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Herbrig nimmt neue Halle in Betrieb

Das Bärensteiner Unternehmen hat 16 Millionen Euro investiert. Doch das Wachstum geht weiter, auch mithilfe von Oldtimern.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Altenberg. Die Firma Herbrig und Co. Präzisionsmechanik Bärenstein hat einen Meilenstein in ihrer Entwicklung erreicht. Die neue Halle, welche das Unternehmen gegenüber von seinem bisherigen Standort an der Müglitztalstraße errichtet hat, ist so gut wie fertig. Es fehlen noch einige Maschinen. „Die kommen in den nächsten Monaten“, sagt Geschäftsführer Christoph Herbrig. Und die Außenarbeiten am Gelände sind noch nicht ganz abgeschlossen. Gearbeitet wird in der Halle aber schon.

Die einstige Gaststätte „Huthaus“ steht unter Denkmalschutz. Deshalb musste ihre Fassade mit dem Fachwerk erhalten bleiben.
Die einstige Gaststätte „Huthaus“ steht unter Denkmalschutz. Deshalb musste ihre Fassade mit dem Fachwerk erhalten bleiben. © Egbert Kamprath
In Lauenstein restaurieren Spezialisten des V8-Werkes US-amerikanische Oldtimer. Das Luxus-Geschäft brummt.
In Lauenstein restaurieren Spezialisten des V8-Werkes US-amerikanische Oldtimer. Das Luxus-Geschäft brummt. © Egbert Kamprath

Mit Baukosten und den neuen Maschinen investiert Herbrig hier rund 16 Millionen Euro. Die neuen Kapazitäten sind bis ins neue Jahr hinein ausgelastet, und Herbrig hat schon die Anfrage eines wichtigen Kunden vorliegen. Der plant eine Erweiterung von 10 bis 15 Prozent und will wissen, ob Herbrig als Lieferant dabei mitziehen wird. „Wir müssen also über weiteres Wachstum nachdenken“, sagt der 35-jährige Geschäftsführer.

Für ihn fällt der Abschluss dieser Großinvestition mit einem persönlichen Jubiläum zusammen. Anfang kommenden Jahres ist es zehn Jahre her, dass er die Führung des Unternehmens übernommen hat. Zum Jahresbeginn 2009 ist er nach seinem Betriebswirtschaftsstudium bei der Bundeswehr in die Firma eingestiegen und hat die Fäden in die Hand genommen.

Seitdem hat Christoph Herbrig das Unternehmen konsequent ausgebaut. „Damals standen 50 Maschinen in den Hallen, heute sind es über 130. Damals haben wir 4,4 Millionen Euro Umsatz gemacht, dieses Jahr übersteigen wir die Marke von 21 Millionen“, nennt er einige Zahlen.

Auch ist die Firma breiter aufgestellt. „Wir sind weder von einzelnen Kunden noch von Banken abhängig“, sagt er selbstbewusst. Das Unternehmen ist auf die Herstellung kleiner Drehteile bis zu einem Durchmesser von 42 Millimetern spezialisiert. Die werden in verschiedenen Branchen eingesetzt, von der Automobilherstellung bis zum Maschinenbau. Im Vordergrund stehen dabei Steckverbinder, die bei der Datenübertragung beispielsweise im Mobilfunk benötigt werden.

Über hundert Millionen Teile fertigt Herbrig derzeit im Jahr. Wenn der Ausbau komplett abgeschlossen ist, hat er Kapazitäten für über 120 Millionen Teile.

Hohe Auflagen für den Neubau

„In Bärenstein haben wir jetzt die optimale Betriebsgröße erreicht“, sagt Herbrig. Das heißt aber auch, dass der jetzige Standort nicht mehr groß erweitert werden kann. Es war jetzt schon schwierig, das Baurecht für die neue Halle zu bekommen. Die Lage zwischen Bahn und Staatsstraße sowie nahe der Müglitz machte die Planung kompliziert. So gab es Auflagen, das Dach zu begrünen oder eine spezielle Abwasserreinigung einzubauen.

Über einen anderen Punkt schüttelt Herbrig den Kopf. Das Kopfgebäude seines Neubaus ist eine historische Gaststätte, die den Namen „Huthaus“ trug, ohne je eines gewesen zu sein. Aber das Gebäude steht dennoch unter Denkmalschutz, und das hat ihm beim Bau Mehrkosten in sechsstelliger Höhe gebracht und auch die Planung erschwert. Er hätte lieber eine einheitliche Halle errichtet. Damit könnte der Betrieb flexibler reagieren. Nun hat er in der ehemaligen Gaststätte ein Sozialgebäude für die Mitarbeiter eingerichtet. Das ließ sich mit den Auflagen ermöglichen.

160 Mitarbeiter sind in der Firma beschäftigt. Dazu kommen noch die Lehrlinge, die zu Zerspanungsmechanikern ausgebildet werden. Ausbildung wird bei Herbrig seit jeher großgeschrieben. „Unser Ziel ist, jedes Jahr vier Lehrlinge auszubilden. Die Zahl schwankt aber“, sagt der Geschäftsführer. Das Unternehmen hat auch in einem Projekt zusammen mit der Arbeitsagentur Mitarbeiter umgeschult und für anspruchsvollere Aufgaben qualifiziert. Sie waren bisher im Lager oder in der Schleiferei tätig und können jetzt auch CNC-Maschinen bedienen.

In der neuen Halle bestimmen die automatischen Maschinen das Bild. Sie sind teilweise aus den bestehenden Hallen dorthin umgesetzt worden, standen teilweise in Lauenstein in einer Halle, die Herbrig angemietet hatte, und sind auch Neuanschaffungen. Das Unternehmen modernisiert die Fertigung laufend. Christoph Herbrig erinnert sich, dass vor zehn Jahren noch 21 Drehautomaten im Betrieb waren, die mechanisch mit Kurvenscheiben gesteuert wurden. Davon sind noch ganze sechs übrig. Die anderen sind von Automaten mit CNC-Steuerung abgelöst worden.

Oldtimertour mit den Kunden

Eine Schwesterfirma der Dreherei betreibt Christoph Herbrig zusammen mit seiner Frau Susanne, das V 8-Werk. Es ist auf die Restaurierung und den Handel mit Oldtimern spezialisiert, vor allem alten amerikanischen Wagen aus den 1960er-Jahren. „Seit einigen Monaten läuft hier der Verkauf etwas zurückhaltend“, sagt Herbrig. Das beunruhigt ihn aber nicht. Denn die Werkstatt ist bis ins Jahr 2021 mit Aufträgen ausgelastet. Im kommenden Jahr sollen die zwei Betriebsteile zusammengeführt werden. Der Karosseriebau ist in Lauenstein ansässig, die mechanische Werkstatt in Bärenstein. Am liebsten würde Herbrig dafür die Halle in Lauenstein kaufen, die er bisher für die Dreherei genutzt hat. Andernfalls denkt er darüber nach, an einen anderen Standort umzuziehen, wahrscheinlich in die Nähe von Dresden.

Die Arbeit mit dem V8-Werk bereitet ihm und seiner Frau Vergnügen. Zugleich nutzt er die Oldtimer als Marketing-Gag für die Dreherei. Wenn dort Kunden zu Besuch kommen, wird immer auch eine Tour mit den Oldtimern oder eine Besichtigung der Werkstätten mit eingeplant.