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Heißer Karneval

Venedig, Hochadel und ein Krimi – die Narren im Rödertal lassen wieder die Puppen tanzen.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Was brachte am Sonnabend den Schnee zum Schmelzen? Metrologen behaupten, es sei der Regen gewesen. Eingefleischte Faschingfans sind da allerdings ganz anderer Meinung. König Karneval feierte am Sonnabend den Beginn der hohen närrischen Zeit. Eine bunte Veranstaltung jagt die nächste. Und weil die Rödertaler das ganze Treiben noch etwas anspruchsvoller genießen, ging es am Wochenende gleich an drei Orten heiß her.

... und die etwas Älteren mit den typischen Masken des Venediger Karnevals verkleideten.
... und die etwas Älteren mit den typischen Masken des Venediger Karnevals verkleideten. © Bernd Goldammer
Frisch gekrönt: Marien I. und Mike I. sind das diesjährige Prinzenpaar in Arnsdorf.
Frisch gekrönt: Marien I. und Mike I. sind das diesjährige Prinzenpaar in Arnsdorf. © Bernd Goldammer
In Großerkmannsdorf steht dieses Jahr Venedig im Mittelpunkt, weshalb sich die Kinder als kleine Harlekine ...
In Großerkmannsdorf steht dieses Jahr Venedig im Mittelpunkt, weshalb sich die Kinder als kleine Harlekine ... © Bernd Goldammer

In der Großerkmannsdorfer Turnhalle begann das bunte Treiben. „ Ob gebunden oder ledig, Ekka feiert inzwischen bereits 49. Saison. Erstmals ging die Kinder-Showtanz-Gruppe des Karnevalsvereines an den Start. Plötzlich war die Tanzfläche voller kleiner Harlekine in herrlich bunten Kostümen. Und was sie zeigten, war einfach atemberaubend. Danach liefen die Tänzerinnen der Funkengarde auf. Choreografie, Kostümierung und die großartige Venedig-Dekoration des Saales machten diesen Auftritt zu einem großen Höhepunkt im abwechslungsreichen Programm. Und obwohl der Saal ausverkauft war, blieben zu diesem Zeitpunkt einige Tische frei. Der Grund: Auf den Straßen war urplötzlich Tauwetter ausgebrochen. Taxis verspäteten sich, weil die Fahrzeuge auf den Straßen nur langsam vorankamen. So haben einige Karnevalsfreunde diesen grandiosen Auftakt verpasst. Schade! Gegen 21 Uhr begann der Hauptteil des Programmes, in dem schließlich auch Radebergs Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) wieder in die Bütt stieg.

Schüsse in Lomnitz

In Arnsdorf wurden zu diesem Zeitpunkt die Kronen blankgewienert. Hinter den Kulissen des Kulturhauses liefen sich die närrischen Geister warm. „Rote Busse, schwarze Taxen – jetzt machen wir in England Faxen“ muss als Motto für die 43. Saison herhalten. Arnsdorf feiert die Krönungszeremonie für das Prinzenpaar. Marien I. und ihr närrischer Gemahl Mike I. übernahmen die Regentschaft. Ob der närrische Hochadel Europas aus diesem Grunde angereist war, konnte nicht genau festgestellt werden. Einige Paparazzi der Weltpresse waren rund ums Kulturhaus in Stellung gegangen, doch Promi-Fotos blieben aus. Man kann hinkommen, wo man will, aber so närrisch wie auf der Welt, geht’s nirgendwo zu! Deshalb kommt die Narrenzeit dieses Jahr wohl besonders gut an.

Das Arnsdorfer Publikum war schier aus dem Häuschen. Verständlich! Nach den drei Nachtwäschebällen im November hat sich wieder viel närrische Energie aufgestaut. In Arnsdorf wurden massenhaft karnevalistische Entzugserscheinungen beobachtet. Deshalb war die Stimmung von Anfang an klasse. Das war ganz und gar nach dem Geschmack von Christian Richter, dem Präsidenten und Übervater der Arnsdorfer Karnevalisten. Die konnten sich über einen vollen Saal freuen. In diesem Moment klingelte das Reporterhandy. In Lomnitz seien mehrere Schüsse zu hören gewesen. Und das im 40. Bestehensjahr. Auf nach Lomnitz rief es aus der Zentrale ...

Vor dem Volksheim war kein Parkplatz mehr zu kriegen. Lomnitz stand unter dem Motto: „Der LCC, mit 40 Jahren, will zum Tatort Volksheim fahren.“ Kosten und Mühen wurden nicht gescheut. Ein Tatort-Krimi wurde gedreht. Der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) hatte darin sogar eine kleine aber feine Nebenrolle übernommen. Seit er die Amtsgeschäfte und die Gemeindekasse an die Lomnitzer Narrenzunft übergeben hat, hat er ja mehr als ausreichend Zeit dafür. Jedenfalls war die Videoproduktion eine tolle Idee.

In der Fantasie der Karnevalisten war das Volksheim zum Hotel geworden. Und hier sollen seitdem immer wieder mal einige Größen des „Organisierten Verbrechens“ vorbeischauen. Dazu braucht man nur noch einen überforderten Polizeichef und ein erfolgloses Ermittlerteam. Das Casting-Team dürfte lange gesucht haben, um eine so filmreife Schleudertruppe auf die Beine zu bringen. Damit haben sie aber voll ins Schwarze getroffen. Das Gelächter war groß und der Beifall natürlich auch. In seinem 40. Bestehensjahr hat der Lomnitzer Karnevalsclub wieder ein erstklassiges Programm aus der Taufe gehoben.

Das trifft übrigens für alle Karnevalclubs im Rödertal zu. In den Karnevalshochburgen Arnsdorf, Großerkmannsdorf und Lomnitz sind dieses Jahr wieder großartige Shows zu sehen – bei denen auch die Dekorationen toll ist. Wer die Veranstaltungen besuchen möchte, sollte sich sputen. Wie zu erfahren war, gehen die Eintrittskarten zur Neige. Das haben sich die Narren verdient. Denn Karneval ist knallharte und vor allem kreative Arbeit im Ehrenamt.