Radeberg
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Historisches Foto gibt Rätsel auf

Hans Traupe aus Radeberg hat in dem Nachlass seines Großvaters eine alte Aufnahme gefunden. Sie erzählt von einem Wettkampf.

Von Bernd Goldammer
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Der Dachdecker-Lehrling Arthur Müller (2. von links) beim Fotoshooting im Jahre 1907. Vereinschef Oschmann (Bildmitte) war stolz auf den Siegertypen. „Wer kennt die anderen Männer“, fragt jetzt Hans Traupe.
Der Dachdecker-Lehrling Arthur Müller (2. von links) beim Fotoshooting im Jahre 1907. Vereinschef Oschmann (Bildmitte) war stolz auf den Siegertypen. „Wer kennt die anderen Männer“, fragt jetzt Hans Traupe. © privat/Repro: SZ

Radeberg. Es sind besondere Momente, wenn Hans Traupe seine historischen Kostbarkeiten hervorholt. Bücher, Urkunden und Medaillen aus Lebzeiten des Großvaters Arthur Müller kommen an die Oberfläche, wenn der Radeberger Rentner und Hobby-Viehzüchter seinen Schatzkoffer öffnet. Zu sehen sind Splitter der regionalen Geschichte.

An die Geschichten dahinter erinnert sich Hans Traupe gern. Sein Großvater hat sie ihm oft erzählt. „Eine besondere Erzählung trug sich im Radeberg des beginnenden 19. Jahrhunderts zu“, sagt Hans Traupe und zeigt auf eine Urkunde vom 12. Mai 1907. Am Morgen dieses Tages machten sich die Mitglieder des Radeberger Athletenklubs Gambrinus auf den Weg in den Saal des Großröhrsdorfer Niedergasthofes. Hier fand der 3. Wettstreit der Oberlausitzer Athleten statt. Der Fußmarsch in die Bandweberstadt war das gemeinsame „Aufwärmen“. 

Auch der Dachdeckerlehrling Arthur Müller war dabei. Er trat in der vierten Gewichtsklasse der Ringerwettbewerbe an. Die Konkurrenz war hart, doch er war gut vorbereitet. Sein Verein Gambrinus hatte ihn bei der Vorbereitung gut unterstützt. Trotzdem war die Veranstaltungen nichts für schwache Nerven. Das öffentliche Interesse war riesig. Das Publikum kam aus den Städten und Dörfern der Umgebung. Den ganzen Tag über waren packende Ringkämpfe zu sehen. Mal reagierten die Zuschauer begeistert, dann wieder mit gellenden Pfiffen. Es roch nach dem Rauch von Zigaretten, Essen und Bier. Und die Mitglieder des Radeberger Gambrinus Vereines erwarteten von ihren Startern natürlich Höchstleistungen.

Als die Wettkämpfe abgeschlossen waren, wurde Arthur Müller auf das Siegertreppchen gerufen. Er hatte in seiner Gewichtsklasse gewonnen. Die Goldmedaille überreichte ihm Josef Jaschke, der damalige Vorsitzende des Oberlausitzer Athletenverbandes, und der Jubel war groß. 

Wer sind die anderen?

Von den Sportlern entstand damals eine historische Aufnahme. „Ich würde gerne wissen, wer auf dem Bild ist. Vielleicht erkennt der eine oder andere Radeberger einen seiner Vorfahren wieder“, sagt Hans Traupe.

In den Tagen nach dem Wettkampf war Müllers Sieg Stadtgespräch in Radeberg. Dadurch geriet auch der Sportverein Gambrinus näher ins Blickfeld der Öffentlichkeit. „Er gewann noch manchen Kampf, aber diesen Tag hat er nie vergessen“, erinnert sich Hans Traupe an die Erzählungen seines Großvaters.  Der 77-Jährige hat viele Stücke von seinem Großvater Arthur Müller geerbt. Er pflegt sie und gerade jetzt im 800. Jahr der Radeberger Ersterwähnung möchte er an das damalige Radeberger Vereinsleben erinnern. 

Arthur Müller blieb ein passionierter Ringkämpfer. Für seinen Radeberger Athletenklub Gambrinus trat er auch in Radeberger Tanzsälen wie dem Alberthof an. „Diese jungen Leute waren Schlosser, Glasbläser und Dachdecker, und in ihrer Freizeit trieben sie gemeinsam Universal-Athletik wie Gewichtheben und Ringkampf. Daraus entstanden lebenslange Freundschaften.“