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Himmelfahrt mal laut, mal leise

So war der Männertag in der Region: sportlich, besinnlich und gesellig.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Region. Räder lehnen an der Hauswand im Pfarrhof Skassa. Das Hauptverkehrsmittel dieses Tages ist zahlreich vertreten. Während zur gleichen Zeit die ersten Männergruppen per Rad auf den Straßen unterwegs sind, haben sich dort rund 130 Leute unter der großen Platane zusammengefunden, um den Christi-Himmelfahrts-Tag mit Singen und Beten zu starten. „Anschließend wollen wir noch grillen“, sagt Jugendpfarrer Jörg Matthies. Er hat eine Sonnenbrille auf und freut sich auf einen sonnigen Gottesdienst unter freiem Himmel und die Bratwurst danach.

Sportlich: Die zweijährige Luise beim Radrennen rund um Beiersdorf.
Sportlich: Die zweijährige Luise beim Radrennen rund um Beiersdorf. © Klaus-Dieter Brühl
Abgehoben: Beim Gottesdienst in Skassa ließ der Pfarrer eine Drohne fliegen.
Abgehoben: Beim Gottesdienst in Skassa ließ der Pfarrer eine Drohne fliegen. © Klaus-Dieter Brühl

Sein Lenzer Kollege Sebastian Zehme soll diesmal die Predigt halten. In Skassa treffen sich an diesem Feiertag Konfirmanden aus Dresden und dem Kirchspiel Großenhain. Deshalb hat sich Pfarrer Zehme etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Eine fliegende Drohne mit Kamera soll der Höhepunkt seiner Predigt sein. Vor dem Gottesdienst vergewissert er sich beim Jugendwart Steffen Göpfert, ob das Flugobjekt mit den vier Propellern auch funktioniert. Beide Kirchenmänner machen sich ein Zeichen aus, wann die Drohne losfliegen soll. „Ein bisschen Spielerei ist auch dabei“, sagt Zehme, „aber wir sind ja Männer.“ Und schelmisch fügt er hinzu, das sei sein Beitrag zum Männertag – auch wenn dieser Begriff unter Christen eher verpönt ist. Schließlich ist Christi Himmelfahrt der Grund, warum heute alle Leute frei haben.

Manche nutzen diesen Tag zur sportlichen Betätigung oder in Familie. Einige sogar für beides. So wie Franziska Reinhard und Jan Teller mit ihren Töchtern Liesgret und Luise. Die Dresdner Familie startet am Vormittag beim 23. Rundstreckenradrennen quer durch die Gemeinde Ebersbach. Das wird jährlich vom SV Elbland Coswig-Meißen organisiert. Start und Ziel ist am Silo zwischen Reinersdorf und Beiersdorf.

Bevor die Großen sich auf die Sattel schwingen, treten erst einmal die Kleinen in die Pedale. Die zweijährige Luise sorgt für das größte Aufsehen beim Kinderrennen. Sie geht mit ihrem Laufrad an den Start und rollt auch ein paar Hundert Meter, während die größeren Kinder längst davon geeilt sind. Papa Jan Teller fährt mit seinem Rennrad langsam nebenher. Weiter vorn begleitet Mama Franziska Reinfried die vierjährige Schwester Liesgret bei ihrem zweiten Radrennen in Ebersbach. „Im letzten Jahr war sie das einzige Mädchen in ihrer Altersklasse“, erzählt die Mutter stolz. „Diesmal sind viel mehr Kinder dabei.“ 26, um genau zu sein. Die ganz Großen müssen drei Runden absolvieren, die Kleinen nur eine Runde.

Für Franziska Reinfried, die vor sechs Jahren noch bei der Deutschen Meisterschaft mitgefahren war, ist es eine Freude, dass auch ihre Töchter Spaß am Radfahren haben. Für Vater Jan Teller gibt es ohnehin nichts Besseres, als diesen Feiertag im Sattel zu sitzen – in Familie. „Männertag ist sowieso der Tag, an dem die meisten per Rad unterwegs sind“, sagt der Dresdner.

Deutlich wird das in Zottewitz. Zahlreiche Räder sind am Eingang des Schreiber-Hofs abgestellt. Seitdem es im benachbarten Diesbar-Seußlitz keinen Heiratsmarkt mehr gibt, pilgern viele Männertags-Gesellschaften und Familien hierher. Die Gastgeber Gerd Schreiber und Volker Börner sind bekennende Fans von Mittelaltermärkten und richten zu Himmelfahrt ein Ritterspektakel aus. Nun allerdings zum letzten Mal, das haben sie zumindest angekündigt. Denn was als kleines Dorffest begann, hat sich zur Männertags-Hochburg entwickelt. „Von Jahr zu Jahr ist es mehr geworden“, sagt Schreiber. „Doch dieses Fest ist immer mit viel Arbeit verbunden.“ Er muss dazu seinen Hof, auf dem sonst Hunderte Gartenskulpturen zum Verkauf stehen, leer räumen und danach alles wieder zurück.

Am Mittag ist der Hof schon sehr gut gefühlt. Immer wieder wird Schreiber auf das letzte Mal angesprochen. „In Zottewitz gibt es schon Nachbewerber für dieses Fest“, sagt er. Und geheimnisvoll fügt er hinzu: „Das Jahr ist noch lang ...“ – Gibt es vielleicht doch ein Wiedersehen zu Himmelfahrt 2017?