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Heidenauer NPD-Stadtrat verlässt seine Partei

Rico Rentzsch bekommt dafür Beifall. Wie ernst es ihm ist, wird sich zeigen.

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© sächsische zeitung

Heidenau. Vor fast genau einem Jahr fand in Heidenau die erste Demo der NPD gegen die „Asylflut“ statt. Im August eskalierte eine weitere Demo in gewalttätige Ausschreitungen. Immer nicht nur dabei, sondern vorn mitmarschiert ist Rico Rentzsch. Der 28-Jährige ist seit vorigem Jahr Stadtrat für die NPD in Heidenau. Jetzt ist er aus der Partei ausgetreten. Mit dieser Nachricht überraschte er am Donnerstagabend die Stadträte und bekam einigen Beifall. Noch im August hatte er jegliche Forderungen nach Rücktritt von sich gewiesen. Auch die Verantwortung für die Gewaltexzesse rund um den Praktiker im August wollte er nicht übernehmen. Dazu nach wie vor kein Wort. Zu den Gründen für seinen Austritt wolle sich Rentzsch nicht äußern. Nur so viel: Er distanziere sich von der Facebook-Gruppe Heidenau hört zu (HHZ), habe keine Administratorrechte mehr. Die Gruppe ist das Gremium, das zu den Demos aufruft, Gerüchte und Hassschreiben verbreitet und damit Angst und Gewalt schürt. Am 20. November gab es erstmals eine gemeinsame Demo von HHZ und der der Alternative für Deutschland nahestehenden Bürgerinitiative Heidenau. Trotzdem kamen nicht mal 100 Leute. Das brachte die Veranstalter, vor allem auf HHZ-Seite, in Rage. Es hagelte im Internet wilde Beschimpfungen gegen die, die nicht vom Sofa hochkämen und deren „Arsch man dann nicht retten“ werde.

Das sei Rentzsch zu weit gegangen, damit „bin ich nicht einverstanden“, sagte er am Donnerstag. Dieser Ton sei mehr als beleidigend gegenüber potenziellen Wählern. Auch ihm gegenüber habe es massive Angriffe aus den eigenen Reihen gegeben, deutete er an. Ob er den Rechten nicht mehr rechts genug ist oder sie ihm zu viel oder zu wenig rechts, lässt er offen. Er schließt lediglich eine Rückkehr in die NPD aus und habe derzeit auch nicht vor, in eine andere Partei einzutreten.

Demos kann Rentzsch weiter anmelden, privat. So wie im August. Damit konnten Rentzsch als auch seine Partei die Verantwortung nach Belieben hin- und herschieben, was beiden keiner abnahm. Wie ernst Rentzsch die Trennung von der NPD ist, bleibt abzuwarten. Ein Parteibuch abzugeben ist einfacher, als die Gesinnung zu ändern. Die NPD macht es Aussteigern oft schwer. Dennoch gibt es immer wieder Beispiele. Für sein Mandat als Stadtrat hat Rentzschs Parteilosigkeit keine Konsequenzen. Ein Grund es niederzulegen wäre zum Beispiel der Wegzug aus Heidenau. Auch an seiner Fraktionslosigkeit ändert sich nichts. Was aber würden die anderen machen, wenn Rentzsch mit ihnen zusammenarbeiten will? Zu Beginn der Sitzung am Donnerstag bat Rentzsch die Räte um eine Schweigeminute für die Opfer von Paris. Alle folgten ihm. (SZ/sab)