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Hilferuf vom Bautzener Flugplatz

Damit die Flieger auch künftig in Litten landen können, hat der Betreiber viel investiert. So viel, dass er nun die Stadt Bautzen und den Landkreis um Geld bitten muss.

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© Mirko Eggert

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Schon von Weitem ist der Flieger zu sehen. Langsam kommt die Maschine näher. Wenige Meter trennen das Flugzeug noch von der Erde. Gleich wird die Maschine aufsetzen und schließlich über die gut zwei Kilometer lange Landebahn rollen. Die beste Sicht auf die Landung hat man vom Tower aus. Nur ein paar Wolken schieben sich an dem Gebäude vorbei. Der Wind weht schwach. Perfektes Flugwetter in Litten. Passend zum sonnigen Tag erzählt Geschäftsführer Dieter Wolfermann stolz von den großen Maschinen, die hier schon gelandet sind, von den prominenten Gästen, die er begrüßen konnte. Dabei sah die Zukunft nicht immer so rosig aus. Und auch heute muss der Betreiber noch kämpfen.

Bevor der Berufspilot 2013 die Geschäftsführung am Bautzener Flugplatz übernahm, ging es turbulent zu. Gesellschafter überzogen sich mit Gerichtsverfahren, Kreisräte fürchteten eine Insolvenz, der Landrat lehnte weitere Zuschüsse für den Flugplatz ab. Trotz alledem betonte Wolfermann damals: „Der Flugplatz in Bautzen hat eine Zukunft.“ Heute, fünf Jahre später, hat sich an seinem Optimismus nichts geändert. In den vergangenen Monaten hat der Chef investiert. Er hat sich um aufwendige und teure Genehmigungsverfahren gekümmert, hat seine Mitarbeiter zu Schulungen geschickt, die Technik im Tower überarbeitet, die 2 000 Lampen auf der Startbahn erneuert. Alles nur, um eines zu erreichen: „Der Flugplatz Bautzen verfügt seit Kurzem über ein satellitengestütztes Landeverfahren für den Instrumentenanflug. Das gibt es in Sachsen sonst nur noch in Leipzig und in Dresden“, erklärt Dieter Wolfermann.

Landungen halten Flugplatz über Wasser

Was das heißt, ist für den Fluglaien nur schwer zu verstehen. Da geht es um Messpunkte, um Geschwindigkeiten um Winkel. Vor allem aber darum, dass Piloten auch ohne Sichtkontakt – zum Beispiel bei schlechtem Wetter – auf dem Flugplatz in Litten landen können. Nur dank dieser Technik fliegen auch größere Maschinen den Platz an – bis zu 40 Tonnen große Vögel, deren Flügelspannweite 30 Meter beträgt. Es sind diese Landungen die den Flugplatz und seine vier Mitarbeiter wirtschaftlich über Wasser halten. Ein Markt, auf den der Chef setzt. Die Zahlen geben ihm recht. Immer mehr Geschäftsreisende kommen mit solchen Maschinen nach Bautzen. Im letzten Jahr habe es eine Steigerung um 20 Prozent gegeben, so der Flugplatz-Chef. Inzwischen zählt Wolfermann bis zu 500 Landungen pro Jahr in dieser Kategorie.

Das Angebot nutzen vor allem Geschäftsführer und Mitarbeiter von großen Firmen, die an der A 4 ein Werk haben, dessen Hauptsitz sich in einem anderen Land befindet. Als Beispiel nennt Wolfermann den kanadischen Schienfahrzeughersteller Bombardier. Natürlich landen noch viel mehr Sportflieger in Litten. Doch die bringen nicht so viel Geld ein, meint der Chef des Flugplatzes. „Mit den Sportfliegern allein würde es nicht gehen“, sagt er.

Pachtvertrag endet in acht Jahren

Doch so gut die Entwicklung auch ist: Die Einnahmen des Flugplatzes reichen kaum aus, um alle Kosten zu decken. Deshalb hat der Betreiber jetzt um einen Zuschuss gebeten. Ein Geldgeber hat seine Hilfe schon zugesagt. Bereits im März stimmte der Kreistag dafür, dass der Landkreis einmal pro Jahr 10 000 Euro an die Betreibergesellschaft überweist. Bis 2026 soll der Flugplatz diese Finanzspritze bekommen. Dann endet der Pachtvertrag zwischen Landkreis und dem Betreiber. Mit dem Geld soll verhindert werden, dass der Flugplatz seinen Betrieb einstellen muss. „Der Landeplatz ist für die wirtschaftliche Entwicklung und Erschließung der Region förderlich“, erklärt Peter Stange, Sprecher des Landratsamtes und erinnert daran, dass die Fläche in Litten auch die ADAC-Luftrettung nutzt. Doch die Finanzspritze vom Kreis kommt nur, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind. So muss der Betreiber den Flugbetrieb im bisherigen Umfang erhalten. Außerdem soll auch die Stadt Bautzen den Flugplatz bezuschussen und acht Jahre lang jährlich 7 000 Euro zahlen.

Im Bautzener Rathaus kennt man diese Forderung. Der Finanzausschuss muss darüber erst noch entscheiden. Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) betont allerdings schon einmal, warum das Geld gut investiert ist. „Für die Region ist es von besonderem Interesse, dass der Flugbetrieb möglich bleibt“, erklärt er und hat noch ein weiteres Argument. „Würde der Flugplatz geschlossen, dann würde man nach aktuellem Recht hier keinen neuen Flugplatz eröffnen können“, so der OB.

Schon vor Jahren hatte ein Zuschuss für Diskussionen gesorgt. Ab 2010 zahlte der Kreis jährlich eine Summe, um den Flugbetrieb in Bautzen abzusichern. Insgesamt flossen damals knapp eine halbe Million Euro an die Betreibergesellschaft. 2015 stellte der Landkreis diese Zahlung ein. Man habe genug für den Flugplatz getan, argumentierte Landrat Michael Harig (CDU) damals. Auch SPD-Kreisrat Roland Fleischer sprach sich damals gegen die Finanzspritze aus. Man dürfe die Steuergelder nicht so verschleudern, erklärte er noch 2015. Auch heute sagt er: „Es bleibt ein Minusgeschäft.“. Und doch hat er jetzt für Zuschuss gestimmt. Schweren Herzens, wie er meint und nur deshalb, damit der Betrieb nicht eingestellt werden muss.