Bautzen
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„Honeckers unheimlicher Plan“

Der Filmemacher Konrad Herrmann stellt am Donnerstag in Gaußig seinen Film über ein weitgehend unbekanntes Stück DDR-Geschichte vor.

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Erich Honecker, der Partei- und Staatschef der DDR, plante für den Tag X die Inhaftierung von Zehntausenden Oppositionellen.
Erich Honecker, der Partei- und Staatschef der DDR, plante für den Tag X die Inhaftierung von Zehntausenden Oppositionellen. © Wikimedia/Bundesarchiv

Bautzen. „Direktive 1/67“ steht auf dem braunen Hefter. In der rechten Ecke prangt der Stempel „Geheime Kommandosache“. Denn das 40-seitige Papier regelt die Aufgaben des Ministeriums für Staatssicherheit im Mobilmachungsfall. Besonders brisant ist dabei die geplante Inhaftierung von Oppositionellen in Isolierungslagern. Über dieses Kapitel der DDR haben die Berliner Filmemacher Katharina und Konrad Herrmann eine Dokumentation gedreht. Im Herbst 2018 war der Film „Honeckers unheimlicher Plan“ in der ARD zu sehen.

Am Donnerstag ist der aus Bautzen stammende Filmemacher wieder einmal in der Heimat zu Gast. Im Spiegelsaal des Schlosses in Gaußig stellt er seinen Film vor. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Interessante Leute aus der Region“. Organisiert wird sie vom Heimatverein Gaußig.

Vor etwa zwei Jahren war der Dokumentarfilmer in einem Newsletter des Bundesbeauftragten für Stasiunterlagen auf das Thema gestoßen. „Die nachfolgenden Recherchen haben dann gezeigt, dass es kurz nach der Wende mal im Gespräch war, aber dann aus der Öffentlichkeit verschwand. Wir hatten sogar den Eindruck, dass die ehemaligen politisch Verantwortlichen der DDR darum bemüht waren, die Fakten und Hintergründe um jene „Direktive 1/67“ zu verwischen“, sagt Konrad Herrmann. Der ersten Spur folgten monatelange Suche in den Archiven. Die Unterlagen zeigen, wie Oppositionelle in der DDR zum Schweigen gebracht werden sollen. Unter der Bezeichnung Vorbeugekomplex erfasst das MfS bis 1989 85 000 DDR-Bürger, um sie an einem Tag X festzunehmen und in Lager zu stecken. Für Konrad Herrmann ist der Film ein Beitrag zum Dialog der Generation: „Wir haben ihn für die jungen Zuschauer gemacht, die sich mit dem Phänomen Diktatur auseinandersetzen wollen, wir haben den Film für jene gemacht, die in der DDR gelebt haben und sich vielleicht Fragen nach den Gründen für Handlungen stellen, und für all jene, die die deutsch-deutsche Geschichte differenzierter verstehen wollen.“

Der Filmemacher wurde 1948 in Bautzen geboren. Er war Regisseur beim Fernsehen der DDR und der DEFA. Seit der Wende arbeitet er als freischaffender Regisseur und Autor für ARD und ZDF. Konrad Herrmann hat mehr als 60 Filme gedreht. (SZ)

„Honeckers unheimlicher Plan“, mit dem Filmemacher Konrad Herrmann, Donnerstag, 4. April, um 19 Uhr im Spiegelsaal des Schlosses in Gaußig.