Merken

Herren am Herd

Promikoch Gerd Kastenmeier bringt Männer im exklusiven Club zum Kochen.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Nadja Laske

Es klingt wie Saumagen, aber Gerd Kastenmeier hat es göttlich in Erinnerung: Milzwurst. „Das ist eine Art Rollbraten mit Milzfleisch gefüllt und war als Kind mein Lieblingsgericht. Die ganze Familie freute sich darauf, wenn meine Oma dazu einlud.“ Aber eigentlich brauchte die Großmutter gar nicht extra einzuladen. Das sonntägliche Mittagessen war für Punkt 12 Uhr gesetzt. Da kamen die Eltern und Geschwister, Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen zusammen, jedes Wochenende.

„Damals war das Kochen absolute Frauensache, Männer hatten in der Küche nichts zu suchen“, erinnert sich Gerd Kastenmeier. Dass der 48-Jährige trotzdem Koch wurde, geht ebenfalls auf seine Kindheit zurück: „Meine Mutter arbeitete als Haushaltsköchin im Schloss Moos, und wenn ich sie dort besuchte, durfte ich auf dem Mittelblock beim Chefkoch sitzen.“ Er verriet Klein Gerd alle möglichen Küchengeheimnisse und sorgte dafür, dass sein Berufswunsch wuchs. Sein erstes eigenes Gericht war eine Art Kaiserschmarrn – „nur nicht zerrupft. Ich saß fasziniert vor der Backröhre und sah zu, wie der Teig immer höher wuchs.“ Verfeinert mit Mandarinenscheiben tischte er seine Kreation mehrmals die Woche der Familie auf.

Heute ist Gerd Kastenmeier nicht nur ein passionierter Koch mit eigenem Restaurant, Cateringservice und exklusiver Kochlounge. Er trat auch vielfach im Fernsehen auf und kreiert neuerdings im Auftrag betuchter Kunden die perfekte Küche für`s perfekte Dinner. Darauf gebracht haben ihn Gäste und Freunde aus einer ungewöhnlichen Herrenrunde. Vor rund 15 Jahren gründete Gerd Kastenmeier den Club der kochenden Männer mit. Unter dem Namen treffen sich jeden Monat bis zu 20 Hobbyköche, die gemeinsam zu einem bestimmten Motto kochen.

„Kochen und gut essen sind hip“, sagt Kastenmeier. Nach der Wende brachte er die ersten Krusten- und Schalentiere nach Dresden und unterrichtete zahllose Seminargruppen im Krabbenpulen und Hummerzerteilen. Heute ist sein Rat in allen Bereichen der hohen Kochschule gefragt – zunehmend von Männern. Die gehen an viele Küchenfragen anders heran als Frauen, weiß der Spitzenkoch: „Männer kochen pragmatisch, Frauen kochen sauber“, sagt er. Während SIE die Küchenflächen nebenbei reinigt, verursacht ER ein Schlachtfeld, ganz nach dem Motto: Das Ergebnis zählt. Ähnlich zielorientiert gehen Männer auch beim Einkauf vor. „Sie schauen nicht auf den Preis, kaufen das Beste vom Besten, überzeugt davon, dass nur das Teuerste gut genug ist und auf jeden Fall gelingt.“ Bei gleichberechtigter Küchennutzung der heutigen Zeit sei es allerdings noch immer so: Frauen müssen kochen, Männer dürfen es. Alltäglich Essen auf den Tisch zu bringen und im Männerclub hobbymäßig zu brutzeln, sind zwei verschiedene Dinge.

Von Premiumprodukten ist auch Gerd Kastenmeier überzeugt. Doch es braucht mehr. Wer sich nicht starr an Rezepte halten will, sollte ein geschicktes Händchen oder gute Anleitung beim Kochen haben. Fragen Kinder ihre Mütter und Enkel ihre Omas nach Rezepten und Mengenangaben, sagen diese gern: „Das habe ich so im Gefühl.“ Kastenmeier liebt das Kochen nach Gefühl und kann es sich als Profi leisten. Genau wie eine perfekte Küche.

Die Küchen, die er nun für seine Kunden zusammenstellt, sind mindestens einen Mittelklassewagen wert, einen mit Ledersitzen. „Autos fahren natürlich auch mit Stoffbezügen“, sagt Gerd Kastenmeier, „Aber wenn ich schon Geld für einen neuen Wagen ausgebe, dann will ich alles schick haben.“ Wer diese Philosophie teilt und das nötige Geld hat, ist bei Kastenmeier genau richtig. Seine Küchen kosten ab 40 000 Euro. Gerade hat er die erste verkauft – 120 000 Euro teuer. „Darin kann man locker 30 Gäste wie in einem Restaurant bewirten“, schwärmt er.

Ob das Equipment auf Rechts- oder Linkshänder abgestimmt, ein Dampfgarer integriert ist oder nicht: Die besten Partys finden immer in der Küche statt.