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Heidenauer retten ihre Kleingärten

Der Verein „Goldene Ähre“ will nicht weiter zerstückelt werden. Deshalb kaufen die Gärtner ihre Anlage und helfen sich untereinander.

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© Dirk Zschiedrich

Von Heike Sabel

Heidenau. Sorgen sind schlechte Gärtner. Trotzdem wurde in Großsedlitz weiter gesät und geerntet, bewirtschaftet und gepflegt. Vor vier Jahren waren die Grundstücke der Kleingartenanlage Goldene Ähre an einen Privateigentümer verkauft worden, die Meerbuscher Gartenland GmbH. Der Freistaat, dem die Flächen zuvor gehörten, brauchte sie nicht mehr, Kleingartenverein und Stadt Heidenau wollten sie damals nicht. Niemand ahnte die Folgen.

Die GmbH, die sich später in MS Gartenreich umbenannte, wollte die Gärten einzeln verkaufen, also Eigentumsgärten daraus und ein Geschäft machen. Doch das ging rechtlich nicht auf. Also wollte Gartenreich die Grundstücke wieder loswerden. Im Falle der „Goldenen Ähre“ erfolgreich. Fünf Gärten und die Parkplätze sind weiterverkauft und damit verloren. Auch den anderen drohte der Verkauf.

In gewissermaßen letzter Minute haben die Gärtner ihre Anlage nun selbst gekauft. 500 Euro kostet das jeden Pächter, sagt Vereinsvorsitzende Martina Dunger. Das ist fast doppelt so viel wie die Kleingärtner vor vier Jahren hätten bezahlen müssen. Damals ging es um 99 Cent pro Quadratmeter. Zwischendurch hatte Martina Dunger es bei 1,20 Euro noch einmal versucht, sagt sie. Doch sie fand keine Mehrheit bei den Gärtnern. Die Gefahr, die eigenen Gärten könnten an Dritte verkauft und dann gekündigt werden, brachte schließlich den Sinneswandel.

Die 500 Euro, die jeder Pächter für seine Parzelle nun zahlt, machen ihn nicht zum Besitzer. Sie sind eine Art Kaution, die es bei Austritt aus dem Kleingartenverein zurück gibt. Denjenigen, die das nicht bezahlen können, gaben andere Gartenfreunde zinslose Darlehen. Als erste Rate mussten bis Ende Juni 200 Euro überwiesen werden. Hinzu kommen in den nächsten vier Jahren für jeden Garten jeweils 50 Euro. „Bis der Kredit getilgt ist“, sagt Martina Dunger und hofft, damit nun endlich Ruhe zu haben, weil die MS Gartenreich nicht wieder Landstücke an Dritte verkaufen kann. Auch deshalb hatte Martina Dunger den Kauf couragiert in die Hand genommen. Es war nicht einfach, viele Gärtner reagierten am Anfang sauer. Auch weil der Territorialverband als Interessenvertreter erst vom Kauf abgeraten hatte. Der Verband selbst lehnt den Kauf von Gärten prinzipiell aus finanziellen Gründen ab.

Für die Kleingärtner in Großsedlitz ändert sich auf der Scholle nicht viel, formell jedoch einiges. Der Zwischenpachtvertrag des Territorialverbandes mit der MS Gartenreich GmbH geht nun auf den Verein „Goldene Ähre“ über. Der Verein verpachtet das Land an den Territorialverband, der dann mit Unterpachtverträgen weiter an jeden einzelnen Kleingärtner verpachtet. Das heißt, die Gärtner zahlen weiter sechs Cent pro Quadratmeter und Jahr, die aber nun direkt an den Verein als Eigentümer fließen.

Die Großsedlitzer Gärtner bewirtschaften wie eh und je ihre Parzellen. „Nun, da wieder Ruhe in unseren Verein eingezogen ist, können wir uns ganz neu aufstellen“, sagt Martina Dunger. Sie wirbt für den Honig des Imkers in der Anlage, freut sich über viele junge Familien und auf das 70-jährige Bestehen des Vereins nächstes Jahr. Die Sorgen gehören hoffentlich der Vergangenheit an.