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Hier wird gegen Schandflecke gekämpft

In Rothenburg, Lodenau und Uhsmannsdorf gibt es Problemstellen. Befürchtet werden auch Gefahren für Passanten.

Von Frank-Uwe Michel
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Der Gutshof in Lodenau hat schon bessere Tage erlebt. Aus den Regenrinnen wächst das Gras (Foto links). Die ehemalige Düngemittelhalle ist das größte Ärgernis in Rothenburg. Dachplatten drohen herunterzufallen (Foto Mitte). Der frühere Schweinestall an de
Der Gutshof in Lodenau hat schon bessere Tage erlebt. Aus den Regenrinnen wächst das Gras (Foto links). Die ehemalige Düngemittelhalle ist das größte Ärgernis in Rothenburg. Dachplatten drohen herunterzufallen (Foto Mitte). Der frühere Schweinestall an de © André Schulze

Hartmut Steinert nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er über den Zustand der ehemaligen Düngemittelhalle in Rothenburg spricht: „Eine Schande“, schimpft der Stadtrat. Genauso geht es André Berg, dem Ortsvorsteher von Uhsmannsdorf. Er kritisiert die Situation des früheren Schweinestalls in der Pappelallee im Ortsteil Uhsmannsdorf. Ähnlich katastrophal sieht der Gutshof in Lodenau aus – sehr zum Ärger von Ortsfeuerwehrchef Clemens Ringe.

Die SZ erklärt, warum die drei Objekte die derzeit größten Schandflecken in der Neißestadt und ihren Ortsteilen sind und wie dem begegnet werden soll.

Gutshof Lodenau: Seit der Wende ist hier nichts mehr passiert

Die Entwicklung des früheren Gutshofes in Lodenau ist ebenfalls ein Trauerspiel. Das einstige herrschaftliche Anwesen wurde nach der Wende von einer Dame aus den Altbundesländern erworben, die laut Bürgermeisterin Heike Böhm „auch in Steinbach verschiedene Immobilien gekauft hat.“

Ortsvorsteher Andreas Ay weiß genau, um welche Grundstücke es dabei geht: „Das sind drei Häuser an der Bushaltestelle, die schon fast zugewuchert sind. Außerdem der Laden im Ort und ein ehemaliges Wohnhaus.“ Er habe die Gebäude fotografiert und damit bei der Dame vorsprechen wollen. „Die hat uns aber abblitzen lassen.“

Inzwischen gibt es am Gutshof extreme Verfallserscheinungen. Gras hat sich in den Regenrinnen angesiedelt, insgesamt macht das Objekt einen verwahrlosten Eindruck. „Uns als Ortschaft sind die Hände gebunden. Wir hätten um das Anwesen wenigstens einen Zaun bauen und die Besitzerin dafür bezahlen lassen. Aber auch dazu ist es bisher nicht gekommen“, bedauert Ortsvorsteher Andreas Ay.

Vor Jahren schon wollte die Firma Celltechnik das Gelände erwerben, handelte sich von Eigentümerin aber ebenfalls eine Abfuhr ein. „Wir hätten das Gebäude abreißen lassen und das Areal dann als Lagerplatz oder Lkw-Stellfläche genutzt“, sagt Celltechnik-Werksleiter Volker Altus. Aktuelle Kaufbemühungen gebe es aber nicht.

Düngemittelhalle Rothenburg: Dachplatten drohen wegzufliegen

Das riesige Gebäude an der Bahn diente früher als Düngemittellager, wird seit den 1990er Jahren aber nicht mehr genutzt. Längst ist es dem Verfall preisgegeben. Im Dach und an den Wänden gibt es viele Lücken, bei Sturm drohen ganze Teile abzufallen. „Was ich hier gesehen habe, ist gruselig“, schimpft die Rothenburger Bürgermeisterin Heike Böhm. „Die Dachplatten auf halb acht an der Kante, werden wahrscheinlich nur noch vom Blitzableiter gehalten.“ Viele Menschen gingen jeden Tag an dem baufälligen Gebäude vorbei. „Deshalb ist dieser Zustand unverantwortlich.“

Schon seit 2017 ist die schlimme bauliche Situation im Stadtrat immer wieder im Gespräch. Daraufhin wurde die Bauaufsicht des Landkreises eingeschaltet. Erst kürzlich hat die Behörde die Stadt erneut darüber informiert, dass man bei der Beurteilung von Gefahrenmomenten nicht von Unwetterlagen ausgehen dürfe, sondern den Normalfall betrachten müsse. Deshalb bestehe keine Gefahr für den öffentlichen Raum. „Für uns ist die Situation dort ein städtebaulicher Missstand, weil wir die Fläche weiterentwickeln könnten“, so die Bürgermeisterin.

Der Rothenburger Stadtrat will in seiner März-Sitzung ein Schreiben an die Bauaufsicht richten und sich von der Stellungnahme der Behörde distanzieren. Gleichzeitig soll ein Experte aus dem Landratsamt eingeladen werden, um sich vor Ort ein Bild zu machen.

Schweinestall Uhsmannsdorf: Das Objekt fällt mittlerweile ein

Früher wurden hier Ringelschwänze gemästet, doch das ist schon viele Jahre her. Inzwischen hat der Zahn der Zeit deutliche Spuren hinterlassen. Ortsvorsteher André Berg: „Die massiven Gebäudeschäden sind nicht mehr zu übersehen.“ Angeblich habe die Immobilie Eigentümer serbischer oder kroatischer Nationalität, die jedoch nichts zur Verbesserung der Situation unternommen hätten. Im vergangenen Jahr habe man wenigstens veranlassen können, dass die Stromleitungen gekappt werden.

Bauaufsicht: Kein Handlungsbedarf bei Privatgrundstücken

Die beim Landkreis angesiedelte Bauaufsicht weist jede Verantwortung für die Behebung der schwierigen baulichen Situation an den drei beschriebenen Problemstellen zurück. Der Gutshof Lodenau und der Schweinestall in Uhsmannsdorf seien der Unteren Bauaufsichtsbehörde bezüglich Standsicherheitseinschränkungen nicht bekannt, heißt es auf SZ-Nachfrage. Hierzu werde man aber Kontakt mit Rothenburg suchen, um die Probleme zu klären. Die ehemalige Düngemittelhalle sei bei einem Vor-Ort-Termin durch das Bauaufsichtsamt bereits kontrolliert worden. „Zweifelsfrei handelt es sich dabei um einen desolaten Bauzustand“, räumt Kreissprecherin Julia Bjar ein. Denn die Statik der Dachkonstruktion versage bereits teilweise. „Allerdings handelt es sich um ein Privatgrundstück ohne negative Auswirkungen auf öffentliche Verkehrsflächen und Nachbargrundstücke.“ Dies habe zur Folge, dass die Schädigungen keine baurechtliche Relevanz im öffentlich-rechtlichen Sinne hätten.

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