Film ab unterm Sternenzelt

Schwarzkollm. Sonntag noch Krabat-Festspiele, Donnerstag schon großes Kino – die Krabatmühle Schwarzkollm ist im Sommer 2022 in Bestform. Sie haben es im Großen und Ganzen eben drauf hier am Rande des Koselbruchs. Am Einlass hat es gut, wer die Tickets im Vorverkauf gelöst hat, sie elektronisch auf dem Smartphone oder ausgedruckt auf Papier vorzeigen kann – macht zweieinhalb Euro Unterschied zur Abendkasse und man ist schnell drin. Im Kassenhäuschen sitzt an diesem Abend Bianca Nowack. Barzahlung ist kein Problem, nur bei der Kartenzahlung merkt man ein paar Schwingungen, oder eben auch nicht – die Datenverbindung ist grottig. Die Besucher sind entspannt und auch wenn das alles ein bisschen nervt: Nützt ja nüscht, kann ja vor Ort keiner was dafür. Für rund 300 Leute ist bestuhlt - Kunststoffstühle in Reihe, davor eine Reihe Liegestühle, hinten die massiven Holz-Garnituren, die die ganze Saison über auf dem Mühlenhof stehen. Die Gastronomie ist im Vergleich zu den Krabat-Festspielen wieder auf je eine Ausgabestelle für Getränke und Speisen reduziert. Es gibt eher Deftiges, Getränke mit und ohne Alkohol. Und da es sich um Kino-Abende handelt, steht auch eine Popcorn-Maschine bereit.
Rund 15 Leute sind nötig, um so einen Filmabend in der Mühle zu stemmen, sagt Daniela Möckel von der das alles betreuenden Medienagentur „Sender und Empfänger“. Für sie ist es der schönste Kinosaal der Gegend. Na ja, die Kulisse des historischen Dresdens bei den Filmnächten am Elbufer toppe es zwar nicht, aber das Drumherum, das Flair, das ist eben einmalig. Auf der Wiese, auf der vor einer Woche noch August, Krabat, Schwarzer Müller und die Schatten der Vergangenheit zu erleben waren, verdeckt die große Kino-Leinwand das Mühlrad. Es ist die Abendvariante. Wenn es an den Samstagen und Sonntagen am helllichten Tag um die Vorführungen des Familienkinos geht, dann greift man auf die kleinere LED-Wand zurück, die eben auch bei Tageslicht ein sehr gut sichtbares Bild zeigt. Und wie es in der Wetterprognose aussieht, ist es zumindest an diesem Wochenende etwas kühler als am Donnerstag oder Freitag. Und dann heißt es am Donnerstag gegen 21 Uhr nach einer kurzen Begrüßung und dem Dank an die Sponsoren erstmals für diese Saison „Film ab!“
Oben auf der Galerie im stickigen Vorführraum hat Filmvorführer Friedrich Herrmann da schon alles stundenlang vorher vorbereitet. Die digitale Kopie des James-Bond-Films „Keine Zeit zu sterben“ wird per Laptop gestartet. Mit ihr sind die Filmnächte an allen Standorten gestartet. Im Lauf des Abends muss der Filmvorführer in Schwarzkollm zweimal kurz eingreifen, weil irgendwas hängt. Es ist kein Beinbruch, keine lange Unterbrechung.
Der Abend ist angenehm warm, die Mücken haben sich irgendwann verzogen. Der Sterne Zelt hat sich bedeutend besser sichtbar als in der Stadt über den Köpfen ausgebreitet. Flugzeuge und Satelliten ziehen ihre Bahn, eine Handvoll Sternschnuppen ist in den drei Stunden zu sehen – und auf der Leinwand kurvt der ewig schöne Aston Martin DB 5. Bond kämpft und liebt und rettet die Welt. In weiten Teilen ist er dabei nicht allein, am Ende beim Sterben aber doch. Also fast per Funk ist seine geliebte Madeleine bei ihm. Das Netzwerk „Spectre“ existiert nicht mehr, die furchtbarste aller Waffen ist vernichtet. Es schließt sich die Saga der fünf Teile, in denen Daniel Craig den berühmtesten Doppelnull-Agenten der Welt verkörperte, menschlich nah und durchaus verletzlich wie kein anderer vor ihm. Es ist der erste Bond-Darsteller, der im Film stirbt. Und dann zitiert „M“ Jack London bei der kleinen geheimdienstinternen Trauerfeier für den verstorbenen James Bond: „Die eigentliche Funktion des Menschen besteht darin, zu leben, nicht zu existieren. Ich werde meine Tage nicht damit verschwenden, sie zu verlängern. Ich werde meine Zeit nutzen.“ Da ist es in Schwarzkollm kurz nach Mitternacht und ein neuer Tag bricht an. Zeit, ihn zu nutzen. Und vielleicht wird er ja so, wie der Titel des Films am Freitagabend auf dem Mühlenareal heißt: „Wunderschön“.
Filmnächte in der Krabatmühle: 4.8.-28.8. 2022
Gezeigt werden Filme jeweils von Mittwoch bis Sonntag, Beginn um 21 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr. Samstags und sonntags an den ersten beiden August-Wochenenden Familienkino, z.B. Samstag 6.8. 10.30 Uhr: Der kleine Maulwurf“, 16 Uhr „Sing - Die Show Deines Lebens“. Am Abend: „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“