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Hightech für Riesaer Patienten

Am Krankenhaus ist am Dienstag ein MRT-Gerät eingeschwebt, das zu den modernsten seiner Art zählt.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Jetzt bloß keine falsche Bewegung: Ein Mann mit Warnweste und Bauhelm hat den Kopf im Nacken und beide Hände auf einer umgehängten Fernbedienung. Damit steuert er seinen Lkw-Kran, an dem eine tonnenschwere Last hängt. Rechts und links des in rosa Folie eingepackten Kastens sind nur wenige Zentimeter Platz. Jetzt schwebt er eine Handbreit über dem Boden des Lkws, der ihn aus Erlangen vor das Riesaer Krankenhaus gebracht hat. Dort endet die Reise des neuen Hochfeld-MRTs der Firma Siemens. Eine hohe sechsstellige Summe lässt sich das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) für Diagnostik und Therapie Radcom die Technik kosten. „Damit können wir unseren Patienten die modernste MRT-Technologie bieten“, sagt Chef Dr. Steffen Klengel.

MVZ-Chef Dr. Steffen Klengel ist glücklich, dass das High-Tech-Gerät endlich am Platz steht.
MVZ-Chef Dr. Steffen Klengel ist glücklich, dass das High-Tech-Gerät endlich am Platz steht. © Sebastian Schultz

Doch zuvor muss das Gerät erst einmal vom Lkw ins Krankenhaus. Das Dach des weißen Vierachsers haben die Mitarbeiter der Erlanger Spezialfirma LP-Works zurückgeschoben, damit der Kran das sechs Tonnen schwere Untersuchungsgerät anheben kann. Mit dem Dach des Krankenhauses ließ sich das nicht machen. Deshalb wurde unter Anleitung eines erfahrenen Ingenieurs ein Teil der markanten bunten Fassade des Krankenhauses geöffnet, in dem sich das MVZ mit seinen derzeit 16 Mitarbeitern seit 1997 eingemietet hat. Davor wurde ein extrastabiles Baugerüst errichtet, auf dem der Kranbediener nun das neue Gerät absetzen soll.

Davon werden schon in wenigen Tagen Patienten aus dem ganzen Landkreis, aus Südbrandenburg und angrenzenden Regionen profitieren. „Wir bekommen auch Patienten aus Dresden, Leipzig, Cottbus oder Berlin überwiesen“, sagt Radiologe Steffen Klengel, während er aufmerksam die Verladung seiner neusten Investition verfolgt. Dabei hat der Riesaer, der früher in Dresden Oberarzt war, schon viel Erfahrung damit: Alle paar Jahre lässt er sich moderne Technik anliefern. Das letzte war ein „High-End“-CT-Gerät, das erst im März in Riesa eingebaut wurde. Damit lassen sich auch Herzkranzgefäße untersuchen, ohne dass man dafür den Patienten aufschneiden muss. „Das CT-Gerät in Riesa ist eine europäische Referenzinstallation“, sagt Steffen Klengel. „Außer in Riesa gibt es so ein Gerät in Europa bislang nur in Montpellier in Frankreich“, sagt der 56-Jährige.

Und auch beim MRT habe man sich das Neuste vom Neuen bestellt. Die technische Entwicklung schreite bei dem Thema enorm schnell voran. Dadurch, dass es schnellere Untersuchungen ermögliche, sei es auch besonders patientenfreundlich. Bei der Magnetresonanztomographie werden durch starke Magnetfelder – ohne Röntgenstrahlen – Signale erzeugt, die ein Computer dann in hochauflösende Bilder ausrechnet. Damit ließe sich schon früh Krebs an sämtlichen Organen erkennen, ein Abszess oder ein Schlaganfall nachweisen.

Das MRT ermögliche eine schonende Herzdiagnostik und auch eine Untersuchung von Schwerkranken – durch die schnelle Bilddatenerfassung. Gelenke, Gefäße, Prostata, Bauch: Alles lässt sich mit dem Verfahren untersuchen. – Und wenn mal trotzdem ein Bild eines Befundes diskussionswürdig ist? „Dann können wir uns im teleradiologischen Verbund eine Zweitmeinung einholen“, sagt der Radiologe. Denn das Riesaer MVZ besitzt mittlerweile auch in Oschatz, Döbeln und Elsterwerda Außenstellen mit Ärzten und Fachpersonal, die sich die Bilder der Untersuchungen elektronisch austauschen können. Da eine MRT-Untersuchung aus mehr als 1 000 Einzelbildern besteht, kommt es dabei auf eine schnelle Internetverbindung an. Da hofft Klengel in Riesa auf eine baldige Verbesserung. Die Zusammenarbeit mit den ambulanten Kollegen und den Kollegen der Elblandkliniken laufe allerdings schon seit Jahren sehr gut.

Die Patienten in der Praxis sollen von der Aktion vor dem Krankenhaus möglichst wenig merken: Der Betrieb läuft – auch mit einem zweiten MRT – voll weiter. Gegen Dienstagmittag schließlich steht das neue Gerät endlich an seinem Platz. Die Installation dauert aber noch eine Woche, bevor Siemens-Spezialisten die Riesaer Mitarbeiter schulen können. In Betrieb gehen soll die Anlage am 27. August.