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Hier werden künftig Kabel recycelt

Die Stadtverwaltung hat das Aufstellen eines Großzeltes genehmigt. Im Januar soll am Flugplatz weitergearbeitet werden.

Von Kathrin Krüger
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An dieser Stelle stand auf dem Flugplatz eine Fliegerhalle, die 2011 abbrannte. Jetzt baut die Wertstoff Recycling- und Transport GmbH ein Zelt als Produktionsstätte.
An dieser Stelle stand auf dem Flugplatz eine Fliegerhalle, die 2011 abbrannte. Jetzt baut die Wertstoff Recycling- und Transport GmbH ein Zelt als Produktionsstätte. © Kristin Richter

Großenhain. Frank Moritz aus Leipzig erinnert sich noch gut an diese fürchterliche Nacht vor sieben Jahren. Da brannte der Hangar am Flugplatz ab, in dem sich der Geschäftsmann kurz vorher eine Recycling-Anlage für Kunststoffmüll eingerichtet hatte. Aus den Abfällen der gelben Säcke wurden Pellets u. a. für die Zementindustrie und Stahlwerke. Der Schaden wurde später mit 3,7 Millionen Euro beziffert. Die ehemalige Fliegerhalle war dabei in sich zusammengestürzt.

Noch immer klagt der Chef der Wertstoffhof Recycling- und Transport GmbH (WRT) bei der Versicherung „Alte Leipziger“ die Entschädigung ein. Trotz eindeutigem Bericht des Landeskriminalamtes suche die Versicherung immer noch Gründe, um nicht zu zahlen, beklagt Frank Moritz. Brandermittler hatten aber bestätigt, dass ein technischer Defekt an einem Bagger das Unglück ausgelöst hatte.

Nun wird im Industriegebiet an der Ortrander Straße ein Großzelt aufgebaut. Frank Moritz will an dem Standort endlich wieder beginnen und Schritt für Schritt, wie er sagt, eine Kabelrecyclinganlage in Betrieb nehmen. Das Großzelt sei eine gebrauchte transportable Halle mit 2000 Quadratmetern Produktions- und Lagerfläche. 

Unter den Dachplanen werde im neuen Jahr eine Maschine aufgestellt, die Kabelreste in ihre Urbestandteile zerlegen kann. Kupfer und ähnliches Metall wird gewonnen, der Rest geschreddert. „Das gibt`s in Sachsen noch nicht, wir arbeiten mit Großerzeugern zusammen, sind Subunternehmer von großen Entsorgungsfirmen“, so Frank Moritz. Er hatte den Hangar am Großenhainer Flugplatz 2009 aus der Insolvenz der Neuen Energiegesellschaft Neuhoff gekauft, die sich mit der Erzeugung von Holzpellets beschäftigte.

Ein Großbrand vernichtete im Gewerbegebiet Flugplatz in der Nacht zum 19. Oktober 2011 den ehemaligen Hangar der Leipziger Recyclingfirma. 
Ein Großbrand vernichtete im Gewerbegebiet Flugplatz in der Nacht zum 19. Oktober 2011 den ehemaligen Hangar der Leipziger Recyclingfirma.  © Brühl / Archiv

Zwei Arbeitskräfte sind laut dem Geschäftsführer, der auch Inhaber der Firma Bauservice Großenhain in Leipzig ist, für den Anlagen-Neuaufbau vorgesehen. „Die Maschine ist schon gekauft“, versichert er. Auf fünf Mitarbeiter soll der Standort Großenhain perspektivisch anwachsen. Stück für Stück soll auch wieder ein Sozialgebäude entstehen.

Die WRT hatte sich 2011 am Flugplatz neben dem einstigen Sportwagenbauer Funke und Will angesiedelt. Vorher war sie bei Plessa eingemietet. Der Jahresausstoß an gepressten Kunststoffpellets lag vor dem Großbrand bei 37 200 Tonnen. Mit den Kügelchen wurden unter anderem Stahlwerke in Deutschland und Österreich beliefert.

Bei dem Großbrand, der 100 Feuerwehrleute in Atem hielt, ist allerdings sehr viel Material verlorengegangen. Ein Gutachter hatte deshalb 25 000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die bis dahin höchste Summe, die es in Sachsen für so einen Fall gab. Der Versicherer vermutete schon damals, dass das Feuer im Recyclinghof absichtlich gelegt wurde. „Blödsinn“, erklärt Frank Moritz.

Denn der Leipziger hatte schon damals vor, die Produktion zu erweitern. 2011 hatte sich die WRT gerade von den Folgen des Tornados am Flugplatz erholt. Eine zweite 60 Mal 45 Meter große Halle, ein Schüttgutlager mit mobilen Wänden sowie ein Wertstoffhof sollten gebaut werden. Kostenpunkt: eine Million Euro. Fünf Arbeitsplätze waren schon damals im Gespräch.

Die WRT GmbH Leipzig existiert als mittelständisches Unternehmen seit 2004. Bis 2011 konnte die Firma nach eigenen Angaben die komplette Palette aller Ver- und Entsorgungsdienstleistungen aus einer Hand anbieten. „Leider können wir seit dem Brand in unserer Pelletieranlage Großenhain diesen Geschäftszweig nicht weiter bedienen“, heißt es auf der Internetseite. Man sei jedoch bestrebt, auch diesen Geschäftsbereich wieder aufzubauen.

Bislang gehören zu den WRT-Schwerpunkten Abbrucharbeiten, die Abfallentsorgung sowie die Übernahme von Hausmeisterdiensten. Ein neues Geschäftsfeld in Leipzig ist die Pflege von Außenanlagen und die Übernahme von Winterdiensten. Dafür stehen sowohl einsatzfreudiges Fachpersonal als auch hochmoderne Technik zur Verfügung. Die Bauservice Großenhain GmbH, die sich ebenfalls in der Nähe des Leipziger Völkerschlachtdenkmals befindet, wurde 2010 von Frank Moritz gegründet.