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Herzlichkeit bleibt ihr Vermächtnis

Gitta Müller war bei Dynamo mehr als eine Chefsekretärin – Nachruf auf eine besondere Frau.

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© Archiv: Jürgen Lösel

Von Sven Geisler

Sie war die gute Seele, ein Lichtblick in den dunkelsten Zeiten der Vereinsgeschichte. Gitta Müller ist tot, sie starb im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit. Bei Dynamo Dresden war sie der ruhende Pol in turbulenten Zeiten und die einzige Konstante. Sie sah sieben Präsidenten kommen und gehen, 14 Trainer und fast 200 Spieler. Als Chefsekretärin war sie Mädchen für alles – und hatte für alle jederzeit ein offenes Ohr. Dabei kam sie eher zufällig zum Fußball-Klub.

Eigentlich sollte Gitta Müller in der Gemeindeverwaltung von Weißig anfangen. Aber Hans-Jürgen Behr, damals Bürgermeister und Präsidiumsmitglied bei Dynamo, bat sie bei einem Winterspaziergang in der Dresdner Heide, für drei Monate bei Dynamo auszuhelfen. Es wurden zwölf Jahre. Und als sie sich im Juni 2005 in den Ruhestand verabschiedete, sah sie von ihrem Büro das riesige Spruchband: „Gitta Müller – die Fans sagen Danke!“ Ihr Kommentar unter Tränen: „Die sind doch verrückt!“

Bescheiden, wie sie war, sah sie nichts Außergewöhnliches darin, nett zu sein und zu helfen, wo sie es nur konnte. Natürlich sei auch mal jemand aufgebraust in ihr Zimmer gestürmt, erzählte sie, aber: „Von denen habe ich mir ganz ruhig erzählen lassen, worum es eigentlich geht und ihnen schnell den Wind aus den Segeln genommen. Wer böse zu mir hoch kam, ist lieb wieder gegangen.“ Die Herzlichkeit war ihre Kraft und bleibt ihr Vermächtnis.

Dynamo trauert um „die Mutter der Kompanie“. So hat sie der windige Baulöwe und Präsident Rolf-Jürgen Otto einst genannt. Dem hat sie „immer die kleinen Näpfchen mit der Sahne für den Kaffee aufgemacht, weil er es mit seinen dicken Fingern nicht schaffte“, wie sie erzählte. Ihr Lachen wird fehlen. Bis zuletzt kam sie mit ihrem Mann Dietmar zu vielen Heimspielen der Schwarz-Gelben. Sie sei ein Vorbild an Einsatz und Leidenschaft für die Sportgemeinschaft, sagt Präsident Andreas Ritter. Sie habe „den Laden zusammengehalten“, meint der frühere Trainer Christoph Franke. Dank ihm durfte Gitta Müller zum Ende ihrer Dynamo-Zeit sportliche Erfolge erleben. Franke: „Sie wäre für Dynamo wohl auch durchs Feuer gegangen.“