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Herrnhuter Sterne erleuchten die Welt

In Russland, Kanada, den USA, Skandinavien und bei den polnischen und tschechischen Nachbarn steigt das Interesse.

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© dpa

Von Anja Beutler

In Russland ist vieles ein bisschen größer als hierzulande. Das ist auch bei den Herrnhuter Sternen so. Auf der Kulturinsel Neu Holland in St. Petersburg leuchten in diesem Jahr Hunderte Herrnhuter Sterne in Bäumen. Es ist das zweite Projekt, das das Herrnhuter Traditionsunternehmen mit seinen Kooperationspartnern für Russland und auch für St. Petersburg verwirklichen kann. Bereits im Vorjahr erleuchteten die Sterne den bekannten Isaakplatz mit der gleichnamigen Kathedrale. Nun also ist die Oberlausitz auch auf der Insel angekommen, die 1719 von Zar Peter dem Großen angelegt wurde. Nachdem die Insel die letzten 300 Jahre vom Militär genutzt wurde, wird das Eiland zwischen zwei Kanälen und einem Fluss nun zum Kulturpark – und die Herrnhuter Sterne sind dabei.

Dass dies so geklappt hat, ist Daria und Steffen Gloger zu verdanken. Die beiden leben in Bautzen – Frau Gloger stammt allerdings aus Russland. Seit drei Jahren sind sie der Anker des Herrnhuter Unternehmens in Russland. Erst vor Kurzem haben sie auch einen Online-Shop eröffnet. „Es ist ja noch ein bisschen Zeit bis zum orthodoxen Weihnachtsfest am 6. Januar“, sagt Daria Gloger mit Augenzwinkern. Generell setzt sie jedoch auf den langfristigen Erfolg der Sterne auch in Russland.

Dass sich Geduld auszahlt, gilt auch für den nordamerikanischen Kontinent: „Bei unseren Partnern in den USA und Kanada hat sich sehr viel getan“, freut sich die Sprecherin der Herrnhuter Sterne GmbH, Jacqueline Schröpel. Inzwischen leuchten vor allem weiße Sterne die Weihnachtsmärkte in Vancouver, Philadelphia und neu auch in Quebec aus. „Der weiße ist generell sehr beliebt, weil er elegant, edel und zeitlos wirkt“, erklärt Kirsten Friedrichs, die in Vancouver lebt und sich dort seit vier Jahren um die zackige Dekoration kümmert. Als Ganzjahres-Dekoration sehen die Kanadier die Sterne in der Tat, sagt sie: „Oftmals bleibt er das ganze Jahr hängen oder wird als Gartendekoration genutzt.“ Der Renner sind natürlich die kleinen, 13 Zentimeter großen Sterne in den kanadischen Farben Rot-Weiß. Inzwischen kommen viele Besitzer kleiner Sterne nun, um einen größeren zu kaufen. Viele Fans in Kanada haben auch einen deutschen oder europäischen Hintergrund, manche kennen den Stern auch noch von früher, von Oma, erklärt Kirsten Friedrichs. Ob das in den USA auch eine Rolle spielt, weiß sie nicht. Fest steht aber, dass im zweiten Jahr das Online-Geschäft kräftig wächst. Das Kuriose dabei: „Mittlerweile haben wir immer mehr Kunden in Deutschland, die Sterne für Freunde, Familie und Bekannte in Kanada oder den USA online bestellen“, sagt sie. Präsent ist der Herrnhuter Stern ohnehin zunehmend auch in Hotels oder Einkaufs-Malls. Dass Herrnhuter Sterne zunehmend in der Öffentlichkeit erscheinen, macht es überall leichter, Fuß zu fassen: „In Russland kannte man die Sterne beispielsweise vom Berliner Gendarmenmarkt und wollte die in St. Petersburg unbedingt auch haben“, sagt Jacqueline Schröpel.

In Skandinavien ist der Stern inzwischen ebenfalls bei den Menschen zu Hause angekommen: „Waren es vor zwei Jahren noch größtenteils Paketsendungen, werden jetzt Speditionslieferungen auf Palette versandt“, umschreibt Jacqueline Schröpel den Aufschwung, den der Herrnhuter Stern im hohen Norden Europas
genommen hat. Auch hier sind – wie zum Teil auch in Russland – vor allem weiße Sterne beliebt.

Insgesamt, so bilanziert die Unternehmenssprecherin, habe das Unternehmen die Basis im Ausland deutlich verbreitert. Das wirkt sich auch auf die Zahlen aus: In diesem Jahr ist zum zweiten Mal die Marke von 600 000 Sternen im Jahr geknackt. Allerdings kam es Geschäftsführer Oskar Scholz schon in der Vergangenheit nicht auf die Geschwindigkeit des Wachstums, sondern auf die Nachhaltigkeit an. Nicht immer brachten die Partnerschaften vor Ort den gewünschten Erfolg, deshalb suche man lieber ein bisschen länger, bis es passt.

Dass Weihnachtsmärkte Türöffner sein können, ist kein Geheimnis: Auch in Großbritannien hatte das in den vergangenen Jahren über Engagements in London funktioniert. „In diesem Jahr sind wir auf insgesamt 45 Weihnachtsmärkten vertreten, zwei davon im Ausland“, zählt Jacqueline Schröpel auf: So sei man in Kopenhagen bereits zum zweiten Mal dabei. Neu im Programm ist der Markt im polnischen Wroclaw (Breslau), das in diesem Jahr den Titel Kulturhauptstadt Europas trägt. „Erstaunlicherweise sind sehr viele Schulklassen an unseren Stand gekommen und haben sich mehr als eine Stunde lang die Geschichte des Sternes angehört.“

Viele Stunden haben die Herrnhuter in diesem Jahr auch mit Dreharbeiten und Presseanfragen aus Tschechien verbracht: „Das Interesse war groß“, freut sich Jacqueline Schröpel. Das Witzige daran: Davon, dass den Liberecer Weihnachtsmarkt erstmals Herrnhuter Sterne ausleuchten, hatten die Journalisten vorher gar nichts gehört. Die Liberecer sind indes stolz auf ihren neuen Schmuck: Insgesamt 21 Sterne hängen auf dem Marktplatz.

„Sie zeigen unsere lange gemeinsame Geschichte“, sagt Michal Buzek von der städtischen Gesellschaft, die den Markt organisiert, und spielt damit auf Graf Zinzendorf an, der verfolgten Böhmischen Brüdern Asyl gewährte.

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