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Hengst aus Moritzburg begeistert

Michael Kölz ersprang beim ersten Start auf ganz großer Bühne, beim Chio in Aachen, mit Dipylon aus dem Landgestüt auf Anhieb Silber und Bronze.

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© picture alliance/dpa

Von Frank Korn und Sven Görner

Er gilt als das Weltfest des Pferdesports – der Chio in Aachen. Vergleichbar mit Wimbledon beim Tennis. Und mit noch viel mehr Besuchern: 363 000. Entsprechend hochkarätig sind die Starterfelder. Und auch die Preisgelder. Der Rolex Grand Prix – Großer Preis von Aachen – ist mit 1 000 000 Euro dotiert.

Michael Kölz musste trotz seiner Bronzemedaille bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften der Springreiter lange auf eine Startgenehmigung warten. Vor seinem Debüt beim Chio hatte der Sachse vom PSV Leisnig als Parole ausgegeben, „kein ganz schlechtes Bild abgeben zu wollen“. Diesem Anspruch ist der 33-Jährige gerecht geworden. Er hat seine Chance auf der ganz großen Bühne überzeugend genutzt. Auch wenn er sich gemeinsam mit dem Moritzburger Hengst FST Dipylon am Sonntag beim SAP-Preis noch knapp der schnellen US-Reiterin Margie Goldstein-Engle geschlagen geben musste. FST ist übrigens eine Art Namenszusatz für besonders große Leistungen.

Die beide, Pferd und Reiter, überzeugend bestätigten: Mit zwei fehlerfreien Runden und vorderen Platzierungen hatte das Paar bereits am Dienstag und Mittwoch auf sich aufmerksam gemacht und das Ticket für den Start am Sonntag gelöst. Im international stark besetzten Starterfeld des SAP-Preises beeindruckte das Duo dann mit einer fehlerfreien und schnellen Runde. Bis kurz vor Schluss lagen Michael Kölz und Dipylon sogar in Führung.

Nur eine war schließlich besser. Die Amerikanerin Goldstein-Engle hatte für das 1,45 Meter-Springen gegen die Uhr den neunjährigen Rheinländer Dicas gesattelt, den sie seit gut einem Jahr führt. Auf diesem Niveau hat der Wallach schon Schleifen in Serie gesammelt, aber er war noch nie beim Chio Aachen am Start. Doch offensichtlich mag er genau diesen Platz: 65,97 Sekunden, Bestzeit, null Fehler, Sieg.

Michael Kölz, für den ein langgehegter Traum in Erfüllung ging, als er hörte, dass er in der Soers, wie das Hauptstadion im Reitpark von den Pferdefreunden kurz genannt wird, starten darf, benötigte mit dem 14-jährigen Zuchthengst vom Landgestüt Moritzburg für den Umlauf 68,1 Sekunden.

Nach seinem dritten Platz im Eröffnungsspringen, ebenfalls mit Dipylon und Platz zehn im Zwei-Phasen-Springen, setzt die Silberplatzierung der Leistung der beiden noch die Krone auf.

Der Leisniger arbeitet seit 2011 mit dem edlen Gestütshengst. Davor hatte das Landgestüt ihm bereits den Deckhengst Lewinski zur Verfügung gestellt. „Dipylon hat unter seinem ständigen Reiter Michael Kölz mehr als 30 Siege in Springen der Klasse S mit drei Sternen erreicht und gehört damit zu den Ausnahmen im deutschen Hengstbestand“, hatte der langjährige Leiter der Sächsischen Gestütsverwaltung Matthias Görbert im vergangenen Jahr gesagt. Keine Frage, dass die Züchter in der Leisniger Vertragsstation wieder das begehrte Sperma des Zuchthengstes bekommen. In diesem Fall darf der Edle sogar selbst auf die Stute. Aber sein wertvolles Erbgut wird auch in gefrorener Form angeboten.

Michael Kölz war in Aachen noch mit einem zweiten Pferd, DSP Anpowikapi, am Start – beim Großen Preis von Aachen, einer Springprüfung mit zwei Umläufen und Stechen. Hier lief es allerdings nicht so gut. Er leistete er sich fünf Fehlerpunkte und schied damit bereits nach dem ersten Umlauf aus. Überhaupt beim Chio starten zu dürfen, sei eine große Ehre gewesen. „Dass ich dann beim wichtigsten Turnier der Welt so gut mitmischen konnte, und zwei Podestplätze geholt habe, ist umso schöner.“ Um das einzuordnen: Für den Großen Preis im Pferdemekka Aachen hatte sich nicht einmal Reiterstar Ludger Beerbaum qualifizieren können.