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Hoffen auf ein großes Wunder

Die Morgensterns machen nach dem Verschwinden ihres Sohnes in Leisnig Schlimmes durch. Offenbar war Christian in der Silvesternacht noch einmal zu Hause.

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Wer hat Christian Morgenstern seit dem Neujahrsmorgen gesehen?
Wer hat Christian Morgenstern seit dem Neujahrsmorgen gesehen? © privat

Leisnig. Was ist Christian Morgenstern am frühen Neujahrsmorgen widerfahren? Diese Frage quält die Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde des jungen Mannes gleichermaßen. Kaum einer hat länger geschlafen, seitdem die Familie am frühen Nachmittag des 1. Januar das Verschwinden des 20-Jährigen bemerkt hat. Seitdem werden gedanklich alle Eventualitäten durchgespielt. Dabei klingt für die Morgensterns vieles noch mysteriöser als vielleicht für manchen Außenstehenden. Denn: Christian ist nicht auf dem Weg von der Silvesterfeier zu seinem Elternhaus spurlos verschwunden. Der 20-Jährige ist danach noch zu Hause gewesen.

„Das muss gegen 4 Uhr gewesen sein. Wir hatten bis etwa 3.30 Uhr selbst noch Gäste“, berichtet Dirk Morgenstern. Stunden später hat er die Übernachtungstasche seines Sohnes in einem abgeschlossenen Bereich des Grundstückes entdeckt. Die Familie nahm an, Christian habe sich schlafen gelegt. Dass er nicht im Bett liegt, überhaupt nicht zu Hause ist, hat die Familie erst am frühen Nachmittag bemerkt.

Unruhig ist der Vater geworden, nachdem er Leute aus Fischendorf zurückgerufen hatte. Sie waren es, die auf der Fußgängerbrücke Kleidung und diverse Chipkarten von Christian gefunden und danach zunächst vergeblich versucht hatten, die Morgensterns zu erreichen. Nach Angaben der Polizei und der Zeugen nahmen sie die Sachen gegen 11.30 Uhr an sich. „Das ist komisch“, findet die Familie. „Wir können uns nicht vorstellen, dass an diesem Tag niemand früher über die Brücke gegangen ist. Jemand hätte die Kleidung bemerken müssen – sofern sie dann schon an dieser Stelle gelegen hat“, sagt Dirk Morgenstern.

Er hofft inständig, dass sich Spaziergänger melden, die diese Frage beantworten können. Auch andere Antworten sind für die Familie und die Polizisten von Bedeutung, um die Geschehnisse am Neujahrstag weiter rekonstruieren zu können. So viel wissen die Morgensterns: Ihr Sohn hat mit ungefähr 20 Leuten Silvester auf einem Grundstück am Schlossberg gefeiert. Um Mitternacht sollen alle auf den Markt gegangen sein. Von dort sollen Christian und eine Bekannte aus Hartha ein älteres Ehepaar nach Fischendorf an die Bushaltestelle „Plantagenschänke“ begleitet und von da zur Feier auf den Schlossberg zurückgegangen sein. Dort hat sich der 20-Jährige gegen 3.30 Uhr von seinen Freunden verabschiedet. 

Susan Morgenstern kann sich vorstellen, dass ihr Sohn auf dem Heimweg noch Wünsche für ein gutes, neues Jahr ausgesprochen hat. Er sei sehr freundlich, kenne viele Leute, sagt sie. Ins Elternhaus könnte Christian über die Lichtenberg- und Bachgasse, aber auch über die Niedermarktgasse und den Baderberg oder den Markt und Kinoberg gelaufen sein. „Vielleicht hat ihn jemand gesehen und seine auffällige Sporttasche bemerkt“, hofft Dirk Morgenstern. Die Tasche ist schwarz, hat auf einer Seite aber einen leuchtend neongelben Einsatz.

Was passiert ist, nachdem Christian diese Tasche auf dem elterlichen Grundstück abgestellt hat, gibt allen Rätsel auf. Wurde er angesprochen, angerufen oder sonst wie kontaktiert und aufgefordert, noch anderswo mitzufeiern oder vorbeizukommen? Wer hat ihn nach 4 Uhr noch ohne seine Übernachtungstasche gesehen? Ist er in ein Auto gestiegen? Hat ihn jemand seit dem frühen Neujahrsmorgen gesehen, und wenn ja, wo? Die Polizei hat bisher jeden Tag mit Tauchern nach dem jungen Mann gesucht.

Mit anrührenden Worten bittet Susan Morgenstern im sozialen Netzwerk Facebook um Unterstützung. Auch auf diesem Weg bittet die Familie, bei der Suche nach Christian zuhelfen, selbst vermeintlich unwichtige Details weiterzugeben. Dafür kann die Familien-Mailadresse [email protected] genutzt werden. Zudem nimmt jede Polizeidienststelle, die Döbelner unter Tel. 03431 6590, Hinweise entgegen. Die Morgensterns klammern sich an jeden Strohhalm und hoffen auf ein Wunder. Ihr Sohn hat für 2019 viele Pläne.

Taucher finden keine Spur von Vermisstem