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Heidenaus spezielles Café

Kontakte und Kaffee gibt es seit einem Jahr ein Mal im Monat kostenlos. Und noch etwas, was nicht bezahlbar ist.

Von Heike Sabel
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© Federico Gambarini/dpa

Man muss sich nicht anmelden und es gibt kostenlosen Kaffee: Der Ort heißt Kontaktcafé. Was sich für manche beim ersten Hören etwas anrüchig anhört, ist ein Angebot der Diakonie. Nachdem es das in Pirna seit elf Jahren gibt, wurde es vor einem Jahr auch in Heidenau eröffnet. Es bot sich an, das Kontaktcafé in der zum Gemeindezentrum umgebauten Christuskirche zu etablieren, sagt Alexander Kwak von der Diakonie. Erstens weil das für die, die bisher nach Pirna fahren, näher ist und zweitens, weil damit noch mehr Leute die Chance haben, daran teilzunehmen. Bisher kommen immer montags sechs bis acht Leute. Gern kann der Kreis auf bis zu zwölf wachsen, sagt Kwak. In Pirna sind es inzwischen im Schnitt 15.

Kwak spürt in seinen Gesprächen bei der sozialen Beratung auf der Ernst-Schneller-Str. 1, dass viele Menschen Einzelkämpfer im Leben sind und sich immer mehr in sich zurückziehen. Oft ist der Kontakt zu Angehörigen selten oder gar abgebrochen. Gesundheitliche und finanzielle Begrenzungen tragen zu zunehmender Isolation bei. „Die Leute wollen einfach reden, reden, reden… und dass ihnen jemand mal wieder unvoreingenommen zuhört.“ All das sei in dem Kontaktcafé unkompliziert möglich. Außerdem erfahren die Besucher durch neue soziale Kontakte Wertschätzung sowie oft auch Hilfe zur Selbsthilfe.

Vieles kann, nichts muss

„Es ist noch gar nicht lange her, da hat eine Besucherin eine andere beim Kühlschrankkauf unterstützt“, erzählt Kwak ein Beispiel. Ein anderes: Eine 92-jährige Teilnehmerin ist im Moment zur Kurzzeitpflege und wird öfters von den Kontaktcafé-Gästen besucht. Und wenn eine individuelle sozialpädagogische Beratung notwendig ist, ist Kwak zur Stelle. Er kann auch eine kleine Aufgabe zum Beispiel bei der Offenen Behindertenhilfe vermitteln. Andere Besucher fahren mit der Gruppe einmal im Jahr in den Urlaub. „Vieles ist möglich, nichts muss sein“, sagt Kwak. „Mancher trinkt nur seine Tasse Kaffee und ist nach 20 Minuten wieder weg.“

Kwak weiß aber auch, dass es manchmal viel Mut bedarf, in eine neue Gruppe zu gehen. „Einige Teilnehmer, manche mit Verletzungen an der Seele, wurden in anderen Kreisen sowie im Alltag oft abgelehnt und brauchen Zeit, um wieder Vertrauen aufzubauen.“ Dabei brauche es nicht nur am Anfang viel Feingefühl. Kwak sieht es dabei als eine wichtige diakonische Aufgabe, diese Menschen an die Hand zu nehmen. Insofern unterscheiden sich die Kontaktcafés in Heidenau und Pirna. Heidenau aber verwöhnt die Teilnehmer besonders: ab und zu nämlich mit Orgelspiel.

Nächster Treff: 16. September, 14 bis 16 Uhr, Christuskirche, Rathausstraße Heidenau