Hoyerswerda
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Auf der Suche nach dem goldenem Stern

Seelsorger Torsten Vogel und die Diakonie St. Martin sähen am Seniorenpflegeheim gern das Originalsymbol.

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Der "Goldene Stern" in Hoyerswerda um 1900.
Der "Goldene Stern" in Hoyerswerda um 1900. ©  Foto: Archiv

Von Silke Richter

Maifeuer mit der Fleischerei Scheibe, Drachensteigen, Fußball und bei Regenwetter voller purer Lebensfreude in die schlammigen Wasserpfützen springen, dass es nur so spritzt – Torsten Vogel denkt gern an diese Erlebnisse seiner Kinder zurück, die sich bei Familienausflügen auf der „wilden Parkfläche“ in der Spremberger Straße genau so abgespielt haben. Die Historie des Areals begleitet den Familienvater bis heute. Beruflich und privat.

Bis zum Jahre 1981 stand auf diesem Ort in der Spremberger Straße das Hotel „Zum goldenen Stern“, das dem Abrissbagger zum Opfer fiel. Als ehrenamtlicher Denkmalpfleger forschte und beschäftigte sich der Diakon Torsten Vogel Mitte der 90er-Jahre intensiver mit der Geschichte des Hotels, das im vergangenen Jahrhundert als Herberge für Reisende mit einer Umspanne für Pferde und einer Posthalterei genutzt wurde. Torsten Vogel fand im Abrissschutt des Hotelgebäudes Relikte aus vergangener Zeit, auf denen sich auch heute noch Spuren des damaligen Lebens und Arbeitens wiederfinden lassen.

Katzenköpfe und Duftmarken

So spülte der Regen damals Katzenkopfsteinpflaster an die Erdoberfläche, das geborgen werden musste, bevor es im Schutt landete. Auf dessen Oberseite ist die Spur eisenbeschlagener Wagenräder deutlich zu erkennen. Durch den Regenfall wurden damals auch bis dato im Boden eingekapselte „Duftspuren“ freigespült. „Ich kann mich noch ganz genau an den Geruch von Pferdemist erinnern, als ich die frisch ausgegrabenen Fundstücke in den Händen halten durfte“, erinnert sich Torsten Vogel schmunzelnd zurück.

Der damalige Leiter des Hoyerswerdaer Stadtmuseums Karl-Heinz Hempel (1942-2019) hatte eine gewisse Affinität zu dem Hotelgebäude, das der Historiker als Modell gestaltete, um es so für die Nachwelt erhalten zu können.

„Original ist nun mal Original“

Auch für Torsten Vogel geht die Geschichte an diesem historisch geprägten Ort heute weiter; dem Areal, auf dem vor fast genau sechs Jahren das Seniorenpflegeheim der Stiftung Diakonie Görlitz – Hoyerswerda, heute Diakonie St. Martin, eröffnet wurde. In Erinnerung an das einstige Hotel trägt das neue Gebäude mit der Hausnummer 10 den Namen „Goldener Stern“. Auf der Eingangsseite ganz oben leuchtet auch ein solcher Stern, der dem einstigen Symbol vom damaligen Hotelgebäude entfernt ähnelt. Aber nur vielleicht. Denn hier steckt der Teufel im Detail: Weder die Trägereinrichtung des Seniorenheimes noch Torsten Vogel sind mit dem goldenen Stern an der Fassade so richtig zufrieden. Das liegt keineswegs am Gestirn selbst oder in seiner Verarbeitung. Es ist vielmehr eine Frage der Individualität und des historisch geprägten Zusammenhangs. „Original ist nun mal Original. Deshalb würden wir uns freuen, wenn wir den goldenen Stern, wie er einst am Hotelgebäude zu finden war, bekommen oder das Symbol zumindest detailgetreu nachbauen könnten“, erklärt Torsten Vogel, der in der Senioreneinrichtung als Seelsorger tätig ist.

Bei der Eröffnungsfeier des Pflegeheimes sei damals auch eine Frau zu Gast gewesen die davon berichtete, dass eine ihr bekannte Person besagtes Original des goldenen Sterns aus dem Abrissschutt geborgen und mitgenommen habe. „Wir würden uns freuen, wenn diese Person mit uns Kontakt aufnehmen würde. Gern auch anonym. Es wäre zu schön, wenn an dem Seniorenpflegeheim in naher Zukunft das Original oder ein Nachbau davon zu sehen sein könnte“, hofft Torsten Vogel.

Kontakt: Torsten Vogel, Telefon: 03571 406095

[email protected]