale Anerkennung genoss, wurde der Liberale erst nach der Wende zum Professor berufen. 1980 hatte der Großvater den Club Junger Mathematiker in Dresden gegründet. Wenn sich Dirk Hilbert heute für Schülerlabore und Junior-Doktor einsetzt, erinnert er sich an den Opa. „Mathematik und Naturwissenschaften wurden auch meine Steckenpferde“, sagt er. In Mathe war er Klassenbester, nahm an Mathematikolympiaden teil. Rückblickend sagt er, wäre es aber auch nicht schlecht gewesen, wenn ihn seine Eltern gedrängt hätten, ein Instrument zu spielen. Sohn Lucas wird sicherlich mit der Musik aufwachsen.

Hilbert arbeitete als Elektronikfacharbeiter bei der Firma Computer Elektronik Dresden, ging dann an die TU Dresden und beendete dort sein Studium als Diplom-Wirtschaftsingenieur. Danach war er Assistent beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln und anschließend für die Cargo-Lifter Development GmbH tätig. Im September 2001 begann er als Wirtschaftsbürgermeister im Rathaus.

Wandern und Radtouren gehören zu seinen sportlichen Freizeitbetätigungen. Um den Kopf frei zu bekommen, setzt sich Hilbert am liebsten in sein Paddelboot. Auch mit dem Sohn hat er schon einmal Tagestouren im Spreewald oder zur Berliner Seenplatte unternommen.

Sein Faible für Wein teilt er mit Ehefrau Su. Ein kräftiger Rotwein sei ihm am liebsten, aber in Sachsen bevorzuge er Weißweine wie Grauburgunder oder Traminer. Im Urlaub im vergangenen Jahr war die Familie mit einem Wohnmobil in der Toskana unterwegs. Aber auch die Weinreise nach Bulgarien liegt nicht allzu lange zurück. In seinem Haus hat sich Hilbert einen Weinkeller eingerichtet. Das Regal in Fassform ließ er extra von einem Böttger anfertigen. Nach der Wahl will er gern sein Unterstützerteam zur persönlichen Weinprobe im Keller einladen.