Von Reiner Hanke
Ohorn. Ein paar Schrauber tummeln sich in einer Halle. Gegenüber verfallen alte Fabrikgebäude. Ein blaues Tor sperrt weitere Teile des sogenannten Falas-Geländes in Ohorn ab. Das ist seit Jahren wie eine offene Wunde mitten im Ort mit wenig Aussicht auf eine Lösung. Die Gemeinde hat hier ein Schloss vorgelegt. In den vergangenen Monaten sei es zum Glück relativ ruhig gewesen, schätzt Bürgermeisterin Sonja Kunze ein und atmet durch. Das war nicht immer so.
Anwohner berichten wohl immer mal wieder über ihre Beobachtungen auf dem Gelände und Zweifel, dass da alles mit rechten Dingen zugehe. Licht brenne wohl auch manchmal nachts in Gebäuden. Gestalten seien gesichtet worden, die mit Taschenlampen unterwegs sind. Erst kürzlich tauchte just auf diesem Gelände ein gestohlener Radlader wieder auf. Deshalb will die Gemeinde endlich geordnete Verhältnisse. Aber das ist offenbar ein Kampf gegen Windmühlenflügel und füllt mittlerweile Ordner mit Papier, darunter Briefwechsel mit Anwälten und Gerichten. Zu DDR-Zeiten gehörte das Gelände zum Kreisbetrieb für Landtechnik Bischofswerda. Letzter Betreiber war nach SZ-Informationen die Falas GmbH, die unter anderem mit Landtechnik handelte. Die Falas GmbH ist seit geraumer Zeit pleite. Das Insolvenzverfahren hängt allerdings seit Jahren in einer Art Endlos-Warteschleife. Die kreist seit dem Tod des vormaligen Geschäftsführers Heinz Ronge im Jahr 2009. Er war dann auch der Insolvenzverwalter. Aufgabe Ronges war es zuletzt, die Industriebrache zu verwerten. Dazu kam es in Ohorn offensichtlich nicht mehr. Aber es gibt durchaus auch noch Mieter, die sich auf einen Vertrag aus der Zeit berufen können. Dennoch verfällt das Areal zusehends und ziehe eben auch zwielichtige Leute an. Ein Gebäude sei zusammengestürzt, weiß Sonja Kunze.
Allein gelassen
Es gebe seit 2009 keinen Ansprechpartner mehr. Ein Schwebezustand, der sich offenbar nur schwer auflösen lässt. Es sei nicht gelungen, einen Nachfolger zu finden, erklärt die Bürgermeisterin. Sonja Kunze erwähnt zudem Erben, die jedoch den Nachlass ausgeschlagen haben. Die Erbschaftsfragen seien auch noch nicht abschließend geklärt. Schon vor Jahren bezweifelte auch ein Rechtsanwalt, dass jemand so eine Schrottimmobilie mit dem Risiko von Altlasten übernimmt. Auch die Gemeinde könne dieses Risiko nicht eingehen. Die finanziellen Folgen wären unüberschaubar. Selbst bei einer 90-prozentigen Förderung wäre das nicht für Ohorn zu stemmen, ist sich Sonja Kunze sicher. Selbst die Sicherungspflicht könne sich die Gemeinde nie und nimmer aufbürden. Es sei doch unglaublich, dass so ein großes Gelände quasi dem Selbstlauf überlassen ist. Als Gemeinde, als Kommunalpolitikerin fühle sie sich allein gelassen, ärgert sich die Bürgermeisterin und erinnert daran, dass schon ihr Vorgänger an dem Areal dran war. Die Hoffnung liegt auf dem Freistaat.
Brief an den Minister
Und vielleicht kommt nun sogar Bewegung in die Falas-Geschichte. So nutzte Bürgermeisterin Sonja Kunze jetzt bei einem Forum mit Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow in Ohorn die Chance, mit dem Minister Kontakt zu knüpfen am Rande der Veranstaltung. Mit dem Ministerkontakt habe sich nach Jahren ein Strohhalm gezeigt, an dem sich die Gemeinde jetzt wieder klammere. Sebastian Gemkow sei verständnisvoll gewesen. So ist inzwischen ein Brief an den Minister unterwegs, in dem Sonja Kunze den Fall noch einmal im Detail schildert. Beim Freistaat ist Falas wohl auch in den richtigen Händen. Sonja Kunze: „Mir geht es darum, dass die Eigentumsfrage geklärt wird.“ Der Schwebezustand müsse enden. Ziel sei es, dass der Freistaat das Areal übernimmt, die Gebäude abreißt und/oder das Areal verkauft. Wobei sie eher nicht an ein Gewerbegebiet denke, so die Bürgermeisterin. Aber für einen Wohnstandort wäre das Gelände bestens geeignet. Das sollte das Ziel sein. Es handelt sich um 8 500 Quadratmeter Land in guter dörflicher Lage. Zumal der Gemeinde die Baustandorte für Interessenten langsam ausgehen.