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Baustelle vor der Haustür - welche Rechte haben Mieter

Acht Monate wird auf der Lessingstraße in Heidenau gebaut. Das sorgt für Einschränkungen. Wie werden Rettungswege, Post und Müllentsorgung gesichert?

Von Heike Sabel
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Seit April und noch bis November ist die Lessingstraße in Heidenau Baustelle. Für die Mieter bedeutet das Einschränkungen. Aber einiges muss auch gewährleistet werden.
Seit April und noch bis November ist die Lessingstraße in Heidenau Baustelle. Für die Mieter bedeutet das Einschränkungen. Aber einiges muss auch gewährleistet werden. © Daniel Schäfer

Eine Baustelle vorm Haus: Wer will das schon. Nach ein paar Wochen liegen da schnell die Nerven blank. Wenn sich die Bauzeit dann auch noch um drei Monate verlängert, reißt manchem der Geduldsfaden. Genau so ist es bei Cornelia Goldschmidt. Sie wohnt auf der Heidenauer Lessingstraße. Auf der wird seit April gebaut. Eigentlich sollten die Arbeiten jetzt im August zu Ende gehen, doch stattdessen wird bis November weitergebaut. Nicht, weil so langsam gearbeitet wird, sondern weil mehr gemacht wird als zunächst vorgesehen.

Cornelia Goldschmidt hat eine lange Liste von aus ihrer Sicht bestehenden Problemen aufgeschrieben. Fluchtwege, Notausgänge, Postzustellung, Müllentsorgung, Sicherheit der Mieter im Dunkeln. Sie fühlt sich weder von ihrem Vermieter, der städtischen Wohnungsgesellschaft WVH, noch von der Stadt Heidenau ernst genommen. Zur Beantwortung von Schreiben gibt es unterschiedliche Aussagen. Was aber ist konkret mit den Fragen und Problemen?

Information: Bauherren zuständig

Bauherren sind für die Information der Anwohner verantwortlich. Im Fall der Lessingstraße hat die Stadt Heidenau damit die Baufirma beauftragt. Die habe auch ausreichend informiert. Bei noch größeren Bauvorhaben führt die Stadt Einwohnerversammlungen durch.

Was wird auf der Lessingstraße gebaut

  • Erneuert werden der kaputte Mischwasserkanal sowie die dazugehörigen Hausanschlüsse.
  • Die Straßenbeleuchtung wird auf energiesparende LED-Lampen umgebaut.
  • Der Trinkwasserzweckverband Pirna/Sebnitz verlegt eine neue Trinkwasserleitung.
  • Die Stadt Heidenau setzt die Straße in der gesamten Breite instand und verwendet dafür Fördermittel.
  • SachsenEnergie, Telekom, Vodafone und Pyur legen ihre Kabelanlagen tiefer.
  • Die Straße muss damit in absehbarer Zeit nicht erneut geöffnet werden.

    Die städtische Wohnungsgesellschaft WVH als Grundstücksnachbar und Vermieter ist ebenfalls informiert und bei den Bauberatungen anwesend, sagt Geschäftsführer Tilo Koch. Mit weiteren Äußerungen hält er sich zurück, da es einen Rechtsstreit mit Frau Goldschmidt gäbe.

    Rettungswege: Leitstellen informiert

    Die Baufirma ist verpflichtet, den Rettungsverkehr zu gewährleisten und die Baustelle insbesondere nach Feierabend und am Wochenende so zu sichern, dass die Hauseingänge relativ ungehindert erreichbar sind. Den Rettungsleitstellen sind die Baumaßnahmen bekannt, sodass sich die Rettungskräfte im Notfall darauf einstellen können. Auch hier sind außer den Schreiben von Frau Goldschmidt bisher keine Beschwerden von der Lessingstraße bekannt, sagt die Stadt.

    Fußgänger: Sichere Umwege

    Fußwege zu gewährleisten ist bei Baustellen oft eine der schwersten Aufgaben. Hausbewohner müssen ja irgendwie zu ihren Häusern kommen, und das möglichst auch sicher. Das bedeutet im Einzelfall auch Umwege. Im Falle der Lessingstraße wurde für die Anwohner eine Möglichkeit geschaffen, dass sie über die Hintereingänge in ihre Häuser kommen. Das geht nach wie vor auch über die Vordereingänge, ist jedoch nicht so sicher. Die hinteren Hauseingänge werden ab Ende August beleuchtet. In den Sommermonaten war das aus Sicht der Stadt nicht erforderlich.

    Müllentsorgung und Post: Baufirmen verantwortlich

    Die Müllentsorgung sowie die Zustellung und Lieferung von Waren, Paketen und Briefen ist zu gewährleisten. Das sei auch in Heidenau über die Baufirma sichergestellt, sagt die Stadtverwaltung. "Es erfordert aber auch eine ausreichende Kommunikation aller Beteiligten." Der Stadt ist nicht bekannt, dass Anwohner ihre Post nicht erhalten haben oder der Müll nicht abgeholt wurde.

    Parken: Alternativen geschaffen

    Parken vorm Haus, das wünscht sich jeder, ist aber immer seltener machbar und es gibt, wenn es keine reservierten Parkplätze gibt, auch kein Recht darauf. Wo wegen Bauarbeiten keine Straße ist, gibt es auch keine Parkplätze.


    Um die Situation auf und rund um die Lessingstraße zu entschärfen, hat die Stadt Heidenau auf dem Grundstück der Wohnungsgenossenschaft Elbtal gegenüber dem Kindergarten Zwergenland einen Interimsparkplatz geschaffen, der jedoch kaum genutzt wird. Außerdem hat die Stadt für die Bauzeit auf der Lessingstraße neben dem Friedhof eine Fläche von den Johannitern gemietet, auf der ebenfalls geparkt werden kann.