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Heimatliebe in Bildern

Rico Richter und Matthias Menge präsentieren die Region auf besondere Art. Sie lassen sich von einer App alarmieren.

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© Matthias Menge

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Es ist ein Schauspiel, wenn sich der Himmel verfärbt, kleine Wolken durchs Bild huschen und der Kurort Rathen vom Gipfel des Gamrig aus zu einem glühenden Lavastrom wird. So wirkt es jedenfalls in einem Zeitrafferfilm von Rico Richter. „Ich war schon so oft auf dem gleichen Gipfel. Doch jedes Mal ist die Stimmung anders, das Licht, das Wetter“, sagt der Porschdorfer fast schwärmerisch. Mal falle im Oktober der erste Schnee, mal seien alle Blätter bunt, mal sei zum gleichen Zeitpunkt noch alles grün.

Rico Richter (links) und Matthias Menge posieren hier in der Sächsischen Schweiz im Farbspiel zum Sonnenaufgang.
Rico Richter (links) und Matthias Menge posieren hier in der Sächsischen Schweiz im Farbspiel zum Sonnenaufgang. © privat

Rico Richter fotografiert seine Heimat, die Sächsische Schweiz. Diese Leidenschaft teilt er mit vielen anderen und mit Matthias Menge. Die beiden haben sich zusammengetan und eine Multivisionsshow auf die Beine gestellt, die ihresgleichen sucht. Ihr erster Vortrag im großen Saal des Nationalparkzentrums im April dieses Jahres war innerhalb einer Woche ausverkauft. Jetzt folgen die nächsten. Am Sonnabend können ihre Fans die beiden sympathischen jungen Männer erneut im Nationalparkzentrum erleben. Noch sind Eintrittskarten erhältlich.

Wo Männer sich Lichtzeichen geben

Kennengelernt hatten sich die beiden zu Christi Himmelfahrt in der Einkehr in Porschdorf. Man sollte es kaum glauben, aber sie führten inmitten von Männertagsausflugsgesellschaften ein angeregtes Fachgespräch über Fototechnik, Licht und die schönsten Aussichten zum Fotografieren in der Sächsischen Schweiz. Sie verabredeten sich zu einem Sonnenaufgang oben an der Häntzschelstiege. Sie merkten, dass sie die gleichen Vorstellungen hatten und arbeiten seitdem zusammen.

Damals trafen sie auch Sven Zickler. Der Dohnaer war am selben Morgen auf einem benachbarten Gipfel zum Fotografieren. „Als er uns in der Morgendämmerung bemerkte, hatte er uns mit seiner Taschenlampe zugeblinkt“, erzählt Rico Richter. Sie trafen sich nach dem Abstieg, tauschten sich aus und wurden Freunde. Zickler war schon erfahrener, einer der renommiertesten Fotografen der Region in Sachen Zeitraffer-Videos. Sie bereiteten für das Bergsichten-Festival in Dresden eine gemeinsame Fotoausstellung vor. Doch zwei Wochen vor dem Festival starb Sven Zickler völlig unerwartet. Mit Absprache der Angehörigen hatten sie die Schau trotzdem durchgezogen, auch wenn es emotional für alle Beteiligten sehr belastend war. „Wir zeigen auch heute noch in unseren Veranstaltungen immer einen Zeitrafferfilm von ihm“, erzählt Matthias Menge.

Das Fotografieren ist für den Bad Schandauer inzwischen eine nebenberufliche Beschäftigung. Allein davon zu leben, dafür reichen die Einnahmen noch nicht. Sich einem Auftragsdruck zu stellen, das ginge bei der Art der Fotografie, wie er und Rico Richter das praktizieren auch schlecht. „Bei einem Auftrag sollte ich mal den Bloßstock-Felsen mit Nebel und Sonne fotografieren. Das hat bis heute nicht geklappt“, sagt Menge. Seinen mehr als 5 000 Fans seiner Facebook-Seite ist das aber egal. Sie erfreuen sich eben an anderen Fotos.

Jahreszeiten im Zeitraffer

Rico Richter erhielt sogar noch mehr Likes. 12 674 Personen gefiel „Elbsandsteinbilder“ mit Stand am Montagabend. Der Bürokaufmann kam über eine schwere Krebserkrankung zur Fotografie. „Ich musste einfach raus“, sagt der 27-Jährige. Die Krankheit habe auch seinen Blick verändert. In vielen Kleinigkeiten erkennt er die Schönheit des Lebens. Von der Sächsischen Schweiz könne man dabei nicht genug zeigen. Das war aber ein Problem. „Wir mussten uns bei unserem Vortrag ja irgendwie beschränken“, sagt er. Bis einen Tag vor der ersten Schau hatten er und Matthias Menge noch Fotos ausgetauscht. Schließlich kamen 130 Fotos und sechs Videos in das etwa zweistündige Programm. Es ist ein Lauf durch die Jahreszeiten.

Im Ergebnis zeige sich ihre große Heimatliebe. So spektakuläre Aufnahmen in anderen Regionen der Erde zu machen, danach sehnen sie sich nicht. „Wir leben zwar schon immer hier, aber es ist in der Landschaft noch nichts normal geworden“, sagt Matthias Menge. Der 39-Jährige ist dankbar, dass seine Familie so viel Verständnis für ihn und seine Fotoleidenschaft hat. Die geht so weit, dass er sich eine Nordlichter-App auf sein Smartphone geladen hat. „Wenn die piept, bin ich weg“, sagt er. Meist macht er sich dann mit seinem Fotoapparat sofort auf die Socken. Am liebsten fotografiert er vom Adamsberg in Altendorf. Dort gelang ihm im März 2014 sein erstes Foto mit Nordlichtern.

In ihren Vorträgen wollen sie „ihr Glück“ mit anderen teilen, wie sie sagen. Von der Stativkarawane gibt es zwar auch spektakuläre Aufnahmen aus der Sächsischen Schweiz. „Aber wir erzählen mehr bei unseren Vorträgen“, sagt Richter. Als Konkurrenten sehe man sich nicht. Einmal im Jahr treffe man sich in der Buschmühle und habe viel Spaß miteinander.