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Hochzeit mit ärgstem Konkurrenten

Bisher haben sich Amiantit und die Firma Hobas einen harten Wettbewerb geliefert. Werkleiter Steffen Klauck sieht die Fusion als Chance.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Das kam für Mitarbeiter und Branchenkenner schon ziemlich überraschend: Kurz vor Weihnachten hatten die Geschäftsführer von Amiantit und Hobas erklärt, die Firmen zusammenschließen zu wollen. Sie sind bisher die härtesten Konkurrenten auf dem europäischen Markt für Rohre aus glasfaserverstärktem Kunststoff. „Das war für mich eine Überraschung. Wir haben uns im Wettbewerb nichts geschenkt“, sagte Steffen Klauck, Geschäftsführer und Prokurist Amiantit-Werkes im Gewerbegebiet Am Fuchsloch. Die Entscheidung sei relativ kurzfristig gefallen. Die Fusion ist noch nicht fest – die Kartellbehörde muss noch zustimmen. Aber was heißt das für den Standort Döbeln?

Die zusammengeschweißte neue Firma soll aus dem österreichischen Klagenfurth geleitet werden. Die Europazentrale von Amiantit ist aber seit drei Jahren in Döbeln angesiedelt. Die Auswirkungen werden aber sehr überschaubar sein, beruhigt Steffen Klauck. Er empfing den DA in einem Büro, dass praktisch die Europazentrale darstellt: drei Computerarbeitsplätze, die gerade nicht besetzt waren. Die Europazentrale besteht im Kern nur aus fünf Leuten, die auch noch viel in Europa und bis Saudi-Arabien unterwegs sind, erklärte er. „Die Führungsebene hat eine sehr schlanke Verwaltung.“ Alle anderen Mitarbeiter sind für die Produktion im Werk Döbeln zuständig. Klauck rechnet nicht mit einem Stellenabbau, im Gegenteil.

„Personalreduktion ist nicht Teil der Strategie bei dieser Fusion“, sagte Klauck. Er rechnet sogar mit einem Ausbau der Produktion. Durch den Zusammenschluss könnten die bisherigen Konkurrenten ihre Position im Markt verbessern, ist er sich sicher. „Wenn es so kommt, werden wir eher Personal einstellen müssen“, sagt er. Döbeln sei gut aufgestellt. Der saudi-arabische Mutterkonzern habe viel Geld in das Werk gesteckt, weitere Investitionen seien geplant. „Wir haben einen guten Standort, gute Mitarbeiter und arbeiten eng mit der Forschung zusammen“, sagte Klauck. Und gerade im Bereich der Entwicklung sieht er eine der Chancen dieses Zusammenschlusses.

Amiantit und Hobas

Amiantit Europe und FLOWTITE Technology sind Tochterunternehmen der Saudi Arabian Amiantit Company. Das Unternehmen hat Werke in Deutschland, Polen und Spanien. Die Entwicklung erfolgt in Norwegen.

HOBAS ist ein Tochterunternehmen der WIG Wietersdorfer Holding GmbH, einem Mischkonzern der Baustoff und Rohrbranche mit Hauptsitz in Klagenfurt (Österreich). HOBAS hat Werke in Europa und den USA.

Die Produkte beider Unternehmen kommen in den Bereichen Trinkwasser, Abwasser, Be- und Entwässerung, Wasserkraft sowie in diversen anderen Industrien zum Einsatz.

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Die Forschung und Entwicklung für die bei Amiantit hergestellten Flowtite-Rohre erfolgt in Norwegen. Interessant ist: Die beiden Firmen verwenden unterschiedliche Technologien. Während Amiantit seine Kunststoffrohre wickelt, werden die Rohre von Hobas geschleudert. Diese beide Technologien wollen die Partner zusammenführen, „Das ist ein starkes Signal. Diese Technologien werden weltweit angewendet“, sagte Klauck.

Im Döbelner Werk arbeiten derzeit 220 Menschen in drei bis vier Schichten. „Wir suchen weiterhin Mitarbeiter in allem Bereichen“, so Klauck. Besonders Produktionshelfer und Anlagenführer. Sehr gesucht ist auch Personal für die Instandhaltung, Schlosser und Elektriker. „In den nächsten Jahren gehen noch einige Mitarbeiter in Rente, die schon sehr lange bei uns sind. Wir habe wenig Fluktuation.“ Klauck selbst ist seit 2005 in der Firma. Der 39-Jährige war für Qualitätsmanagement verantwortlich und ist seit Ende vergangenen Jahres Werkleiter und neben Ilka Zimmermann Prokurist des Unternehmens. Der bisherige Werkleiter Stefan Groß hatte die Firma Ende November verlassen.