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Gundermann – das geht Hoyerswerda was an

Vor 25 Jahren starb der Liedermacher Gerhard Gundermann überraschend mit nur 43 Jahren. Bis 1996 war er auch Baggerfahrer im Tagebau.

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Reinhard Ständer eröffnet die Ausstellung über Gerhard Gundermann.
Reinhard Ständer eröffnet die Ausstellung über Gerhard Gundermann. © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Hoyerswerda. Diese Arbeit bot ihm Kontakt zu einfachen Menschen und ihrer Sicht auf die Welt. Auf dem Kohlebagger konnte Gundermann seine Lieder mit tiefgründigen Texten schreiben, die zuerst in Ostdeutschland, dann im Westen der Republik und mittlerweile in ganz Europa ihr Publikum finden, erzählt Reinhard „Pfeffi“ Ständer. Als Verantwortlicher für das Gerhard-Gundermann-Archiv in der KulturFabrik (KuFa) hat er in der Stadtbibliothek eine Ausstellung über das Leben und Schaffen des Künstlers eröffnet, dem Hoyerswerda und die Lausitz Heimat gewesen war. Noch bis zum 18. Juli sind acht Plakate zu sehen, die Reinhard Ständer zu Gundermanns 15. Todestag zusammengestellt hat.

Zu Gundis Schaffen gehören in den 1980er Jahren 30 Liedtheaterprogramme mit der Brigade Feuerstein für Erwachsene und Kinder. In den 1990ern stand er solistisch, mit der Gruppe Silly, den Wilderern und mit seiner eigenen Band Die Seilschaft auf Bühnen in ganz Deutschland. Viele Tonträger und Videomitschnitte von Konzerten tragen Gundis Lieder mit den bis heute gültigen Texten in die Gegenwart, erzählt Reinhard Ständer den nur wenigen älteren Zuhörern. Hans-Eckardt Wenzel, Heiner Kondschak aus Tübingen sowie andere Liedermacher und Bands covern Gundis Songs und verbreiten sie weiter. Dem Projekt des niederländischen Sängers Johan Meijer „Gundermanns Lieder in Europa“ haben sich Kollegen unter anderem aus Italien, Schweden, Polen und der Sorbe Bernd Pittkunings angeschlossen. Jeder hat einige Texte in seine Muttersprache übersetzt, so dass die Musik immer bekannter wird. Dazu tragen auch der preisgekrönte Film „Gundermann“ von Andreas Dresen und der Dokfilm der ehemaligen Hoyerswerdaerin Grit Lemke bei.

Gundi war immer ein Querkopf, passte weder in den DDR-Sozialismus noch in das wiedervereinigte Deutschland, sagt Reinhard Ständer. Eine bessere DDR wollte er schaffen, legte sich mit der SED an und war leider einige Jahre Stasispitzel. Als er sah, dass diese Leute nur die Gesinnung der Bürger überwachten, ist er als IM ausgestiegen. Schülerinnen und Schüler sollten sich dennoch heute mit Gundermanns Leben und seinen inhaltlich wertvollen Liedtexten auseinandersetzen, meint Reinhard Ständer. Er würde gern Vorträge halten und Jugendliche durch das Archiv in der KuFa führen. Dorthin kommen meist Menschen aus ganz Deutschland oder dem Ausland, jedoch kaum Menschen aus Hoyerswerda.

Der 25. Todestag von Gerhard Gundermann wird am 17. Juni um 20 Uhr in der KuFa mit einem Konzert der Liedgefährten begangen – ehemalige Mitglieder der Brigade Feuerstein, Witwe Conny Gundermann und Tochter Linda. Am 20. Juni um 19 Uhr findet in der Lausitzhalle die Revue „Gundermann – alle oder keiner“ des Staatsschauspiels Dresden statt, zum Stadtfest spielt Die Seilschaft. Auch in dem mehrteiligen Filmprojekt „Wie klingt Heimat?“ des Dresdener Musikers Felix Räuber spielt „Gundis“ Musik eine Rolle, so Reinhard Ständer. Der Bürgerchor wird sie singen.