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„Heimlichkeiten gibt es hier nicht“

Jörg Burkert kandidiert für die Freien Wähler als Bürgermeister. Für die Zukunft der Gemeinde hat er bereits Pläne.

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© André Braun

Von Eric Mittmann

Großweitzschen. Seit mittlerweile acht Monaten wird die Gemeinde Großweitzschen von zwei stellvertretenden Bürgermeistern geleitet. Zumindest einer von ihnen, Jörg Burkert (Freie Wähler), will nun auch bei den Wahlen am 3. Juni für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. Dabei geht er bereits mit konkreten Vorstellungen an seine Kandidatur – muss sich jedoch auch mit den aktuellen Problemen der Gemeinde auseinandersetzen.

Herr Burkert, Sie sind seit August erster kommissaruischer Bürgermeister der Gemeinde Großweitzschen. Wie kam es dazu?

Bedingt durch die Krankheit des Bürgermeisters Ulrich Fleischer (parteilos) bin ich als erster Stellvertreter in das Amt gekommen.

Ihre Anfangszeit verlief allerdings etwas holprig. Hauptamtsleiterin wurde fristlos gekündigt und auch innerhalb der Verwaltung kamen einige Unzulänglichkeiten zutage. Können Sie uns dazu noch einmal einen Abriss geben?

Die Hauptamtsleiterin hat über mehrere Jahre hinweg Unterschriften unter Urkunden und Berufsabschlüssen gefälscht. Wir haben das dann an die Staatsanwaltschaft beziehungsweise die Kriminalpolizei weitergegeben. Die Ermittlungen laufen derzeit noch.

Im Zuge dessen wurde versucht, für mehr Transparenz zu sorgen.

Ich habe versucht, so offen wie möglich zu arbeiten. Zu Sitzungen und auch den Ausschüssen sind immer alle Gemeinderatsmitglieder eingeladen . Ich habe immer gesagt: ‚Das Gemeindeamt ist jeden Tag offen.‘ Wenn Leute eine Frage haben, können sie auch gern kommen. Ich stehe gern Rede und Antwort. Irgendwelche Heimlichkeiten gibt es hier nicht.

Der Eindruck bei der letzten Gemeinderatssitzung war allerdings ein anderer. Der zweite stellvertretende Bürgermeister Sven Krawczyk behauptete dort, dass über ihn Gerüchte erzählt werden. Ihnen warf er vor, Informationen vorzuenthalten.

Das hat mich schon schwer getroffen. Die ganze Sache, die dort besprochen wurde.

Können Sie seinen Standpunkt nachvollziehen? Oder denken Sie, es handelt sich dabei wirklich nur um ein Kommunikationsproblem?

Wir hätten mit Sicherheit mehr miteinander reden sollen. Ich kann allerdings nicht alles nachvollziehen, was an diesem Abend geäußert wurde. Herr Krawczyk hat immer die Möglichkeit, herzukommen und mit mir zu sprechen. Es gibt, wie gesagt, keine Geheimnisse hier.

Den Vorwurf, Sie würden Informationen vorenthalten, weißen Sie also von sich?

Es ging lediglich darum, dass keine Mails an die Firmenadresse von Herrn Krawczyk weitergeleitet werden sollten. Dem war vor einiger Zeit noch so. Wir sprechen hier allerdings von sensiblen Daten und weil Datenschutz natürlich auch bei uns ein wichtiges Thema ist, habe ich dann gesagt, dass wir das so nicht mehr handhaben können. Er kann gern vorbeikommen. Er kann sich auch gern an meinen Computer setzen. Aber wir werden keine Mails an private Firmenadressen schicken.

Kommt die von Herrn Krawczyk geforderte Haushaltssperre?

Die Rechtsaufsicht hat sich bereits dazu gemeldet und erklärt, dass das nicht möglich ist. Der Grund dafür ist, dass wir bisher noch keinen verabschiedeten Haushalt haben. Wir sind uns allerdings auch bewusst, dass wir sehr sorgsam mit unserem Geld umgehen müssen.

Sie wollen in diesem Jahr als Kandidat der freien Wähler für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. Haben Sie schon Pläne für Ihren Wahlkampf?

Wir haben natürlich schon Pläne geschmiedet. Ein erster Flyer steht auch bereits. Alles Weitere wird allerdings erst Anfang Mai anlaufen, denke ich. Schließlich müssen wir uns nebenbei auch weiterhin noch um die Gemeinde kümmern. Dabei versuchen wir natürlich, die derzeit laufenden Projekte wie beispielsweise den Breitbandausbau bis zur Wahl noch so weit wie möglich voranzubringen. Aber auch zurückgestellte Sachen wie der Straßenbau oder die Erneuerung des Außengeländes der Schule fallen darunter.

Haben Sie schon Vorstellungen, wie es nach der Bürgermeisterwahl weitergehen soll?

Wir wollen die bisher erarbeitete Transparenz auf jeden Fall weiterführen. Wichtig ist allerdings auch, dass die Verwaltung wieder planmäßig läuft. Es muss hier eine Struktur hineinkommen, wenn die Ämter wieder alle besetzt sind. Auch daran arbeiten wir derzeit bereits, demnächst soll ein neuer Bauamtsleiter kommen. Danach müssen wir uns darum kümmern, dass innere Angelegenheiten wieder geregelt und Arbeitsabläufe wieder hergestellt werden können. Das ist die Grundvoraussetzung, damit wir dann auch wieder neue Projekte in Angriff nehmen können.

Was meinen Sie damit?

In den letzten Jahren hat es sich die Verwaltung ja im Grunde auf zwei Leute konzentriert, Herrn Fleischer und der Hauptamtsleiterin. Dass das nicht funktioniert hat und nicht förderlich für unsere Gemeinde war, haben wir ja schmerzvoll erfahren müssen.

Was soll außerhalb der Verwaltung zukünftig in Großweitzschen passieren?

Wir wollen definitiv die Eigenständigkeit der Gemeinde erhalten. Eine Eingemeindung ist für uns kein Thema. Darüber hinaus wollen wir attraktive Wohn- und Eigenheimstandorte schaffen, die Arbeiten am Hort und der Schule beenden, den Hort dann auch innen sanieren und auch das Kulturangebot durch die Unterstützung der Verein weiter verbessern.

Es fragte: Eric Mittmann