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Hochschule büßt 600000 Euro ein

Die Einrichtung hat zwei wichtige Ziele verpasst. Ganz verloren ist das Geld aber trotzdem nicht.

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© Archivfoto Mario Heinke

Von Tilo Berger

Görlitz/Zittau. Die Hochschule Zittau/Görlitz verliert in den nächsten drei Jahren mehr als 600 000 Euro wegen nicht erfüllter Zielvereinbarungen in den Jahren 2014 bis 2016. Das hat Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Claudia Maicher (Bündnis 90/Die Grünen) mitgeteilt.

Hochschulrektor Friedrich Albrecht konkretisierte auf SZ-Anfrage die Zahl: „Genau handelt es sich um einen Abzug von 609 420 Euro, der 15 Prozent des Zielvereinbarungsbudgets von 4 062 800 Euro für die drei Jahre 2014 bis 2016 entspricht. Anders formuliert: Die Hochschule Zittau/Görlitz hat die Zielvereinbarung 2014 bis 2016 zu 85 Prozent erfüllt.“ Von 18 Zielen, die mit dem Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst vereinbart waren, habe die Hochschule 16 erfüllt. Verfehlt wurde zum einen das Ziel, dass 46 Prozent aller Studierenden im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik eingeschrieben sein sollten. Erricht wurden stattdessen nur 44,7 Prozent. Für Professor Albrecht „ist dieses Ergebnis dem dramatischen Rückgang in der Nachfrage nach Studienplätzen aufgrund der demografischen Entwicklung“ geschuldet. Zum anderen verfehlte die Hochschule die angestrebte Frauenquote beim wissenschaftlichen Personal. Ziel waren 33 Prozent, erreicht wurden nur 32,7 Prozent. „Ein anderes Ziel, mindestens 19 Prozent Frauenanteil bei den Professuren, wurde mit 20 Prozent deutlich überschritten“, erklärte Albrecht.

Wie nun weiter? „Der Verlust von 609 000 Euro bedeutet, dass dieser mit den Zuweisungen des Freistaats, die wir in den Jahren 2018 bis 2020 erhalten, verrechnet wird“, so der Rektor. Die Hochschule bekomme also in diesem Zeitrahmen jedes Jahr etwa 203 000 Euro weniger vom Freistaat, statt rund 1,4 Millionen Euro nur noch etwa. 1,2 Millionen Euro. Das Budget der Hochschule zusammenstreichen oder gar Personal entlassen muss Rektor Albrecht aber nicht. Denn die gut 600 000 Euro bleiben dem sächsischen Hochschulsystem erhalten. Sie fließen in ein sogenanntes Initiativbudget, über dessen Verwendung das Wissenschaftsministerium zusammen mit der Landesrektorenkonferenz entscheidet.

In diesem Geldtopf findet sich nicht nur Geld wieder, das eigentlich für die Hochschule Zittau/Görlitz gedacht war. Sondern auch Geld von elf weiteren Hochschulen im Freistaat. Denn nur zwei Einrichtungen in ganz Sachsen – die Hochschule Mittweida und die Palucca-Hochschule in Dresden – konnten die Zielvereinbarungen mit dem Ministerium zu 100 Prozent erfüllen und erhalten somit die volle Summe. Im Vergleich mit anderen Hochschulen hält sich der Verlust für Zittau/Görlitz noch in überschaubaren Grenzen. Die Technische Universität Bergakademie Freiberg verliert zum Beispiel rund 3,4 Millionen Euro.

Das Geld aus dem Initiativbudget ist gedacht für die Internationalisierung, die Qualitätssicherung, die Zusammenarbeit mit der Region oder die Verbesserung der Gleichstellung an den Hochschulen. Insgesamt beläuft sich die Summe auf rund 13,3 Millionen Euro. Friedrich Albrecht geht davon aus, dass ein Teil dieses Geldes auch an die Hochschule Zittau/Görlitz fließen wird, „so dass sich summa summarum der Verlust in Grenzen halten wird und keine besonderen finanziellen Härten zu befürchten sind. Im Übrigen haben wir im Rahmen unseres Risikomanagements Rückstellungen vorgenommen.“

Kleinreden will der Rektor den Abzug aber nicht. „Natürlich hätte ich es lieber gesehen, dass wir die vereinbarten Ziele zu 100 Prozent erfüllt hätten. Das sächsische Gesamtergebnis zeigt aber auch, dass sehr anspruchsvolle Ziele vereinbart wurden.“

Ministerin Stange bezeichnete die Zielvereinbarungen mit den Hochschulen als „wichtiges Steuerungselement, um eine hohe Qualität von Forschung und Lehre in zentralen Bereichen zu gewährleisten“.