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Helfen üben

Die Jugendrotkreuz-Gruppe in Pretzschendorf gibt es seit einem Jahr. Jetzt wollen die Kinder zeigen, was sie drauf haben.

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Pretzschendorf. Das eine Bein angewinkelt, den Kopf im Nacken, der Arm als Stütze: Mit sicheren Handgriffen bringt Emily Koitzsch die elfjährige Jasmin Bormann in die stabile Seitenlage. Auf diese Weise können die Vitalfunktionen der Elfjährigen stabilisiert werden, bis der Rettungsdienst da ist. Hätte Jasmin beispielsweise erbrochen, würde so auch sichergestellt, dass sie nicht daran erstickt.

Die 20 Jungen und Mädchen der Pretzschendorfer Jugendrotkreuz-Gruppe gehen noch einmal alle Schritte durch, auf die es bei der stabilen Seitenlage ankommt, gemeinsam mit ihren Gruppenleiterinnen Mandy Horn und Wenke Richter. Sie üben für ihre erste Bewährungsprobe: den DRK-Kreiswettbewerb am 26. Mai, der in Pretzschendorf stattfindet. Die Kinder machen mit zwei Gruppen in der Altersklasse acht bis zwölf Jahre mit. Für die Erste-Hilfe-Frischlinge ist es der erste Wettbewerb überhaupt, denn die Gruppe gibt es erst seit einem Jahr. Dementsprechend groß ist die Aufregung bei allen, aber auch die Vorfreude. Die Mädchen und Jungen fühlen sich gut vorbereitet: „Wir haben gelernt, wer das DRK erfunden hat, verschiedene Verbandsarten und Verletzungen und die Rettungskette: Erste Hilfe, Notruf, Krankenwagen und Krankenhaus.“ An dreizehn Stationen wird dieses Wissen am Sonnabend abgefragt. Dabei geht es nicht nur um Erste Hilfe, sondern auch um Rotkreuz-Themen allgemein, Soziales und Kreativaufgaben. Zum Beispiel müssen die Kinder auch zeigen, wie gut sie zusammenarbeiten können, erklärt Mandy Horn, die beim Wettbewerb als Schiedsrichterin dabei ist. Angeleitet werden die zwei Pretzschendorfer Gruppen von Jasmin und Fabienne Bormann. Die beiden Gruppenführerinnen müssen die Lage an jeder Station richtig einschätzen und ihre Gruppenmitglieder entsprechend anweisen.

Um für alles gerüstet zu sein, haben die Kinder schon gemeinsam ihre Rotkreuztaschen gepackt. Mit dem Equipment können sie unterschiedliche Wunden erstversorgen. Unter anderem haben sie Klebestreifen eingepackt, um Verbände zu schließen, eine Wärmedecke, Kompressen, ein Dreieckstuch, falls ein Arm gebrochen ist, Handschuhe, eine formbare Schiene, kleine Binden, Schere und Pflaster.

Was im Ernstfall zu tun ist, wird regelmäßig besprochen. Alle zwei Wochen treffen sich die Jungen und Mädchen in den Räumen der Pretzschendorfer Feuerwehr, um das kleine Einmaleins der Ersten Hilfe zu üben. „Wir lernen noch keine Reanimation“, sagt Mandy Horn. „Dass wir eine bewusstlose Person auffinden, ist das Äußerste.“ In diesem Fall gilt es, den Bewusstlosen erst einmal anzusprechen, anzufassen und zu kneifen. So wird festgestellt, wie tief die Bewusstlosigkeit ist. Um Atem und Puls zu kontrollieren, heißt es: fühlen, hören, sehen. Auf diesem Weg können die Kinder überprüfen, ob derjenige noch am Leben ist, erklärt Mandy Horn. „Unser erstes Ziel ist es, dass die Kinder nicht vorbeigehen, wenn jemand Hilfe braucht.“ Da sie selbst Krankenschwester in der Notaufnahme ist, höre sie oft genug, dass manche einfach nichts unternehmen, anstatt zu helfen.