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Heimspiel mit Ironie

Seit vielen Jahren macht der Liedertour-Verein in Wachau Station. Auch diesmal war die Besetzung erstklassig.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Wachau. Es ging bis tief in die Nacht. Der Wachauer Hof im Kirchgemeindehaus war voll. Wachau ist für die Musiker immer ein Heimspiel. Auch Manfred Mauernbrecher, Ralph Schüller und Bastian Bandt sind nicht zum ersten Mal hier. Die 25. Liedertour trägt den Titel „Schwarz-Rot-Gold“. Zehn handverlesene Musiker aller Altersgruppen hatten sich für diese Tour gefunden. Die Lieder Tour, deren Manager Frank Oberhof ist, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Zum Tourstart in Hainichen war diesmal sogar ein Fernsehteam des MDR dabei. Auch in diesem Jahr ist das Programm auf ureigene Weise provokant. Auch dem Publikum wird der Spiegel vorgehalten. Die besondere Stärke: Musiker unterschiedlichen Alters und Genres gehen auf eine gemeinsame Reise durch Deutschland. Es geht um musikalische Befindlichkeiten jenseits von Mainstream und parfümierter Belanglosigkeit.

Wachau war die dritte Station, und der volle Gemeindehof zeigt, dass dieser Anspruch aufgeht. Obwohl die Liederbewegung längst totgesagt wurde. Wer sich für die Musik von Gerhard Gundermann interessiert, dürfte Manfred Mauenbrecher, Bastian Bandt und Ralph Schüller schon begegnet sein. Für lange Grübeleinheiten sorgte die kommentarlose Einleitung. Sie kommt aus der Feder eines Lehrers, für den nach Mauerfall und Wende Welten zusammengefallen waren. Er landete in der Psychiatrie und wird immer wieder von neuen Schüben heimgesucht.

So unerklärbar, wie er nun mal ist. Manchem war anzusehen, dass dies keine leichte Kost ist, in einer Welt in der täglich die seltsamsten Dinge passieren. Vor aller Augen. Danach begann das Konzert. Stars gab es dabei nicht. Alle Musiker waren erstklassig, jeder auf seinem Instrument und auf seine Weise. Manfred Maurenbrecher begeisterte mit vielen intelligenten Songs mit Sprachwitz und Ironie „Die Welt ist am Durchdrehen“ kommt als eines der ersten Lieder. Und sofort ist klar: dieser Mann ist ein Urgestein der politischen Musik. Er ist sich treugeblieben, auch wenn viele seiner Kollegen abgetaucht sind. „Er ist ein Geheimtipp auf Lebenszeit“, wie die FAZ 1992 geschrieben hat. Nach dem Wachauer Abend steht fest, die Notitz hat noch nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Punktum: Manfred Maurenbrecher war als leidenschaftlicher Songschreiber, Interpret und Musiker zu erleben. Bastian Bandt wurde ebenfalls zum Erlebnis zwischen Text und Gitarrenmusik. Dazu Klangbild seiner Stimme. Einzigartig! Ralph Schüller kam Freitagnacht genauso gut an.

Im Klangbild der Nacht waren viele zauberhafte Musiker zu hören. Akkordeonist Frank Oberhof zum Beispiel. Auch Joe Kucera aus Prag hat es sich nicht nehmen lassen die Tour mit Saxofon und Querflöte zu bereichern. Sein Spiel geht immer noch tief unter die Haut. So war es bis zur letzten Minute des Konzertes. Dafür gab es in Wachau großen Beifall. Es war ein unvergesslicher Abend. Und jetzt sind die Besucher schon auf das nächste Konzert im kommenden Jahr gespannt.