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Handballer beurlauben Trainer Pöhler

Der HC Elbflorenz liegt drei Punkte hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz und zieht die Notbremse. Ein Dresdner übernimmt.

Von Alexander Hiller
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Die Situation beim HC Elbflorenz ist angespannt: Christian Pöhler (M.) wurde beurlaubt, sein Co-Trainer Rico Göde (l.) soll nun den Klassenerhalt schaffen.
Die Situation beim HC Elbflorenz ist angespannt: Christian Pöhler (M.) wurde beurlaubt, sein Co-Trainer Rico Göde (l.) soll nun den Klassenerhalt schaffen. © Robert Michael

Dresden. Der HC Elbflorenz baut in der heiklen Schlussphase der 2. Handball-Bundesliga auf einen neuen Cheftrainer. Am Donnerstag vor dem spielfreien Wochenende gab der abstiegsgefährdete Klub in einer Pressemitteilung die Trennung vom bisherigen Coach Christian Pöhler bekannt. Dessen ursprünglich 2019 auslaufender Vertrag beim Tabellen-18. wurde erst vor der Saison bis 2022 verlängert. „Christian Pöhler wurde am Donnerstagmittag von seinen Aufgaben als Cheftrainer der Dresdner entbunden. Damit reagierten die Verantwortlichen auf die sportliche Situation“, heißt es in der Mitteilung.

Neun Spieltage vor Saisonschluss taumelt der Zweitliga-Neuling des Vorjahres nach nur neun Siegen, zwei Unentschieden, aber 18 Niederlagen dem Abstieg in die 3. Liga entgegen. Drei Punkte haben die Sachsen mittlerweile Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz, aber noch jede Menge entscheidender Kellerduelle vor sich, etwa beim nächsten Heimspiel am 26. April gegen Aue (13.), eine Woche später beim Schlusslicht Rhein Vikings, gegen Dormagen (14.), Wilhelmshaven (17.) oder Großwallstadt (16.). „Die sportliche Entwicklung der Mannschaft entspricht nicht unseren Erwartungen für die laufende Saison. Die Sorge, das gemeinsam formulierte Ziel Klassenerhalt nicht zu erreichen, veranlasste uns, zu handeln“, wird Präsident und Mäzen Uwe Saegeling zitiert.

„Wir als Verein danken Christian Pöhler für seine Verdienste um den HC Elbflorenz und wünschen ihm für seinen weiteren Weg privat sowie beruflich alles Gute.“ Das gehört auch in Dresden zum guten Ton. Schließlich geht es bei der Auflösung des noch über drei Jahre laufenden Kontraktes um eine nicht unerhebliche Summe Geld. „Die Vertragsverlängerung geht auf meine Kappe. Dazu stehe ich auch. Die Auflösung habe ich mit Christian auszuhandeln. Ich werde alles dafür tun, dass wir uns ganz ordentlich, sauber und seriös trennen. Wir wollen uns auch später noch in die Augen schauen können“, sagt Saegeling. „Für den Verein ist das in den nächsten Tagen aber zweitrangig.“ Nach dem katastrophalen Saisonstart – der HC Elbflorenz war mit 2:18 Punkten Schlusslicht – hatte Saegeling in einem Interview mit der Sächsischen Zeitung betont: „Wir sind alle gemeinsam von der Qualität des Kaders überzeugt – übrigens inklusive des Trainers. Wir sehen keinen Bedarf, jetzt Schnellschüsse abzugeben.“

Der 38-jährige Pöhler hatte seine Situation damals so dargestellt: „Der Verein und ich sind nicht eine so langjährige Partnerschaft eingegangen, um in schwierigen Zeiten gleich alles infrage zu stellen“. An der Situation hat sich seither nur wenig verändert. Allerdings ist die Saison inzwischen sehr weit fortgeschritten. Es geht in die alles entscheidende Phase.

„Man muss dann irgendwie versuchen, das letzte Signal zu setzen. Es ist in der Situation jetzt, so glaube ich, eine folgerichtige Entscheidung“, sagt Saegeling auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung. „Ich weiß um die vielen Verdienste, die er um den Verein hat. Er ist unser Aufstiegstrainer. Das wird nie vergessen werden. Aber das ist in dieser Phase eben auch Schnee von gestern“, betonte der Unternehmer. Der 50-Jährige hatte den gebürtigen Berliner 2016 vom Drittligisten Bernburg an die Elbe geholt – und muss ihn nun entlassen.

Die Geschicke der Mannschaft übernimmt als Chefcoach der bisherige Co-Trainer Rico Göde. Gemeinsam mit dem neu formierten Bundesliga-Trainergespann Kay Blasczyk, Jens Pardun und Timo Meinl soll der Ex-Profi den Klassenerhalt doch noch schaffen. Der gebürtige Dresdner Göde saß bereits am Nachmittag mit der Mannschaft zusammen. „Wir stehen vor der entscheidenden Phase der Saison und können die verbleibenden neun Spiele nur gemeinsam als Team bestehen. Es ist an den Spielern, den Schalter jetzt umzulegen“, sagte Göde.

Der 2,08 Meter große Riese ist seit der Saison 2014 eine feste Größe des Vereins und übernahm bereits im Winter 2015/16 für sechs Monate den Cheftrainerposten in der 3. Liga als Spielertrainer, bevor er Assistent von Pöhler wurde. Seine derzeitige Mannschaft, das Perspektivteam des HC Elbflorenz, ist drei Spieltage vor Schluss Tabellenführer der 4. Liga und steht kurz vor dem Aufstieg in die 3. Liga. Der Sprung ist aber nur dann möglich, wenn er die Profis nun zum Ligaverbleib führt.