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Hin und Weck

Bei dem Puppentheater-Stück „Über Lang oder Kurz“ geht es um die Ausgrenzung von Kindern. Jetzt feierte es in Bautzen Premiere.

Von Rainer Könen
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Um Ausgrenzungserfahrungen geht es in dem Puppentheater-Stück „Über Lang oder Kurz“.
Um Ausgrenzungserfahrungen geht es in dem Puppentheater-Stück „Über Lang oder Kurz“. © Miroslaw Nowotne

Bautzen. Wer als Kind Moppelchen-Format hat, wie das bei Doris der Fall ist, hat es schon in jungen Jahren nicht einfach. Martin, der nicht wachsen will, tapst mit seiner Däumlings-Statur verunsichert durchs Leben. Auch diejenigen, die sich optisch über ihre gleichaltrigen Zeitgenossen erheben, müssen Frotzeleien ertragen. Doris, Martin und Lulatsch liegen ständig im Clinch mit ihrer vermeintlichen Normalo-Umwelt. Als die Kinder genug davon haben, flüchten sie an einen geheimnisvollen Ort, wo sie zur Ruhe kommen, zu sich finden können: ins Weck. Bei der Premiere „Über Lang oder Kurz“ des Bautzener Puppentheaters rückt Regisseur Stephan Siegfried mit seinen Darstellern ein Thema in den Blickpunkt, das nach wie vor aktuell ist: Ausgrenzung, Mobbing. Etwas, womit heutzutage bereits die Kleinsten in der Kita konfrontiert werden. Siegfried hatte vor zwei Jahren dieses von der Kindertheaterautorin Ingeborg von Zadow geschriebene Werk bei seinem Engagement im Koblenzer Theater auf die dortige Puppenbühne geholt.

Fit für die Realität

In dieser übersichtlich gestalteten Produktion, die sich an Kinder und Teenager richtet, kann jeder etwas finden, was ihn angeht. Weil sie zu dick, zu klein, zu groß sind, weil das Ausgegrenztsein für die Kinder schmerzhaft ist, mögen diese sich auch selbst nicht. In Weck lernen sie, sich selbst und die Welt da draußen, so wie sie ist, zu akzeptieren. Mit den von Barbara und Günter Weinhold gefertigten Tischpuppen zeigen die Puppenspieler (Marie-Luise Müller, Moritz Trauzettel und Anna Gabrysz) eine Geschichte, die eine Beckett´sche Note hat, hier und da an „Warten auf Godot“ erinnert. In Weck machen sich die Kids fit für die Realität, die als „Da“ beschrieben wird. Und bekommen dort Unterstützung von einer geheimnisvollen Stimme (Annekatrin Weber). Aber die will nicht nur helfen, verfolgt auch ihre eigenen Pläne. Zwischen nachdenklichen und hektischen Phasen changiert das 45-minütige Stück. Angenommen zu werden, das ist die Botschaft, ist harte Arbeit, die einem keiner abnimmt. Siegfrieds Inszenierung zeigt, wie man sich als Heranwachsender das Rüstzeug holen kann, um in der Welt bestehen zu können. Wer sich auf die Aufführung einlässt, dürfte schnell hin und weck sein.

Nächste Vorstellungen am 12. Februar (9.30 und 11 Uhr), 13. und 14. Februar (jeweils 10 Uhr) im Burgtheater Bautzen. Karten und Infos unter 1 03591 584225.