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Hör mal, wer da hämmert

In dem Holzkreuz auf dem Waldfriedhof hat sich ein Specht niedergelassen. Das gefällt einigen Anwohnern gar nicht.

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© Lutz Weidler

Von Antje Steglich

Zeithain. Das Loch ist vom Boden aus gut zu erkennen. Acht, vielleicht auch mehr Zentimeter groß klafft es in dem großen Kreuz aus Eiche, das den Mittelpunkt des Zeithainer Waldfriedhofes bildet. 2010 erst wurde der als Kriegsgräberstätte offiziell eingeweiht – und nun das.

„Der Waldfriedhof verkommt“, beschwerte sich ein SZ-Leser. Der Poller fehlt, sodass Autos jetzt direkt bis zum Tor fahren könnten. Das Unkraut erobert sich langsam aber sicher die Wege zurück. Die sowieso schon verblichenen Hinweistafeln, die durch Unbekannte Anfang des Jahres für Zielübungen mit dem Luftgewehr genutzt worden, sind kaum noch zu lesen. Und dann noch das Loch im sieben Meter großen Kreuz. Wobei der Anwohner einen Specht als Übeltäter vermutet.

„Das wäre ein bisschen kurios, weil es ringsum viel Wald mit Bäumen gibt, die besser geeignet wären. Aber auszuschließen ist es nicht“, sagte der Leiter des Riesaer Klostertierparks Gerhard Herrmann per Ferndiagnose. Demnach könnte der Vogel dort nach Nahrung gesucht oder sogar ein Nachtlager oder eine Brutstätte eingerichtet haben. Das Phänomen habe er auch schon oft in der Region beobachtet, wenn Spechte sich an der Verkleidung von sanierten Wohnblöcken zu schaffen machen würden. Um was für eine Art Specht es sich handelt, ist unklar. Bisher wurden nur Holzreste am Boden des Kreuzes gefunden.

„Der Zustand des Friedhofs ist uns bekannt. Das ist in Bearbeitung“, sagte Zeithains Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos) zu der Kritik an der Anlage. Denn die Gemeinde ist für die Pflege der Kriegsgräberstätte zuständig und erhält dafür Geld vom Bund. Das Loch im Kreuz wurde zudem bereits begutachtet und beschlossen – den Vogel in Ruhe zu lassen. „Der Specht stört das Kreuz nicht, es bricht deshalb nicht zusammen“, so Ralf Hänsel.

Auf dem Waldfriedhof fanden etwa 370 Soldaten und Zivilisten ihre letzte Ruhe, die während der beiden Weltkriege im Lazarett auf dem Truppenübungsplatz beziehungsweise im sogenannten C-Lager starben. Das Areal gehörte danach 65 Jahre lang zum Sperrgebiet.