Hoyerswerda
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Ausgrabungen ganz ohne Sand-Verstreuen

Die Dauerausstellung im Hoyerswerdaer Schloss wird attraktiver und wartet auf Gäste.

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Marcel Steller zeigt das Stück Holz aus dem Schlossgraben, welches im neugestalteten Bereich Ausgrabungsstätte seinen Platz finden wird.
Marcel Steller zeigt das Stück Holz aus dem Schlossgraben, welches im neugestalteten Bereich Ausgrabungsstätte seinen Platz finden wird. © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Das Stadtmuseum im Hoyerswerdaer Schloss ist wegen der Corona-Pandemie schon seit Monaten geschlossen. Die Mitarbeiter sind aber ständig damit beschäftigt, ihre Dauerausstellung für irgendwann wiederkommende Gäste attraktiver zu machen.

Damit Kinder die Arbeit von Archäologen noch besser erleben können, gestaltet jetzt der wissenschaftliche Mitarbeiter Marcel Steller im für Familien konzipierten ErlebnisReich im ersten Stock den Abschnitt „Ausgrabungsstätte“ um. Bisher konnten die jüngsten Museumsbesucher dort in einer „Sandkiste“ graben und Abziehbilder finden, die reale Funde aus alter Zeit (wie Pfeilspitzen oder Scherben) zeigen. Dabei haben sie leider oft Sand im ErlebnisReich verteilt, den Reinigungskräfte beseitigen mussten. Künftig können die Kinder „ohne Sand und mit echten Funden“ die Arbeit an einer Grabungsstelle nachvollziehen, sagt Marcel Steller.

Die in diesem Bereich vorhandenen hölzernen Stufen hat der Historiker in unterschiedlichen Brauntönen angemalt: Jede stellt eine andere Erdschicht dar. In jeder Schicht, die auf ein bestimmtes Zeitalter hindeutet, werden in kleinen Vitrinen hinter Plexiglas echte Funde aus der Vergangenheit zu sehen sein.

Münzen und Wasserburg-Relikte

Weiter oben sind das Münzen aus der DDR-Zeit und etwas tiefer ein ziemlich großes, sehr altes Stück Holz: Teil eines Originalpfostens, der bis ins 16. Jahrhundert zum Vorgängerbau des heutigen Schlosses gehört hat, erklärt Marcel Steller. Damals stand hier eine hölzerne Wasserburg, die 1589 infolge der Unachtsamkeit von Handwerkern abgebrannt ist. In den Folgejahren bis 1592 hat der kaiserliche Amtmann Seyfried von Promnitz dann jenes steinerne Schloss bauen lassen, das heute noch steht. Wichtig ist dem Historiker Marcel Steller, dass selbst einfache Objekte wie ein Stück Holz aus dem Schlossgraben Interessantes aus der Stadtgeschichte erzählen können.

Die Museumsbesucher sollen vor allem verstehen, dass Archäologen meist unscheinbare braune oder graue Objekte im Erdboden finden, die ihnen wichtige Erkenntnisse aus dem Leben der Vorfahren liefern. Dazu muss die Fundstelle in ihrer Gesamtheit unversehrt sein, weil Wissenschaftler eine Scherbe oder ein Stück Knochen erst aus der Erde entnehmen, wenn sie genau bestimmt haben, in welcher Erdschicht das Objekt liegt. Nur so lässt sich ein Fund datieren, und erst danach steht er der wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung, erklärt Marcel Steller. Das Märchenklischee: „Einfach losgehen und einen Goldschatz ausgraben“ gilt für ernstzunehmende Archäologen nicht. Es trifft eher auf Raubgräber zu, die nur Objekte suchen, an denen Sammler Interesse haben. Bei solchen „wilden Grabungen“ werden Fundstätten aber oft unwiederbringlich zerstört.

Der Historiker möchte, wenn das Museum öffnen darf und es die Corona-Regeln zulassen, zu den Europäischen Archäologietagen am 20. Juni einen Workshop für Familien im neugestalteten Bereich Ausgrabungsstätte anbieten. Für Schüler wird es museumspädagogische Angebote geben.